Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Wunschzettelzauber

Der Wunschzettelzauber

Titel: Der Wunschzettelzauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Muriel Zagha
Vom Netzwerk:
in der Welt der Kunst viel Platz für hochtrabend daherredende Dummköpfe. Wo wären wir ohne sie? Nein, aber im Ernst, ich bin wirklich an deiner Meinung interessiert. Und ich bin sehr froh, dass wir befreundet sind.«
    Chloe senkte den Blick. Dann sah sie aus dem Fenster. »Die beiden hüpfen noch immer wie verrückt«, sagte sie. »Dabei wird es schon bald dunkel.«
    Â»Gehen wir wieder hinunter.«
    Als sie mit ihm in der Küche saß, dachte sie mit einem Gefühl der Beklemmung an Guillaume. Wäre jetzt ein geeigneter Moment, ihrem neuen Freund von ihm zu erzählen und ihn wissen zu lassen, dass sie sozusagen vorverlobt war? Sie versuchte, sich einen einleitenden Satz einfallen zu lassen. Sie fand keine passenden Worte. Außerdem wusste Charlie bereits, dass sie jemanden kennengelernt hatte. Das hatte sie ihm ja höchst brutal am Tag nach dem Abend im Pub gesagt. Sie konnten auch ein andermal darüber sprechen, es eilte nicht. Und sie sollte jetzt wirklich allmählich nach Hause gehen. Sie würde einfach über etwas anderes, etwas weniger Persönliches sprechen.
    Â»Du hast also aufgehört, deinen Ehering zu tragen?«, platzte es aus ihr heraus, und sie wurde noch während dieser Worte rot.
    Â»Ja«, antwortete Charlie schlicht. »Zum Teil wegen dem, was du neulich zu mir gesagt hast, weißt du noch, als du einen sehr schlechten Tag hattest?«
    Â»Ja. Es tut mir leid, ich …«
    Â»Chloe, ist schon gut«, fiel Charlie ihr ins Wort und legte seine Hand auf ihre, die auf dem Tisch ruhte. »Das ist vergessen. Die Sache ist die, du hast mich gezwungen, über Dinge nachzudenken, denen ich immer ausgewichen bin. Vielleicht, weil ich für Katie alles so normal wie möglich halten wollte. Oder vielleicht, weil es immer schwer ist zuzugeben, dass etwas schiefgegangen ist. Die Beziehung zwischen mir und meiner« – er sah Chloe an und schenkte ihr ein rasches Lächeln – » Ex frau zum Beispiel. Mir ist klar geworden, dass ich bereit bin, ein gewisses Kapitel in meinem Leben zu schließen. Und dafür bin ich dir dankbar. Du hast mir den Tritt gegeben, den ich nötig hatte.«
    Irgendwann während seiner Erklärung hatten sich ihre Hände ineinandergeschlungen, und Chloe gefiel dieses Gefühl zu sehr, um etwas dagegen zu tun. Sie saßen schweigend da und lauschten dem Lachen von Nicolas und Katie im Garten.
    Â»Herrje, wie spät es schon ist!«, schrie Chloe auf, nachdem sie sich schließlich umgedreht und einen Blick auf die Uhr am Backofen geworfen hatte. »Nicolas ist um diese Zeit normalerweise schon in der Badewanne.« Sie blickte auf ihre Hand hinunter, die jetzt mit dem Handrücken entspannt auf Charlies Hand lag, wie ein zufriedenes Tier. »Wir sollten nach Hause gehen«, meinte sie ohne große Begeisterung.
    Â»Ich mache dir einen Vorschlag«, sagte Charlie und drückte dabei leicht mit seinem Daumen auf ihre Handfläche. »Warum stecken wir nicht einfach die Kinder ins Bett, und dann könnten wir, du und ich, zu Abend essen. Irgendetwas Einfaches. Dann könntest du noch ein bisschen länger bleiben.«
    Â»Und danach nach Hause gehen?«
    Â»Natürlich«, erwiderte Charlie. »Wenn du das möchtest.«
    Sie blickte ihm ins Gesicht und hob die Hand, um sachte sein Haar zu berühren, seine Wange, seine Lippen. Sie vergaß, dass sie vorverlobt war. Das hier – das war das wirkliche Leben. Wortlos beugte sie sich vor und presste ihre Wange gegen seine, atmete seine Wärme. Sie traf eine Entscheidung. Dann erhob sie sich und ging in den Garten.
    Â»Nicolas!«, rief sie. »Würdest du gern zu einer Pyjama-Party hier bleiben und bei Katie übernachten?«
    Â»Ja!« Nicolas’ Gesicht strahlte, dann wurde er besorgt. »Aber nicht ohne dich, Mummy. Wo willst du denn schlafen?«
    Â»Ach, ich bleibe auch hier«, antwortete Chloe, ohne Charlie direkt anzusehen, sich dabei aber prickelnd seiner Gegenwart bewusst.

47
    Frühaufsteher
    Ganz früh am Morgen kam Chloe in die Küche hinunter, in Charlies Morgenmantel gehüllt. Er schlief noch, und sie hatte ihn eine ganze Weile stumm betrachtet. Dann musste sie sich entscheiden. Ihrem wachsenden Verlangen nachgeben, ihn aufzuwecken? Oder ihrem Bedürfnis, eine Weile allein zu sein und darüber nachzudenken, was vergangene Nacht geschehen war? Sie entschied sich, von ihm weg-

Weitere Kostenlose Bücher