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Der Zauber eines fruehen Morgens

Der Zauber eines fruehen Morgens

Titel: Der Zauber eines fruehen Morgens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lesley Pearse
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hinunter, die aus dem Lazarettgelände hinausführte, bog dann wie gewöhnlich ein paar Hundert Meter vor dem Haupttor zwischen zwei Stationen auf einen Pfad, bis sie den Zaun erreichte, und kletterte durch ein Loch.
    Sie hatte diesen heimlichen Ausgang vor einer Weile entdeckt und seither benutzt, weil sie wusste, dass der Wachposten am Haupttor sie vermutlich melden würde. Will wartete in der Nähe in seinem Wagen, der hinter einem dichten Gebüsch verborgen war. Wie immer, wenn sie Will traf, schwebte sie auf Wolken. Nicht einmal während der Affäre mit Frank hatte sie etwas Ähnlichesempfunden, doch bei ihm hatte sie auch nie das Gefühl gehabt, ihn wirklich zu kennen.
    Will war ganz anders. Er war warmherzig, offen und verlässlich und hatte sie noch nie gedrängt, mit ihm zu schlafen, obwohl er ihr jedes Mal, wenn sie sich küssten, sagte, dass es für ihn wie der Vierte Juli sei. Der Vergleich gefiel ihr. Auch sie hatte das Gefühl, dass in ihrem Inneren ein Feuerwerk explodierte; sie brauchte nur seine Hand zu berühren, und schon brannte sie vor Verlangen nach ihm. In Wahrheit war es nur die Angst, wieder schwanger zu werden, die sie bis jetzt zurückgehalten hatte.
    Es war nicht anzunehmen, dass irgendein Mann Gnade vor den Augen ihrer Mutter finden würde, es sei denn, er hätte blaues Blut oder sehr viel Geld. Und Will stammte aus bescheidenen Verhältnissen. Sein Vater war einer von unzähligen mittellosen Iren gewesen, die Ende des neunzehnten Jahrhunderts nach Amerika ausgewandert waren. Ein paar Jahre später hatte er die Tochter italienischer Einwanderer geheiratet und fünf Kinder mit ihr bekommen, von denen Will das älteste war. Sein Vater besaß ein kleines Bauunternehmen, und er hatte sich gewünscht, dass Will eines Tages den Familienbetrieb übernahm, doch obwohl Will einige Jahre für seinen Vater gearbeitet hatte, war er ins Berufsheer eingetreten, als sein jüngerer Bruder alt genug war, um seinen Platz einzunehmen. Will sagte, dass er vom Leben mehr erwarte als das Dasein eines gehobenen Bauarbeiters.
    Aber obwohl er aus einfachen Verhältnissen stammte, war Will ein Gentleman. Er behandelte Miranda mit großer Zärtlichkeit und Hochachtung und schien alles an ihr zu mögen. Das war ihr noch nie passiert, nicht einmal in ihrer Familie. Sie wollte nach dem Krieg mit ihm in Amerika leben, sein Leben zu ihrem machen und ihre Vergangenheit abstreifen. Es kümmerte sie wirklich nicht, dass sie ihre eigene Familie vielleicht nie wiedersehen würde.
    Will hielt die Tür auf, als Miranda zum Wagen gelaufen kam. »Hallo, meine Schöne!«, begrüßte er sie mit einem Lächeln, bei dem seine Zähne in der Dunkelheit weiß blitzten.
    Sie schälte sich aus dem nassen Mantel, verfrachtete ihn auf den Rücksitz und warf sich stürmisch in Wills Arme.
    »Mhm«, sagte er nach einem langen, leidenschaftlichen Kuss. »Dafür hat sich das Warten gelohnt. Ich hoffe, du kannst am Wochenende weg, ich habe nämlich etwas für uns gefunden.«
    »Ja, ich habe frei«, sagte sie und schmiegte sich an seine Schulter. »Aber du wirst doch aufpassen … wenn du verstehst, was ich meine?«
    »Keine Angst, Süße, ich habe alles im Griff«, lachte er. »Ich möchte auch nicht, dass du ein Baby bekommst. Das sollten wir erst in Angriff nehmen, wenn wir verheiratet sind.«
    »Verheiratet?«, rief Miranda.
    Wieder lachte er. »Ich hätte dir wohl einen richtigen Antrag machen sollen. Eigentlich hatte ich das fürs Wochenende geplant, doch jetzt ist es mir einfach rausgerutscht. Was meinst du? Willst du mich heiraten, wenn der Wahnsinn dieses Krieges vorbei ist?«
    Miranda schlang erneut die Arme um seinen Hals. »Ich würde dich schon morgen heiraten, Wahnsinn hin oder her«, sagte sie und überschüttete sein Gesicht mit Küssen.
    Er nahm ihre Hände, hielt sie fest und küsste ihre Finger. »Ich kann dir nicht garantieren, wo wir letzten Endes landen werden«, gestand er. »Ich könnte überallhin versetzt werden, doch ich weiß, dass ich dich bei mir haben will, egal, wo.«
    »Solange du bei mir bist, ist mir egal, ob wir in der Wüste, auf einem Berggipfel oder dem Mond leben«, sagte sie. Freudentränen liefen ihr übers Gesicht.
    »He, wer wird denn da weinen?«, fragte er und wischte mit dem Daumen ihre Tränen weg. »Ich habe meiner Familie schon von dir geschrieben, und ich weiß, dass sie dich genauso lieben werden, wie ich dich liebe. Was werden denn deine Eltern dazu sagen?«
    »Ich wünschte, ich könnte

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