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Der Zauber der ersten Seite - Cossé, L: Zauber der ersten Seite - Au bon roman

Titel: Der Zauber der ersten Seite - Cossé, L: Zauber der ersten Seite - Au bon roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurence Cossé
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sagte sie, kaum dass Van und Francesca sie erkannt hatten. »Irgendein Pseudonym, das im Widerspruch zu meinem Namen stünde. Doch dann schien es mir zu einfach zu durchschauen. Was halten Sie von Petit Pois – Erbse?«
    Sie setzten sich auf drei Puffs rings um einen niedrigen Tisch mit Perlmutteinlegearbeiten. Sarah Petit Pois hatte zehn mit der Maschine getippte Seiten mitgebracht, ohne Umschlag. Van faltete die Bogen sofort zusammen, während Francesca Sarah erklärte, sie hätten gerade beschlossen, alle Listen am selben Tag zu lesen, ohne nach deren Urhebern zu forschen.
    »Als ich mich an diese Liste setzte«, sagte Sarah, »dachte ich, ich würde dafür höchstens zwei, drei Stunden brauchen. Ich habe zwei Wochen damit verbracht. Sind Sie beide auch im Komitee?«
    »Nach genauer Überlegung haben wir uns dagegen entschieden«, sagte Van. »Irgendetwas gefällt uns an dem Gedanken, die Auswahl anderer umzusetzen und ihr zu dienen. Das ist, als würde man dem Roman dienen.«
    Petit Pois runzelte die Stirn.
    »Ich gelte als streng«, sagte sie, »manche finden mich sogar unerbittlich. Trotzdem, ich fände es schade, wenn Sie nicht auch mitmachen würden, und sei es nur, indem Sie den einen oder anderen Titel, den Sie sehr schätzen, der aber auf keiner Liste steht, hinzufügten.«
    Nach einer Viertelstunde verabschiedete sie sich. Van war hin und weg.
    »Was für ein Mädchen! Sie ist ein Titan. Für wie alt halten Sie sie?«
    »Und Sie?«, fragte Francesca.
    »Fünfunddreißig.«
    »Sie ist ein Jahr jünger als Sie. Ihre Biografie im Internet verschweigt es auch gar nicht. Sie hat dreizehn Romane geschrieben, verteilt über die zwanzig Jahre seit 1984.«
    »Und Gesteslents ist ihr wirklicher Name?«
    »Ja. Zumindest behauptet sie es. Allerdings komme ich ein bisschen durcheinander mit den echten Namen, die wie falsche klingen, den Autoren-Pseudonymen und den Decknamen, die wir von allen verlangen. Ich habe mir auf einem Zettel eine dreispaltige Liste angelegt, um den Überblick zu behalten.«
    »Francesca, Francesca«, sagte Ivan und lächelte leicht.
    Francesca erbleichte.
    »Was bin ich doch für eine dumme Gans. O Van, wie kann man als seriöser Mensch so dumm sein? Ich gehe sofort nach Hause und vernichte diesen Zettel.«
    Van blieb völlig ruhig.
    »Haben Sie viele Papiere, die mit der Buchhandlung zu tun haben, bei sich zu Hause?«
    »Einige wenige in meinem Sekretär. Ivan, ich verbrenne sie noch heute Abend, ich verspreche es Ihnen.«
    »Die Idee von Petit Pois ist das Ei des Kolumbus«, sagte Van am Tag darauf. »Sollte beispielsweise Madame de Lafayettes Prinzessin von Clèves auf keiner der Listen stehen, müssten wir sie hinzufügen.«
    »Oder Gionos Husar auf dem Dach .«
    »Oder Borges’ Erzählungen.«
    »Gehen wir noch einen Schritt weiter. Um Zeit zu gewinnen, könnten wir jetzt schon die berühmtesten großen Romane einkaufen. Stendhal, Dostojewski, Conrad, Proust, Virginia Woolf, Faulkner, die Riesen eben.«
    »Die, bei denen wir quasi sicher sein können, dass sie vorgeschlagen werden, und die auf jeden Fall in unserer Buchhandlung stehen sollten?«, überlegte Francesca. »Ja. Die außer Frage stehende Liste. Natürlich. Die Renovierungsarbeiten sind fast abgeschlossen, es kann losgehen.«
    Damit meinte sie, dass man den Verlagen die Eröffnung der Buchhandlung für den Monat September ankündigen konnte. Dann würden die Verlagsvertreter aufkreuzen.
    »Es ist ein wenig früh«, meinte Van.
    »Wir können uns ja hinsichtlich des Eröffnungszeitpunkts bedeckt halten. Sagen wir, wir planten die Eröffnung für das Jahresende und wollten lediglich beginnen, einen Grundstock an Klassikern anzulegen.«
    »Versuchen wir’s so. Und nun: Taschenbuch oder nicht? Wenn wir mit dem Einkauf beginnen, müssen wir uns entscheiden.«
    Darüber hatten sie schon viel diskutiert. Ivan mochte keine Taschenbücher. Doch in diesem Punkt war Francesca unerbittlich.
    »Man braucht beides«, erklärte sie immer. »Die gebundenen Ausgaben für zu Hause und die Taschenbücher für den Zug oder den Strand.«
    Davon ließ sie sich nicht abbringen.
    »Na schön«, gestand ihr Van zu. »Aber wenn wir so vorgehen, warum sollten wir dann nicht auch die wissenschaftlichen Ausgaben fürs Arbeitszimmer führen? Die Pléiade-Ausgaben und so weiter?«
    »Gut, abgemacht«, entschied Francesca. »Die berühmtesten Bücher in mehreren Ausgaben. Und die anderen in der Erst- und in der Taschenbuchausgabe, so weit es möglich ist.

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