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Der Zauber deiner Lippen

Der Zauber deiner Lippen

Titel: Der Zauber deiner Lippen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: OLIVIA GATES
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Rezept patentieren lassen.“
    Er tat so, als glaube er ihr kein Wort. „Tu doch nicht so. Du willst nur nicht zugeben, dass die Strafe dich trifft.“
    „Wie kommst du denn auf die Idee? Aus dem Alter bin ich längst raus.“ Wieder häufte sie sich die Gabel voll und schob sie in den Mund. „Hm …“
    „Dann magst du es also wirklich?“
    „Oh, ja! Anfangs fand ich den Geruch etwas seltsam, aber es schmeckt super. Zuerst dachte ich, es sei alter Fisch.“
    „Es ist alter Fisch.“
    Sie hätte sich beinahe verschluckt. „Das ist nicht dein Ernst.“
    „Doch.“ Er grinste vergnügt. „Aber wenn es dir schmeckt, ist das doch ganz egal, oder?“
    Einen Augenblick lang dachte sie darüber nach. Dann nahm sie beherzt einen weiteren Bissen. „Ja.“
    Jetzt tat auch er sich auf und begann zu essen. „Der Fisch ist zwar alt, aber nicht vergammelt. Es ist Stockfisch, an der Luft getrockneter Kabeljau. Hier gilt er als Delikatesse, und dir schmeckt er offenbar auch. Die Berber brachten ihn nach Katalonien, letzten Endes aus Ägypten. Aber ich bin wahrscheinlich der Erste, der Stockfisch mit allerlei Grünzeug und den Beeren mischt, die Gustavo im Garten hat und von denen er behauptet, sie besäßen Wunderkräfte.“
    „Das ist ja wohl allerhand! Du gibst mir halb vergammelten Fisch und irgendwelche unbekannten Beeren zu essen, verbietest mir aber, mich schneller als eine Schildkröte zu bewegen.“
    „Seit Jahrhunderten schon hat sich Stockfisch bewährt. Er wirkt antibakteriell und reguliert die Verdauung. Alle anderen Zutaten sind schon viele Male an mir ausprobiert worden, und ich bin der lebende Beweis, wie gesund sie sind. In den letzten zwanzig Jahren bin ich nicht ein einziges Mal krank gewesen.“
    „Beschrei es nur nicht.“
    Er lachte. „Bist du etwa abergläubisch? Glaubst du, dass ich jetzt todkrank werde, weil ich das Schicksal herausgefordert habe?“
    „Wer weiß, vielleicht mag das Schicksal keine Angeber.“
    „Ich glaube eher, dass das Schicksal keine Spieler mag.“ Kurz verdüsterte sich seine Miene, dann senkte er den Blick. „Da ich kein Spieler bin, habe ich gute Chancen, dass das Schicksal es gut mit mir meint. Aber was ist mit dir? Wenn du weiter durch die Gegend läufst wie ein aufgeschreckter Hase, dann nützt es dir gar nichts, dass du mental wieder einigermaßen in Ordnung bist. Wenn du stolperst, hast du nur einen gesunden Arm, auf dem du dich abstützen kannst. Und das kann leicht schiefgehen. Außerdem bist du schwanger, auch wenn du die ersten drei Monate offenbar problemlos überstanden hast. Wahrscheinlich als Ausgleich dafür, dass du so viel anderes hast ertragen müssen.“
    Stimmt, es ging ihr so gut, dass sie manchmal total vergaß, schwanger zu sein. Nicht, dass sie das wollte, im Gegenteil, sie freute sich sehr auf das Kind. Die Aussicht, ein Baby zu haben, das sie lieben und für das sie sorgen konnte, war sehr beglückend. Endlich würde sie die Familie haben, nach der sie sich immer gesehnt hatte. Dafür zumindest musste sie Mel dankbar sein, denn wahrscheinlich war er es gewesen, der sie überredet hatte, sich auf die In-vitro-Befruchtung einzulassen. Aber da sie keinerlei Probleme mit ihrer Schwangerschaft hatte, vergaß sie tatsächlich manchmal, in welchem Zustand sie sich befand.
    „Gut, ich werde in Zukunft vorsichtiger sein. Aber nur, wenn du Consuelo dazu bringst, nicht ständig hinter mir her zu sein.“
    Er sah sich um, als wisse er nicht, wovon sie sprach. Dann fragte er mit Unschuldsmiene: „Wieso ich? Was habe ich damit zu tun?“
    Unwillkürlich musste sie lachen. „Du hast sie doch auf mich angesetzt.“
    „Und wenn schon. Man kann eine nukleare Reaktion in Gang setzen, aber ob man später noch in der Lage ist, sie zu stoppen, bleibt fraglich.“
    „Aber du musst! Nächstens putzt sie mir noch die Zähne.“
    „Meinst du wirklich, ich kann einer Glucke ihr verletztes Küken wegnehmen? Ich bin vielleicht Alleinherrscher in meinem Krankenhaus, aber hier bleibt mir nichts anderes übrig, als nach Consuelos Pfeife zu tanzen.“
    „Das habe ich auch schon gemerkt.“ Sie lachte leise. Auch das liebte sie so an ihm. Dass er als echter Macher, der es gewohnt war, das Sagen zu haben, bei sich zu Hause jemand anderem – und dazu noch einer Frau – das Regiment überlassen konnte, weil er wusste, dass sie gut war. Mit leicht zur Seite geneigtem Kopf sah sie ihn an. „Die Frauen haben hier in den Familien wohl viel zu sagen?“
    „Allerdings. Das

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