Der Zauber deiner Lippen
sie immer noch nicht begriffen, dass ich es ernst meine, wenn ich sage, dass sie meine Eltern sind? Doch wie auch immer, macht euch keine Sorgen. Ich kümmere mich um alles.“
Cybele starrte ihn an wie eine himmlische Erscheinung. Oh, wie sie ihn liebte … „Danke“, brachte sie nur heraus.
„Nicht schon wieder“, sagte er und lächelte gequält.
„Wenn ich einen Grund habe, dann werde ich mich auch bei dir bedanken. Also finde dich damit ab. Und da ich schon dabei bin, dir all meine Probleme aufzuhalsen, will ich noch zu etwas anderem deine Meinung hören. Meinem Arm.“
Er kniff leicht die Augen zusammen. „Was ist mit deinem Arm?“
„Die Knochenbrüche sind verheilt, aber die Nerven haben sich noch nicht wieder regeneriert. Vor acht Wochen hast du gesagt, ich könne in ein paar Monaten wieder operieren. Warst du da zu optimistisch? Werde ich Arm und Hand jemals wieder so gebrauchen können, wie es für meine Arbeit als Chirurgin notwendig ist?“
„Dazu ist es noch zu früh, Cybele.“
„Keine Ausflüchte, bitte. Du weißt, ich würde sie doch durchschauen.“
„Das würde ich nie tun.“
„Auch nicht, um mich zu schützen?“
„Nein.“
Sie glaubte ihm. Er würde sie nie belügen. Und sie musste die Wahrheit wissen. „Dann sag mir bitte ehrlich, wie du die Sache siehst. Ich bin Linkshänderin und kann nur mit links operieren. Bist du davon überzeugt, dass ich in ein paar Wochen meinen Beruf wieder ausüben kann? Du hast mir doch selbst gesagt, dass ich schwere Nervenverletzungen im linken Arm habe …“
„Die ich durch meine neue OP-Methode behoben habe.“
„Aber der Arm fühlt sich nach wie vor schwach und taub an, und ich habe wenig Gefühl in den Fingern.“
„Es ist wirklich noch zu früh für eine endgültige Prognose. Sowie die Knochen vollkommen geheilt sind, fangen wir mit einer Physiotherapie an.“
„Aber die Brüche sind geheilt.“
„Das glaubst du. Du bist jung und gesund, und für dich fühlt es sich so an. Aber ich muss einen hundertprozentigen Beweis haben, bevor ich dir den Verband abnehmen kann. Das ist normalerweise zwölf Wochen nach der Operation der Fall. Danach fangen wir mit der Physiotherapie an. Dabei gehen wir Schritt für Schritt vor. Erst wird etwas gegen die Schwellungen und die Schmerzen getan, dann werden die Muskeln gestärkt bis hin zur Feinmotorik, sodass du die Hand wieder ohne Einschränkungen gebrauchen kannst.“
„Und wenn das alles nichts hilft? Wenn ich zwar wieder gut mit dem Arm zurechtkommen, aber nie wieder operieren kann?“
„Auch dann gibt es keinen Grund zur Panik. Im schlimmsten Fall finde ich ganz sicher etwas für dich im medizinischen Bereich, was dich interessiert. Aber ich bin sicher, dass du irgendwann den Arm und die Hand wieder so einsetzen kannst wie früher. Ich gebe nicht auf, bis es so weit ist. Und mach dir keine Gedanken, wenn das Ganze etwas länger dauern sollte. Du kannst hierbleiben, solange du willst. Und du hast mich, Cybele. Ich bin jederzeit für dich da, komme, was da wolle. Du kannst dich hundertprozentig auf mich verlassen.“
Da konnte sie nicht anders, sie musste sich ihm an die Brust werfen. Mit dem gesunden Arm drückte sie ihn fest an sich, und die Tränen liefen ihr über die Wangen. Sie liebte ihn so sehr und war so dankbar, dass es ihn gab.
Rodrigo blieb ganz ruhig, ließ sich umarmen und wartete geduldig ab, bis sie sich ein wenig beruhigt hatte. Erst dann legte er die Arme um sie, wiegte sie leicht hin und her, während er ihr beruhigende Worte ins Ohr flüsterte. Und wieder brach es aus ihr heraus, sie schluchzte und umklammerte ihn, als wolle sie ihn nie wieder loslassen.
Da war es auch mit seiner Gelassenheit vorbei. Tief aufstöhnend zog er sie fester an sich, sodass er ihren ganzen Körper spürte. Ihre weichen Formen drückten gegen seine muskulöse Brust, mit seinen kräftigen Armen hielt er sie umfangen und fest an sich gepresst, bis sich das Verlangen etwas gelegt hatte. Dann wiegte er sie sanft hin und her, als tanzten sie immer noch die Sardana , umfasste ihren Hinterkopf und drückte sie liebevoll an seine breite Schulter, während er leise auf sie einredete. Er wäre immer für sie da, würde sie nie im Stich lassen, würde ihr helfen, so gut er könne …
Ja, das schon … Cybele löste sich leicht von ihm. Rodrigo würde seine Versprechen halten, davon war sie überzeugt, würde nie aus ihrem Leben und dem ihres Kindes verschwinden. Aber nur als ihr Beschützer, als
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