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Der Zauber des Engels

Der Zauber des Engels

Titel: Der Zauber des Engels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Hore
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Fenster.
    »Wir könnten uns abends Lichtsignale schicken«, scherzte ich.
    Ben tat so, als würde er ernsthaft darüber nachdenken. »Ja, wie in dieser Oper, in der jemand als Signal für den Liebhaber ein Licht ins Fenster stellt. Welche war das noch?«
    »Keine Ahnung«, antwortete ich und versuchte, meine Stimme ruhig zu halten. »Es gibt eine solche Oper?«
    Ich wartete, während er näher kam. »Und was sollten wir uns gegenseitig signalisieren?«, fragte er leise. Dabei streifte seine Fingerspitze leicht über meine Wange.
    Ich schaute weg. Mir war plötzlich schwindelig, als hätte ich die Kontrolle über meinen Körper verloren – genauso war es damals auch bei Nick gewesen. Und plötzlich wusste ich, dass ich dazu nicht bereit war. Ich war völlig verängstigt.
    »Ich hole schnell das Wasser«, murmelte ich, denn der Kessel hatte zu pfeifen angefangen. Ben trat zurück.
    »Du hattest doch eine Frage«, erinnerte ich ihn und versuchte zur Normalität zurückkehren, während ich das Wasser auf die Teebeutel goss.
    »Ach ja.« Meine Zurückweisung schien ihn nicht im Mindesten zu berühren. »Es geht um die Besprechung mit dem Beirat gestern. Jemand hat den Vorschlag gemacht, dass ich einen größeren Kreis zusammentrommeln soll, um die künftige Ausrichtung des Chors zu diskutieren.« Das klang reichlich offiziell. Warum setzten wir uns nicht einfach in einem Pub zusammen und diskutierten?
    »Ich möchte dich gerne dabeihaben«, fuhr er fort. »Schließlich bist du sehr objektiv und hast eine Menge musikalischen Sachverstand.«
    »Oh«, antwortete ich überrascht. Eigentlich fand ich, dass ich bei allem, was Ben betraf, kein bisschen objektiv war. Ich reichte ihm eine Teetasse, und dann setzten wir uns ans Fenster. »Und ich dachte, du würdest mich nur besuchen, weil du Lust hast, mich zu sehen.«
    Er lachte. »Das ist natürlich auch richtig«, erwiderte er und kniff die Augen auf umwerfende Art zusammen, »aber es schien auch der passende Moment, die Sache anzusprechen.«
    »Das heißt, der Beirat hat deinen Vorstellungen gestern zugestimmt?«
    »Sie fanden die Idee mit den Stimmübungen ganz vernünftig«, antwortete er zurückhaltend. »Also, machst du mit?« Er beugte sich vor und schenkte mir einen seiner tiefgründigen Blicke.
    Ich lächelte.
    »Und?« Er streckte die Hand aus und strich sanft über meine.
    »Ich weiß nicht«, antwortete ich zögernd. »Du verstehst es, andere Leute um den kleinen Finger zu wickeln.«
    »Also machst du mit?«
    »Ich werd’s mir überlegen. Und ich bin nicht besonders gut in solchen Sitzungen. Außerdem könnte es durchaus sein, dass ich nicht immer mit deinen Vorschlägen einverstanden bin. Wer ist denn sonst noch dabei?«
    »Val und Dominic. Der ist vernünftig.« Er klopfte mit den Fingern auf den Tisch. »Vielleicht sollten wir noch einen bitten. Crispin, unseren Solisten. Wäre nicht schlecht.«
    »Und Michael?«
    »Der wahrscheinlich auch.«
    »Warum so zurückhaltend?«
    »Ich kenne seine Meinung schon. Er findet, dass man nichts verändern sollte.«
    »Ah ja.« Insgeheim dachte ich, dass sein Standpunkt unbedingt berücksichtigt werden sollte. »Was soll dieser Beirat denn konkret tun?«
    »Brainstorming. Ideen sammeln.« Er sah mich an. »Natürlich muss Reverend Quentin auch dabei sein. Ich werde ihn einladen müssen. Aber ich bin mir sicher, er hat nichts dagegen, dass wir unsere Flügel ein wenig spreizen, sofern wir die Kirche nicht um finanzielle Unterstützung bitten.«
    »Ben, ich habe nichts dagegen, dir einen Rat zu geben. Aber wenn du große Veränderungen ins Werk setzen willst, dann solltest du besser den gesamten Chor hinter dich bringen, meinst du nicht auch?«
    »Das«, stimmte er zu, »ist Teil der Herausforderung.« Als er mich dieses Mal anlächelte, glitzerte es entschlossen in seinem Blick. Mir wurde unbehaglich.
    In diesem Augenblick hörten wir Schritte auf der Treppe, gefolgt von einem zögernden Klopfen. Ich stand auf und öffnete Zac die Tür.
    Er lächelte gequält und nickte Ben zu. Seine Stimmung hatte sich offensichtlich nicht gebessert, was mich nervte.
    In der Küche gab es nur zwei Stühle, deshalb schlug ich vor, ins Wohnzimmer umzuziehen. Ich brühte eine dritte Tasse Tee auf und war froh, für einen Moment in der Küche allein zu sein. Neugierig sperrte ich die Ohren auf und versuchte mitzuhören, worüber die beiden Männer redeten – aber sie schwiegen. Als ich die Milch aus dem Kühlschrank nahm, hielt ich den kühlen

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