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Der Zauber des Engels

Der Zauber des Engels

Titel: Der Zauber des Engels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Hore
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regelmäßig, um ein paar Absätze zu lesen. Schließlich gab er es mir zurück. »Sieht wirklich interessant aus«, bestätigte er. »Wenn Sie fertig sind, würde ich es mir gern genauer anschauen. Ich habe ein bisschen über Brownlow in Erfahrung bringen können. Er war zwischen 1870 und 1880 hier Pfarrer.«
    »Meinen Sie, er hat tatsächlich hier gewohnt?« Ich sah ihn zweifelnd an. »Dieses Haus ist doch jünger, oder?«
    »Sie haben natürlich recht. Das alte Haus am Greycoat Square wurde irgendwann als zu groß befunden. Es ist heute in zwei Einheiten aufgeteilt. Eine davon ist für den Hilfspfarrer reserviert, aber da wir im Moment keinen haben, wohnt der Organist dort.«
    »Sie meinen Ben?«
    »Ja. Er ist seit Juni bei uns. Aber es stimmt, die Familie Brownlow hat früher in dem Haus gewohnt. Nach allem, was man hört, hatte Pfarrer Brownlow keinen leichten Stand. Er hat sich sehr um die Armen in der Pfarre gekümmert, aber irgendwie gab es trotzdem einige Missstimmungen.«
    »Ehrlich? Welche denn zum Beispiel?«
    »St. Martin’s hat immer der Hochkirche angehört und sich dem Mysterium Gottes verpflichtet gefühlt und der Bedeutung der Sakramente – also eher der mystischen Seite.«
    Ich nickte. »Verstehe.«
    »Nun, Brownlow hat das alles sehr ernst genommen, aber ihm lagen auch die Tradition und die Doktrin der Kirche am Herzen. Ich habe mal ein ziemlich trockenes Buch über die Kirchengeschichte gefunden, das er geschrieben hat. Er war zwar Anglikaner, fand aber auch großen Gefallen an der römisch-katholischen Kirche. Er hat sich sehr intensiv mit den Schriften des High Church Victorian Oxford Movement beschäftigt, vor allem mit John Newman, der ja irgendwann katholischer Kardinal geworden ist, wie Sie sicher wissen. Später fühlte Brownlow sich bemüßigt, in St. Martin’s Dinge zu tun, die andere Pfarrangehörige völlig unakzeptabel fanden. Er stellte zum Beispiel Marien- und Heiligenstatuen auf, was bei einigen Mitgliedern der Kirchengemeinde auf ziemliche Kritik stieß. ›Götzendienst‹, wie die weniger klugen Mitglieder der Gemeinde es nannten.« Jeremy machte eine kurze Pause. »Ich glaube, es hat eine Menge Auseinandersetzungen gegeben.«
    »Wurden seine guten Taten denn gar nicht anerkannt?« Nachdem ich Lauras Bericht gelesen hatte, ergriff ich nun sofort Partei für ihren Vater.
    »Ich schätze, die hat man bei all der Aufregung übersehen. Leider. Aber Pfarrer müssen immer daran denken, dass sie in erster Linie der Gemeinde dienen. Wenn ein Priester anfängt, eigenmächtig zu handeln, führt das immer zu Problemen.«
    Der arme Mr. Brownlow. Ich blickte auf das Tagebuch seiner Tochter und fragte mich, wie das alles wohl ausgegangen war. Nachdenklich sagte ich: »Wirklich rätselhaft ist ja, wie dieses Tagebuch zu Minster Glass gekommen ist.«
    »Ich habe keine Ahnung«, antwortete Jeremy Quentin. »Vielleicht hat es was mit der Anfertigung des Fensters zu tun.«
    »Wahrscheinlich.«
    »Ich muss Ihnen übrigens noch was erzählen«, fuhr der Reverend fort, »ehe ich es vergesse. Ich habe ein Schwätzchen mit einer der Damen in unserem Altenheim gehalten, mit einer gewissen Mrs. Muriel Trask. Sie hat ihr Leben lang in unserer Gemeinde gelebt, daher wende ich mich immer an sie, wenn ich irgendwas wissen will. Vor allem bei Begräbnissen ist sie mir ausgesprochen hilfreich. Sie hat ein Gedächtnis wie ein Elefant, das kann ich Ihnen sagen. Und sie erinnert sich auch daran, wie das Engelfenster damals zerstört worden ist. Eine Bombe hat 1940 eines der Häuser hinter der Kirche getroffen, und die Druckwelle hat unseren Engel in Scherben gelegt.«
    »Unglaublich, dass sie sich daran erinnert. Haben Sie sie gefragt, wie das Fenster ausgesehen hat?«
    »Natürlich, aber da war sie leider ziemlich vage. Sie erinnert sich noch genau daran, wer mit wem Streit hatte, welcher Sohn mit welcher Tochter durchgebrannt ist und all diese Dinge. Aber wie das Fenster genau aussah, weiß sie nicht mehr. Sie sagt, es sei sehr schön gewesen, gold und weiß und sehr hell, und es hätte eine ungeheure Ruhe ausgestrahlt. Sie sei ja damals noch ein Kind gewesen, hat sie gesagt, und sie hätte immer gedacht, es sei ein echter Engel, nicht bloß ein Bild. Angeblich hat sie schrecklich geweint, als es zerstört wurde.«
    Ich wusste, dass der Pfarrer viel zu tun hatte, daher stand ich auf, um zu gehen. Aber eines musste ich unbedingt noch wissen. Als ich etwas unentschlossen von Jeremy zu seiner Frau Sarah

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