Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Zauber deiner Lippen

Der Zauber deiner Lippen

Titel: Der Zauber deiner Lippen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: OLIVIA GATES
Vom Netzwerk:
unangenehme Situation brachten.
    Nur das konnte der Grund dafür sein, dass er sich plötzlich mit seiner Familie umgeben wollte. Denn gerade noch tags zuvor hatten sie über die Verwandten gesprochen, und er hatte nichts erwähnt. Und als er gesagt hatte, dass dies das erste Jahr sei, in dem ihn bisher keiner besucht hätte, da schien er darüber froh gewesen zu sein. Wohl weil er mit Mels Tod, ihrem, Cybeles, schlechten Gesundheitszustand und ihrer allmählichen Genesung genug um die Ohren hatte. Zumindest hatte sie diesen Eindruck gehabt, aber das war wohl auch ein Irrtum gewesen.
    Deshalb hatte er, als sie ihm so offen gezeigt hatte, was sie fühlte und wollte, keinen Ausweg gesehen, als schnell die Familie vorzuschieben. Wahrscheinlich würden die Verwandten, wenn auch in wechselnder Besetzung, so lange bleiben, bis Cybele gesund genug war, um wieder allein leben zu können. Das allerdings konnte Wochen, wenn nicht Monate dauern.
    Das war wie ein Schlag ins Gesicht, aber sehr heilsam. Plötzlich wusste sie, was sie zu tun hatte. Sie konnte nicht zulassen, dass er etwas tat, wozu er eigentlich keine Lust hatte, nur damit er nicht mit ihr allein sein musste. Außerdem durfte sie ihm nicht noch mehr Verantwortung zusätzlich zu der, die ihre Genesung betraf, aufbürden. Denn sie kannte ihn gut genug, um zu wissen, dass er sich jetzt auch wegen ihrer unpassenden Gefühle Vorwürfe machte. Sicher glaubte er, er sei schuld daran, dass sie eine solche Leidenschaft für ihn entwickelt hatte, auch wenn das nicht seine Absicht gewesen war.
    Sie musste ihn von dieser Last befreien, durfte nicht länger seine Freundlichkeit und Unterstützung in Anspruch nehmen. Vor allem musste sie sehr schnell etwas unternehmen, bevor ihre Gefühle für ihn die Oberhand gewannen und sie sich nicht mehr von ihm würde lösen können.

8. KAPITEL
    Entschlossen nahm Cybele den Kopf zurück und unterdrückte die Tränen, die ihr in den Augen schimmerten. Jetzt war nicht die Zeit, in Selbstmitleid zu zerfließen. Sie musste aus Rodrigos Leben verschwinden, um ihn von der Verantwortung zu entbinden, die ihm offenbar zunehmend zur Last geworden war. Ihr blieb nichts anderes übrig, als ihr Leben selbst wieder in die Hand zu nehmen und sich einen guten Job zu suchen, dem sie auch mit Baby nachgehen konnte. Ihr war klar, dass sie nicht mit der Hilfe ihrer Mutter rechnen konnte.
    Sie musste sofort abreisen, damit Rodrigo nicht gezwungen war, seine ganze Familie zu seiner Rettung herbeizurufen. Er sollte sich wieder auf die Dinge konzentrieren können, die wichtig für ihn waren. Lange genug hatte sie ihn davon abgehalten. Sowie sie das Haus betraten, wollte sie ihm ihren Entschluss mitteilen, aber Rodrigo kam ihr zuvor.
    „Als ich hierherzog, hatte ich sehr schnell den Eindruck, dass die Katalanen jede Gelegenheit nutzen, um zusammenzukommen und zu feiern. Man sagte mir damals, sie hätten so sehr um ihre eigene Sprache und ihre Eigenständigkeit kämpfen müssen, dass sie besonderen Wert auf die alten Bräuche legen. Meine Leute haben seit vielen Generationen in Katalonien gelebt und fühlen sich dem Familienverband und den kulturellen Traditionen eng verbunden. Und seit ich dieses Haus vor fünf Jahren gebaut habe, hat es sich eingebürgert, dass man hier bei besonderen Anlässen zusammenkommt.“
    Cybele merkte nur zu deutlich, dass Rodrigo versuchte, seinen plötzlichen Entschluss logisch zu begründen und so zu tun, als habe seine Einladung nichts damit zu tun, dass sein Hausgast sich wie eine rollige Katze verhalten hatte. Am liebsten hätte sie ihn angeschrien, doch endlich still zu sein. Denn wenn sie das fröhliche und sicher laute Beisammensein einer lebhaften katalanischen Familie mit dem einsamen Leben verglich, das vor ihr lag, fiel es ihr noch schwerer, das auszusprechen, was sie ihm sagen musste. Der Hals war ihr wie zugeschnürt, als Rodrigo ihr auf dem Weg zu ihrer Suite lächelnd von seiner fröhlichen Familie erzählte. „Im Frühling und Sommer finden überall fiestas statt, das bedeutet …“
    „Volksfeste, ich weiß“, sagte sie leise, „aber ich …“
    Er strahlte. „Entschuldige, aber ich vergesse immer, wie gut dein Spanisch ist. Und auch ins Katalanische hast du dich schon sehr gut hineingehört. Und das in dieser kurzen Zeit.“
    Wieder musste sie sich abwenden, denn Tränen traten ihr in die Augen. Wie gut ihr sein Lob tat. Er schien nicht zu bemerken, was in ihr vorging, denn er schwärmte ihr weiter von seinen

Weitere Kostenlose Bücher