Der Wunschzettelzauber
beide als Freiwillige für eine Nahrungsmittelkooperative.«
»Das hört sich groÃartig an.«
»Das ist es auch. Nur Vollwertnahrung, alles lose verkauft, so dass man seine eigenen Behälter mitbringen muss. Keine Plastiktüte weit und breit.«
»Ah, das gefällt mir«, meinte Chloe beeindruckt. »Ich glaube, darin steckt die Zukunft.«
»Es ist die einzige Möglichkeit für uns, wenn wir Gaia nicht töten wollen.«
»Wer ist Gaia ?«, fragte Chloe erschrocken und verwirrt von diesem unerwarteten Gedanken.
Greg wandte sich Peter zu, der mit leiser, ausdrucksloser Stimme sagte: » Gaia ist Mutter Erde.«
»Ach so, verstehe«, erwiderte Chloe. »Ja, diese Unmengen an Plastik, die wir heutzutage verbrauchen, sind der reinste Horror. Diese Müllhalden! Wirklich beängstigend.«
»Ja. Aber was tun Sie dagegen, Chloe?«
Er sah sie streng an. Schon wieder, oh Gott. Konnte Greg je seine politischen Ansichten vergessen und sich einfach entspannen? Er sollte lieber versuchen, ein bisschen zu flirten. Dann erkannte sie, dass er genau das tat. Auf seine Art.
Sie betraten den Saal. Ãberall waren Kinder, sogar Babys, und alle strapazierten ihre Stimmbänder. Das Ganze wirkte chaotisch, aber vielversprechend, und die Bühne war für eine ziemlich groÃe Band vorbereitet.
»Na ja, ich weiÃ, dass das vielleicht nicht genügt, aber ich bemühe mich immerhin, einige Sachen in den kleinen Läden zu kaufen statt im Supermarkt«, sagte Chloe versuchsweise. »Brot und Fleisch zum Beispiel. Und Obst und Gemüse von unserem kleinen Markt. Ich arbeite aber auch in einem französischen Delikatessengeschäft, das schärft meinen Blick für â¦Â«
»Ich habe schon seit Jahren keinen Supermarkt mehr betreten«, erklärte Greg ungeheuer selbstzufrieden. »Ich wüsste nicht mal, wo der Nächste ist. Meine Exfrau dagegen kauft online ein und lässt sich alles in die Wohnung bringen. Das bedeutet, der Lieferservice muss den gesamten Einkauf drei Stockwerke hinauftragen!«
Es klang bei ihm, als würde seine Exfrau kleine Kinder zum Frühstück verspeisen.
»Ich muss gestehen, dass ich da Peters Mutter voll und ganz verstehe«, erwiderte Chloe und lächelte Peter an, der sie äuÃerst verwirrt anblickte. »Arbeitet sie Vollzeit?«
»Ja.«
»Also, ich weià nicht, Greg«, meinte Chloe nachdenklich, während sie sich in ihrer Stuhlreihe seitwärts bewegten, »aber ich nehme an, es ist ein bisschen leichter, ganz auf Supermärkte zu verzichten, wenn man allein lebt. Wenn Sie sich die ganze Zeit um Peter kümmern müssten und von morgens bis abends auÃer Haus bei der Arbeit wären, und auch noch im dritten Stock wohnten, würden Sie vielleicht auch manches ein bisschen abkürzen müssen. Glauben Sie nicht?« Sie lächelte ihn an. Wenn sie ihn nur etwas aus der Reserve locken könnte! Vielleicht war er, genau wie sie, schon lange nicht mehr mit jemand ausgegangen und fühlte sich ein wenig eingerostet. Vielleicht würde die Musik helfen.
»Das ist lächerlich. Man kann immer anders, wissen Sie. Das ist eine Frage der Moral. Und das hat meine Exfrau offensichtlich nie verstanden.«
Und du auch nicht, du fremde, moralisch verwerfliche Frau, mit der ich gerade mit dem Holzhammer flirte , ergänzte Chloe innerlich seinen Gedanken. Greg war noch immer dabei, sie in Erwägung zu ziehen. Das erkannte sie an seinem Blick, der mit unverhülltem Interesse auf ihrem Busen ruhte.
Wohl nicht gerade ein vielversprechender Anfang, aber im wirkÂlichen Leben war eben nicht alles so einfach. Und jetzt hatten sie erst einmal das Konzert vor sich. Etwas, auf das man sich freuen konnte.
Nachdem sie ihre Sitzplätze gefunden und die beiden Jungen zwischen sich gesetzt hatten, fiel Chloe Gregs starrer Blick auf. Er fixierte den Spielzeugritter, den Nicolas in der Hand hielt.
»Nicolas ist ein absoluter Ritter-Fan«, erklärte sie. »Alles, was mit Mittelalter zu tun hat, fasziniert ihn. Ich bin mit ihm zur Burg Tintagel gefahren und â¦Â«
Greg blickte sie an. »Wissen Sie, wie viele Menschen beim Bau solcher Luxusgebilde für eine kleine Elite sterben mussten?«
Chloe verstummte, dann meinte sie sanft: »Viele Kinder spielen gern Ritter.«
»Nicht alle Kinder. Wenn Peter bei mir ist, spielt er nur mit moralisch einwandfreien Puppen,
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