Der Zauber der ersten Seite - Cossé, L: Zauber der ersten Seite - Au bon roman
ein Vertreter mit einer gedruckten Liste, den wir wieder fragen müssen, wie wir Bücher aussuchen sollen, die wir nicht gelesen haben, und der als beste Lösung das office vorschlägt, sodass wir ihn bitten müssen, sich doch nicht taub zu stellen für unsere Wünsche … Bestenfalls folgen dann einige Leseexemplare oder Fahnenstapel.
Die weniger günstige Reaktion ist höflich. Der Eröffnungstermin wird notiert. Und man sagt uns: ›Was die Bestellungen angeht, wissen Sie ja Bescheid, Sie wissen, wer unsere Bücher vertreibt.‹«
»Kommt es denn für uns gar nicht infrage, das office zu abonnieren?«
»Für eine Buchhandlung wie Der gute Roman bringt es keinerlei Nutzen. Höchstens für eine normale Buchhandlung, wenn die Neuerscheinungen achtzig Prozent der Verkäufe ausmachen. Auch für die nicht unbedingt: Die offices sind zahlbar innerhalb von neunzig Tagen nach Monatsende, aber die unverkauften Bücher aus dem office muss der Buchhändler auf eigene Kosten zurückschicken, und das darf er auch erst nach neunzig Tagen. Für die zurückgeschickten Bücher bekommt er eine Gutschrift mit derselben Ausschüttungsfrist, und unterdessen kommen die nächsten Bücherpakete … All das ist ein wenig technisch, merken Sie sich nur einfach, dass es wegen der großen Mengen zurückgeschickter Bücher eine Art Spardose für die Verlage und die Vertriebsunternehmen ist. Das office ist eine Erleichterung nur für solche Buchhändler, die alles, was erscheint, auch verkaufen, und die wissen, dass sie nicht die Zeit haben werden, auch nur ein Hundertstel der Neuerscheinungen zu lesen. Denken Sie daran, da die Zeiten nun einmal sind, wie sie sind, wird Der gute Roman eine Spezialbuchhandlung sein.«
»Das office lehnen wir ab, und wir bekommen wenig oder keine Leseexemplare.« Francesca lächelte. »Ich werde Lancre und Bonlarron anrufen.«
»Ich dachte auch schon daran«, sagte Van, der die Namen aller Kritiker kannte und sich schon seit Längerem fragte, ob Francesca unter ihren Freunden keine Kritiker hatte.
Die Aufgaben waren nicht schwer zu verteilen. Ivan setzte sich mit den Verlagen und Vertriebsunternehmen in Verbindung und empfing die Vertreter. Was das Profil der Buchhandlung anging, blieb er sehr vage. Literarisch, sagte er. Er hörte sehr viel Ironie aus den Reaktionen heraus, wenn er immer wieder sagte, er wolle auf das office verzichten, und ein oder zwei Mal sogar Mitleid.
Francesca rief ihre Kritikerfreunde an. »Eine Buchhandlung?«, riefen sie, alle gleichermaßen verblüfft. »Bist du noch bei Trost? Nun ja, wenn es dir Freude macht …«
Ihr die Presseexemplare überlassen? »So viele du willst«, sagten sie. »Wann du willst.« – »Ich gebe alles zurück«, versprach Francesca.
Thierry Bonlarron legte Wert darauf, doch Jean-René Lancre – berühmt für seine Boshaftigkeit, seinen Humor und seine Art, die mit Spannung erwarteten Romane snobistisch zu übergehen und dafür obskure, womöglich noch auf Kosten des Autors veröffentlichte Werke auszugraben – tat so, als wolle er in Zorn geraten: »Lass dir bloß nicht einfallen, sie mir zurückzuschicken! Das ist die Bedingung für unsere kleine Abmachung! Das wäre ja noch schöner, wenn du sie mir wieder anhängen würdest. Sieh zu, wie du damit fertig wirst, verbrenn sie, schmeiß sie in die Seine. Aber ich will kein einziges wiedersehen.«
Der eigentliche Marktauftritt machte Van einige Sorgen. Er wollte, dass sich die Informationen über die Buchhandlung sofort nach der Eröffnung schnell verbreiteten, damit gleich klar wäre, worin ihre Besonderheit lag.
»Ich könnte mir acht oder zehn Presseessen vorstellen«, sagte Francesca. »Sie wissen schon, wir laden nacheinander die Chefredakteure des Kultur- oder Literaturteils der wichtigsten Presseorgane ein. Wenn ich ›wir‹ sage, meine ich Sie. Meine Anwesenheit würde alles verderben. Ich habe ein schreckliches Image. Reiche Frauen gelten in Frankreich als unkultiviert und etwas vulgär. Davon weiß ich ein Lied zu singen. Wenn ich wenigstens links wäre, dann läge die Sache schon etwas anders. Bekanntermaßen links. Oder natürlich tot: Das würde alles ändern, dann wird man zur ›berühmten Mäzenin, zur großen Freundin und Förderin der Künste‹.
Sie werden sich mit den Journalisten treffen, Ivan. Ich kümmere mich um den geschäftlichen Teil der Markteinführung, die Plakate und dergleichen. Nach einigen Monaten könnten wir eine Pressekonferenz veranstalten, um eine erste
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