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Der Wunschzettelzauber

Der Wunschzettelzauber

Titel: Der Wunschzettelzauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Muriel Zagha
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überraschen?«, ertönte plötzlich eine männliche Stimme hinter ihr. Chloe fuhr zusammen. Es war nur Bruno mit einer weiteren Variante ihres privaten Dauerwitzes. Langsam wandte sich Chloe zu ihrem Chef um. Auch er glühte plötzlich auf diese seltsame Weise – auch er war ein Mann! Du lieber Gott, das war es: Sie hatte eine Art Zweites Gesicht entwickelt. Dinge passierten, die sie nicht erklären konnte. Die Grenze zum Reich der Fantasie war plötzlich fließend. Würde sie je wieder zurückfinden?
    Â»Hmmm?«, machte sie und lächelte Bruno an, um ihre Anspannung zu verbergen. Im nächsten Augenblick vernahm sie hinter sich lautes Kindergeschrei.
    Â»Au weia.« Bruno deutete zu dem Spielzeughaus hinüber. »Das ist wie die Stammeskämpfe in Afghanistan. Meinst du, du kannst vielleicht ’elfen?«
    Chloe wandte sich um. Anscheinend hatte das kleine dunkelhaarige Mädchen in der roten Latzhose vergeblich versucht, zu den anderen Kindern in das Spielzeughaus zu kriechen und an ihrem Spaß teilzuhaben. Die anderen, die sich glücklich darin verschanzt hatten, verteidigten ihr Territorium und machten Front gegen die Kleine. Chloe seufzte und ging um die Theke herum. Ständig war Diplomatie gefragt, wenn auf dem Spielplatz Spielsachen geteilt werden mussten, und jetzt kam sogar noch eine unerlaubte Hausbesetzung dazu – es hörte wohl nie auf. Mit Kindern zu leben war, als müsste man eine Liliputaner-Version der Vereinten Nationen leiten.
    Aber bevor sie noch eingreifen konnte, sah sie, dass der Macchiato-Mann – der anscheinend der Vater der Kleinen war – ihr zuvorgekommen war. Er kniete mit dem Rücken zu Chloe vor dem Häuschen und schien mit den Kindern darin zu sprechen. Als Chloe näher kam, erkannte sie, dass er tatsächlich mit Nicolas sprach, der die kleine Tür des Häuschens blockierte wie ein Rausschmeißer an einem Samstagabend vor einem Club.
    Â»Ach, komm schon«, sagte der Macchiato-Mann gerade, »ich finde nicht, dass das besonders fair von dir ist.«
    Â»Ja, aber«, erwiderte Nicolas in höflichem Ton, »wir sind gerade mitten in einem Spiel.«
    Â»Na ja, Katie würde euer Spiel bestimmt gern mitspielen. Oder, Katie?« Seine kleine Tochter, deren Haar zerrauft war, nickte stumm.
    Â»Das ist ein schwieriges Spiel«, argumentierte Tallulah von innen großartig. »Das könnte sie gar nicht mitspielen.«
    Â»Sie ist noch zu klein«, setzte Triinu noch eins drauf.
    Â»Sie heißt Katie«, stellte der Macchiato-Mann sie vor.
    Â»Hallo, Katie«, murmelte Nicolas und blickte scheu zur Seite.
    Â»Hallo«, sagte Triinu.
    Â»Hallo, Katie!«, riefen die Zwillinge von innen. »Das ist Katie! Die geht mit uns in den Kindergarten!«
    Â»Ist mir doch egal , wie sie heißt!«, erklärte Tallulah in einer nahezu originalgetreuen Nachahmung von Joan Collins in ihrer Rolle als Biest in Denver Clan . »Die kennt unser Spiel nicht.«
    Â»Ihr könntet es ihr erklären«, meinte der Macchiato-Mann.
    Inzwischen hatten Megans Zwillinge Hattie und Bertie begonnen, sich unter Gejohle wechselseitig anzubrüllen: »Hallo, Pupskopf!«.
    Chloe bemerkte erschrocken, dass die kleine Katie anfing zu weinen.
    Â»Das ist unser Haus«, rief Nicolas über den Lärm der Zwillinge hinweg. »Bei dem Spiel müssen wir …«
    Â»Das Haus ist für alle da«, erklärte der Macchiato-Mann und legte einen Arm tröstend um seine Tochter. »Meinst du nicht, dass es schöner wäre, wenn ihr alle zusammen spielt?« Seine Stimme klang noch immer ruhig, wenn auch ein wenig lauter, um sich über den Lärm verständlich zu machen. Chloe, die hinter ihm stand, hatte genug von dem Theater und trat näher, um einzugreifen.
    Â»Hattie und Bertie, schscht«, befahl sie streng. Die Zwillinge verstummten. »Was ist los? Nicolas?«
    Der Macchiato-Mann wandte sich mit ruhigem Gesicht um und sah dann wieder Nicolas an.
    Â»Ist das deine Mami?«, fragte er.
    Â»Ja, ich bin seine Mutter«, antwortete Chloe. Der Macchiato-Mann blickte zu ihr hinauf. Einen Augenblick lang sahen sie sich stumm an, dann bemerkte Chloe die Andeutung eines Lächelns auf seinem Gesicht, und sie erinnerte sich an ihre Mickymaus-Ohren. Mit einer raschen Bewegung streifte sie sie ab. Dann sah sie ihren Sohn scharf an. »Hört mal alle zu, wenn dieses kleine

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