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Der Zauber des Engels

Der Zauber des Engels

Titel: Der Zauber des Engels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Hore
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sehr konzentrieren musste, gab Zac mir einige faszinierende Einblicke in die viktorianischen Methoden der Glasbearbeitung.
    »Interessant, dass viktorianische Techniken und Materialien sich im Grunde nicht von denen des Mittelalters unterscheiden.«
    »Wirklich nicht?« Ich sah ihn überrascht an. »Man sollte doch meinen, dass sich im Laufe der Jahrhunderte viel verändert hat. Aber woher weißt du das alles?« Als Teenager hatte ich Stunden damit verbracht, alles über die kunstgeschichtliche Entwicklung dieser Zeit zu lesen. Mich hatte vor allem die Neugotik interessiert, die dem Mittelalter sehr zugetan gewesen war und eine Renaissance der Glaskunst ausgelöst hatte. Ich hatte gelesen, wie Burne-Jones, William Morris und ihr gesamter Kreis das Kunsthandwerk in eine Kunstform verwandelt hatten, in der die romantischen Wertvorstellungen des Zeitalters gefeiert wurden. Aber über die speziellen Techniken wusste ich kaum etwas.
    »Tja, ich liebe meinen Job nun mal. Ich habe viel gelesen, Kurse belegt.«
    Ich fragte Zac, wie er seine Sonntage sonst verbrachte, und rechnete halb damit, dass er antwortete: mit Arbeit. Doch stattdessen sagte er: »Das kommt drauf an. Ich treffe mich mit Freunden oder gehe ins Kino. Ich gehe gerne spazieren. Manchmal fahre ich mit dem Bus oder der U-Bahn ein Stück durch London und laufe einfach durch die Stadt. Richmond, Hampstead, Docklands, egal wo. Ich besuche gerne die Hawksmoor-Kirchen im East End. Zumindest die, die geöffnet sind.«
    »Eine Schande, dass du bei dem Wetter heute nirgends warst«, sagte ich. Als ich früh um acht Uhr die Morgenandacht in St. Martin’s besucht hatte, war es sonnig gewesen. Es handelte sich nur um eine schlichte, nur gesprochene Liturgie ohne Orgel oder Lobpreisungen, sodass Ben weit und breit nicht zu sehen war … natürlich redete ich mir ein, dass er nicht der Grund für meinen Besuch gewesen war.
    Gegen vier Uhr begannen wir die Werkstatt aufzuräumen, als plötzlich die Ladenglocke ging. Ich hatte gerade beide Hände im Waschbecken, daher öffnete Zac. Sekunden später kam er mit Ben herein.
    »Ich wollte nur mal kurz vorbeischauen«, meinte Ben. »Du hast das hier am Donnerstagabend liegen gelassen.« Er hielt meinen gestreiften Schal hoch, den ich bisher noch gar nicht vermisst hatte.
    »Wie dumm von mir.« Ich trocknete meine Hände und nahm ihm den Schal ab. »Danke. Auch noch mal für das Essen.« Es war mir ein bisschen unangenehm, dass Zac alles mithörte.
    Ben schlenderte durch die Werkstatt und schaute sich um, misstrauisch beäugt von Zac. Als Ben vor dem Engel stehen blieb und die Hand danach ausstreckte, rief Zac: »Nein, lass das!«
    Ben sah ihn überrascht an. »Sorry«, sagte er, drehte sich zu mir und lächelte mich an. »Ihr arbeitet also sogar am Sabbat?«
    »Nein, das machst du.« Ich kam zu ihm und tat so, als würde ich auf einer unsichtbaren Orgel spielen.
    »Touché.« Ben lachte. Betrachtete wieder das unvollständige Fenster. Ich war sicher, dass er eigentlich noch etwas sagen wollte, es sich dann aber anders überlegte. Ich fragte mich, ob er nur gekommen war, um mir den Schal zurückzubringen, oder ob es noch einen anderen Grund gab.
    Zac blieb misstrauisch. Er trat einen Schritt näher an die Arbeitsfläche, als müsse er den Engel vor Ben beschützen.
    Um die Stimmung aufzulockern, sagte ich rasch: »Wir sind für heute so gut wie fertig. Habt ihr zwei noch Lust, auf einen Tee raufzukommen? Für ein Glas Wein ist es wohl noch zu früh?«
    »Gute Idee«, antwortete Ben. »Ich habe ohnehin noch eine Frage an dich, Fran.«
    »Tatsächlich?« Ich sah ihn überrascht an. Ben warf Zac einen kurzen Blick zu.
    »Ich komme gleich nach, sobald ich aufgeräumt habe«, meinte der. Einerseits tat er mir leid, andererseits war ich auch ein bisschen sauer. Er bemühte sich gar nicht erst, freundlich zu Ben zu sein. Ich fand das ziemlich unhöflich.
    »Ich hoffe nur, du verschwindest nicht einfach«, zischte ich Zac zu, bevor ich Ben in die Wohnung folgte. Er warf mir einen seiner bösen Blicke zu.
    Ben und ich entschieden uns für einen Tee. »Ich komme gerade von einem ziemlich alkohollastigen Mittagessen mit ein paar alten Schulfreunden«, erklärte er.
    Wir standen in der Küche und warteten, dass das Wasser kochte. Ben schaute sich um, und ich schämte mich ein wenig für mein schäbiges altes Zuhause.
    »Mir war gar nicht klar, dass man mein Haus von hier aus so gut sehen kann«, sagte er mit einem Blick aus dem

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