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Der Wunschzettelzauber

Der Wunschzettelzauber

Titel: Der Wunschzettelzauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Muriel Zagha
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Ganz weit oben auf dem Baum« , antwortete sie versuchsweise.
    Der Mann lächelte und wies sie zu der Hintertür des Ladens. Sie trat aus dem Lamm-und-Kartoffel-Dunst hinaus in einen dunklen Hinterhof, in dem einige Abfallcontainer standen. An der Rückseite führte ein offen stehendes Tor in einen Garten. Von dem Klang von Stimmen geleitet ging sie auf einen riesigen Eichenbaum zu. In seiner Krone befand sich, von innen beleuchtet, ein Baumhaus von enormer Größe, zu dem eine Leiter hinaufführte. Es klang, als befänden sich Leute darin. Weitere Gäste drängten sich um den Stamm herum, tranken und schwatzten. Da kam Charlie auf sie zu. Ohne ein Wort legte er ihr beide Arme um den Hals, beugte seinen Kopf hinunter und küsste sie mit einer Vertrautheit, die in ihr jede Minute der vergangenen Nacht wieder zum Leben erweckte.
    Â»Hallo«, murmelte sie danach und presste ihr Gesicht an seines.
    Â»Hallo«, murmelte Charlie. »Ich habe dich vermisst.«
    Â»Du musst Chloe sein«, tönte plötzlich ganz nah eine weibliche Stimme. »Weil, so küsst er sonst keine von uns, das steht mal fest.«
    Charlie wandte sich ein wenig zur Seite, behielt aber einen Arm fest um Chloes Schultern. »Löckchen, ich hoffe, du benimmst dich. Ja, das ist meine Freundin Chloe. Chloe, das ist Valerie, unsere Gastgeberin.«
    Â»Löckchen, bitte«, verbesserte Valerie, eine plump gebaute, kleine Frau in den Fünfzigern, die in einem engen Cocktailkleid steckte und eine rosa Tätowierung am Arm trug. Sie trug eine Schmalzlocke wie Elvis Presley (und weitere kleine Ringellöckchen an den Schläfen).
    Â»Hallo«, grinste Chloe und wiegte sich leicht in Charlies Armen. Es war verblüffend, wie berauscht man sich manchmal fühlen konnte, ohne einen Tropfen Alkohol getrunken zu haben.
    Â»Hast du zufällig ’ne Flasche dabei, Chloe-Schätzchen?«, erkundigte sich Löckchen sachlich, »weil ich nämlich keinen Alkohol anbiete, weißt du, nur was zu mampfen.«
    Â»Klar, ich hab vorgesorgt«, erklärte Chloe und nickte. »Ich hab eine Flasche Wein im Mantel.«
    Â»Das ist super. Charlie, Süßer, gehst du mit Chloe rauf in den Baum?«
    Oben hatten Löckchen und ihr beträchtlich jüngerer und adret­ter Freund Sergej cremefarbene Leintücher über den einfachen Zeichentisch und Gartenstühle drapiert und die Decke des Baumhauses mit orangefarbenen Papierlaternen geschmückt, so dass ein warmes Zwielicht herrschte.
    Â»Wessen Baumhaus ist denn das? Gehört es Löckchen?«, erkundigte sich Chloe, nachdem sie die gefärbten Gläser, das hübsche Porzellan, das für zwölf Gäste aufgedeckt war, und die Seidenblumen, die überall auf dem Tischtuch verstreut lagen, in sich aufgenommen hatte.
    Â»Hier wohnen sonst Freunde von ihr mit ihren Kindern, deswegen das Baumhaus. Aber sie sind für diese Nacht in Sergejs Haus umquartiert. Löckchen und Sergej leihen sich oft die Örtlichkeiten für ihre Veranstaltungen aus. Letztes Jahr haben sie auch in meinem Haus eines ihrer Abendessen organisiert.«
    Â»Gab es da auch eine Wasserschlacht?«, fragte Chloe und schlang ihre Arme um seine Hüfte.
    Â»Nein, die war speziell für dich«, antwortete Charlie und erwiderte den Druck. »Damals gab es das Abendessen ganz normal in der Küche – allerdings ein sehr interessantes russisches Essen von Sergej. Mit Borschtsch und Piroggen und Babka. Tja, eigentlich gab es auch ein bisschen Springen danach, wenn ich es recht bedenke. Löckchen ist nach dem Essen eine Weile auf dem Trampolin herumgesprungen – um die Verdauung zu fördern. Und sie ist erschreckend gut dabei. Als Teenager hat sie bei Wettbewerben mitgemacht.«
    Â»Das ist Ewigkeiten her, Schätzchen«, grinste Löckchen, die gerade mit einem Tablett voller Vorspeisenhäppchen am oberen Ende der Leiter auftauchte.
    Â»Aber du hast die Bewegungen immer noch drauf«, meinte ­Charlie, nahm ihr das Tablett ab und drückte ihr einen Kuss auf die Stirn.
    Löckchen war nicht nur ein Bewegungstalent, sondern konnte auch kochen. Das Abendessen war erstaunlich gut – eine köstliche Hommage an den Frühling. Unter den anderen Gästen waren zwei Food-Blogger, die zu Besuch aus San Francisco waren, ein Londoner Food-Hunter, ein Chili-Freak, zwei Mädchen, die ausgesuchte Tee-Partys gaben und sich die

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