Der Wunschzettelzauber
dringend telefonieren zu müssen oder eine Flasche Wasser aus dem Café holen zu wollen. Aber Theo tat das zumindest mit seinem üblichen Charme, während Macchiato-Mann nicht einmal den Versuch machte, sich einzuschmeicheln. Chloe starrte ihn an.
Nicolas gab sich versöhnlich. »Wenn du willst«, sagte er zu dem Mädchen, »kannst du ein Drache sein, und ich bin ein Ritter.«
»Ja gut«, erwiderte Katie.
Die beiden setzten sich in Richtung der Verkleidungskiste in Bewegung und unterhielten sich dabei â und schienen Freundschaft zu schlieÃen. Es sah sehr süà aus. Lächelnd blickte Chloe ihnen nach.
Dann, gerade als sie Macchiato-Mann einen triumphierenden Blick zuwarf, der besagte: »Na, habe ich nicht einen lieben Jungen«, sagte Nicolas in seiner klaren, hohen Stimme, zu Katie gewandt: »Ich bin froh, dass du der Drache bist. Das heiÃt, ich kann dich töten. Dir den Kopf abschlagen.«
14
Der Fröhliche Mister Pudding
Als er an Megans Haustür klingelte, wirkte der »Fröhliche Mister Pudding« in seiner normalen StraÃenkleidung so schülerhaft, unterwürfig und sanft, dass Chloe sich fragte, ob er wirklich der professionelle Unterhalter für Kinderpartys sein konnte. Wussten sie denn bei seiner Agentur nicht, wie es bei Kinderpartys zuging? Wie konnten sie denn einen solch netten jungen Mann den Löwen vorwerfen?
Denn in weniger als einer Stunde würde die Kinderparty zu Hatties und Berties drittem Geburtstag im Gange sein, und der »Fröhliche Mister Pudding« würde es mit einem groÃen Raum voller kreischender kleiner Ungeheuer zu tun haben.
Megan war wegen dieser Party sowieso schon ziemlich fertig mit den Nerven. Theo hatte seinen Chef und einige seiner wichtigsten Arbeitskollegen mit ihren Kindern eingeladen und die Geburtstagsparty der Zwillinge für eine Doppelveranstaltung mit angegliederter Stehparty für die Erwachsenen genützt. Er hatte sich zwar damit einverstanden erklärt, dass das Essen für die Kinder bei einem Supermarkt bestellt wurde, doch für die Erwachsenen hatte er auf einem Profi-Partyservice samt Personal bestanden. Dabei hasste Megan es, mit Personal zu tun zu haben. Es war ihr unangenehm, andere Leute Arbeiten erledigen zu lassen, die sie auch selbst tun konnte. So sah sie unglücklich zu, wie geschickte junge Leute Sushi-Häppchen auf Platten anrichteten und winzige silberne Tabletts mit eleganten Trinkgläsern bereitstellten.
Die arme Megan sah ihre Vorstellungen auch, was das Essen für die Kinder betraf, durchkreuzt, wenn auch nicht von Theo. Wenn es nach ihr gegangen wäre, hätte sie FruchtspieÃchen, Rohkost und Vollkorn-Reiswaffeln serviert, und der Geburtstagskuchen wäre ein gesunder Joghurtquarkkuchen gewesen. Die Erfahrung aber hatte sie gelehrt, dass Kinder nicht immer das gern aÃen, was gut für sie war, vor allem nicht bei Partys. Und daher hatte sie Pommes und Würstchen, Minipizzas und Schokoplätzchen besorgt sowie einen wie gelackt wirkenden Marienkäfer-Geburtstagskuchen gebacken, der im Prinzip halb aus Buttercreme und halb aus grellroter Zuckerglasur auf einer dünnen Teigschicht bestand. Wenigstens waren es alles Bioprodukte, tröstete sie sich selbst.
Und Theo hatte auch darauf bestanden, einen Profiunterhalter für die Kinder zu engagieren. Der stand nun vor der Tür und wirkte, im Gegensatz zu seinem Namen, nicht im Geringsten fröhlich.
»Kann ich mich hier irgendwo umziehen?«, fragte der schüchterne junge Mann Megan.
Die Zwillinge waren mit Nicolas im Garten, also schlug Megan vor, dass er das Kinderzimmer im ersten Stock benützen sollte. Ach nein, nein, wehrte er ab, er wolle nicht dort eindringen. Ob er sich nicht vielleicht im Badezimmer umziehen könne � Chloe, die den Wortwechsel aus der Küche heraus beobachtete, dachte: Du lieber Gott, die Kinder werden Hackfleisch aus ihm machen .
Es war daher ein gelinder Schock für sie alle, als zehn Minuten später ein kaum wiederzuerkennender Mister Pudding mit einem gebellten » Halloooo zusammen! « in die Küche gehüpft kam und dabei fast auf dem frei stehenden hölzernen Servierwagen gelandet wäre. Chloe und Megan starrten ihn fassungslos an. Der Mann schien wie umgewandelt. Erstens wirkte er viel gröÃer. Mit dem Zylinderhut, der Lederhose und dem Flickenmantel schien er eine Mischung aus Harpo Marx und dem
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