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Der Zauber der ersten Seite - Cossé, L: Zauber der ersten Seite - Au bon roman

Titel: Der Zauber der ersten Seite - Cossé, L: Zauber der ersten Seite - Au bon roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurence Cossé
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Paris und in einem Land wie Frankreich zehntausend Menschen geben muss, die sich über die Eröffnung unserer Buchhandlung freuen werden und all ihre Bücher nur noch bei uns kaufen.«
    Doultremont dachte nach.
    »Mir geht’s wie Ihnen, Sie bringen mich da auf etwas. Ich fürchte, Romane sind eher mit Wein vergleichbar. Erinnern Sie sich an Mondovino ? Den Film? Die wunderbaren AOC-Weine werden von der Flut der amerikanisierten, vereinheitlichten, aber gar nicht so schlechten Weine verdrängt, die von einem übermächtigen Marketing perfekt beworben und sehr gut verkauft werden. Mit Ihren AOC-Romanen ist es genauso. Gegen die weltweiten Bestseller, die Harry - Potters und Da-Vinci-Codes kommen Sie nicht an. Sie haben fast keine Chance.«
    »Und ebendieses ›fast‹ finden wir so spannend«, sagte Van.
    Als Francesca ihn am nächsten Morgen in der Rue Dupuytren aufsuchte, machte sie keinen Hehl mehr aus ihrer Verwunderung.
    »Sie haben mir nie von Ihren Internet-Plänen erzählt.«
    »Ihr Mann hat uns da wirklich einen Riesen-Gefallen getan. Er hat recht. Wir brauchen eine Internet-Präsenz. Ich werde den Sommer darauf verwenden, das habe ich ernst gemeint. Ich muss unbedingt lernen, eine Website aufzubauen und zu warten. Doch Sie haben mich auch überrascht. Die Marketingexperten, mit denen Sie gesprochen haben, sind also skeptisch?«
    »Ist das denn wichtig? Ich wollte Sie nicht mit deren Zweifeln belasten, weil sie mich nicht überzeugt haben. Ich hatte das Gefühl, mit Grobschmieden über Spitzenklöppeln zu sprechen. Die verstehen einfach nichts davon. Übrigens, Spitzenklöppeln, da hat es auch einen unerwarteten Umschwung gegeben. Vor dreißig Jahren lag die Industrie in den letzten Zügen, da kamen zwei, drei pfiffige Frauen auf die Idee, nur so zum Spaß, weil sie dergleichen mochten, Unterwäsche wie zu Großmutters Zeiten auf den Markt zu bringen. Und die Frauen, die praktisch nur noch Sporthöschen trugen, fanden das herrlich. Sie griffen auf all das zurück, was ihre älteren Schwestern verbrannt hatten, Seide und Satin und Hemdhöschen mit Spitzeneinsätzen. Die Spitzenhersteller hatten wieder volle Auftragsbücher.
    Der Vergleich mit dem Rauchen lässt hoffen. Aber der mit der Spitze bringt uns ins Träumen. Diese zwei, drei pfiffigen Frauen haben nicht kämpfen müssen, sie haben nicht ›Es reicht!‹ sagen und Kassandra spielen müssen. Sie haben nur ihre im Übrigen sehr kostspielige hübsche Luxuswäsche auf den Markt gebracht, und es wurde Mode. Ein Lauffeuer. Vielleicht müssen wir nur die Buchhandlung eröffnen, damit sich die Freude an der Literatur verbreitet.«
    »… wie eine Welle der Begeisterung«, setzte Ivan im Brustton der Überzeugung hinzu.
    »Aber jetzt sagen Sie mir Ihre Meinung. Henri. Ist er für oder gegen uns?«
    »Weder noch«, sagte Van zögernd. »Francesca, ich möchte Sie nicht verletzen.«
    »Nur zu.«
    »Ich bin davon überzeugt, dass Ihr Mann nicht an unser Projekt glaubt und nie daran geglaubt hat, aber vor allem, dass es ihm völlig egal ist.«
    Heffner nickte.
    »Dieser Punkt ist außerordentlich wichtig«, sagte er. »Würden Sie heute dasselbe sagen?«
    »Sie überlegen, ob Henri unser Feind sein könnte?«, fragte Francesca langsam.
    »Bestimmt nicht«, sagte Ivan.
    »Ganz so sicher wäre ich mir da nicht.« Francescas Stimme klang dumpf.

24
    F rancesca sprach an den folgenden Tagen noch zwei Mal von ihrem Mann. Beide Male vor einem Regal, erst vor den italienischen, dann vor den englischen Büchern.
    Sie hatte gerade Anna Maria Orteses Iguana an seinen Platz gestellt, und zwar mit so viel Sorgfalt, als stecke sie eine Blume in ein Bouquet, während Ivan neben ihr einen Karton auspackte. Unvermittelt sagte sie: »Man sollte nie einen Ausländer heiraten. Henris Italienisch ist ausgezeichnet, und ich habe mit zwei Jahren angefangen, Französisch zu lernen, trotzdem haben wir uns nie richtig verstanden.«
    Sie konnte es ihrem Mann nicht verzeihen, dass er »der Laden« und »euer Geschäft« gesagt hatte, wenn Der gute Roman gemeint war.
    »Wenn mangelndes Verstehen nur auf Sprachunterschieden beruhen würde, wäre das bekannt«, sagte Van. »Nein. Ich frage mich, ob man je irgendetwas am anderen versteht. Ich meine: obwohl man dieselbe Muttersprache, dieselbe Kultur und dasselbe Alter hat.«
    Er versuchte, einen leichten Ton anzuschlagen.
    »Wenn man verliebt ist, glaubt man sich nicht nur gegenseitig zu verstehen, man hat sogar den Eindruck, sich seit je zu

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