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Der Zauber eines fruehen Morgens

Der Zauber eines fruehen Morgens

Titel: Der Zauber eines fruehen Morgens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lesley Pearse
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Meter zu ihr zurück und ruderten wie wild mit den Armen, um sie zu warnen, doch der Wagen rührte sich nicht, und selbst aus der Entfernung konnten sie erkennen, dass Miranda das Gefährt weder vor noch zurück bewegen konnte.
    Die Lazarettzüge fuhren langsam, aber die Schienen folgten vor dem Bahnübergang einer Kurve, und der Lokführer würde den Rettungswagen nicht rechtzeitig sehen, um stehen zu bleiben.
    »Steigt aus!«, brüllten David und Belle aus voller Kehle. »Steigt sofort aus!«
    Der Zug war fast da, wenn auch hinter Bäumen verborgen, aber sie konnten den Dampf aufsteigen sehen und das Rattern der Räder auf den Schienen hören.
    Belle schrie vor Panik laut auf; sie war jetzt nahe genug beimBahnübergang, um Mirandas kreidebleiches, entsetztes Gesicht und den Zug zu sehen, der unaufhaltsam auf sie zurollte. Alf, der auf dem Beifahrersitz saß, gestikulierte und schrie Miranda offensichtlich an, endlich auszusteigen. Dann flog seine Tür auf, er sprang heraus und raste auf Belle und David zu.
    Und dann schien alles auf einmal ganz langsam zu gehen. Anscheinend hatte der Lokführer den Rettungswagen gesehen, denn sie konnten das Kreischen der Bremsen hören. Miranda wandte sich zum Zug um und bewegte den Arm, als versuchte sie immer noch, den Gang einzulegen. Und dann war der Zug auf einmal da, krachte gegen den Wagen und stieß ihn wie ein Stück Pappe vor sich her.
    Sie sahen, wie Miranda die Arme hochriss und über ihren Kopf hielt, als sich der Wagen überschlug und vom Zug überrollt wurde.

KAPITEL 16
    David versuchte Belle festzuhalten, doch sie riss sich los und rannte zu dem völlig demolierten Rettungswagen. Hoffentlich war Miranda nicht schwer verletzt! Doch noch im Laufen war ihr klar, wie unwahrscheinlich das war. Der Zug hatte den Wagen völlig zerquetscht.
    Der Lokführer und der Heizer sprangen beide aus dem Führerstand, und überall schauten Krankenschwestern aus den Zugfenstern, um zu sehen, was passiert war.
    Alf ging auf der Straße in die Knie und jammerte, dass er versucht habe, Miranda zum Aussteigen zu überreden.
    »Kümmer dich um ihn!«, rief Belle David über die Schulter zu.
    Der Heizer versuchte, ihr den Weg zu verstellen. »Das ist kein Anblick für ein junges Mädchen«, sagte er und packte sie an den Armen.
    »Sie ist meine Freundin, und ich sehe jeden Tag Verwundete«, schluchzte Belle. »Ich will doch bloß nachschauen, ob noch Hoffnung besteht.«
    Sie schüttelte ihn ab und rannte die letzten paar Meter. Die Vorderräder der Lok hatten sich in das gebohrt, was einmal der Fahrersitz gewesen war. Von Miranda war nichts zu sehen; offenbar war sie auf den Beifahrersitz geschleudert worden. Die Windschutzscheibe war geborsten, und die Schienen waren mit Blut bespritzt und mit Glassplittern übersät.
    Bei diesem Anblick wäre Belle beinahe zusammengebrochen. Menschen schrien durcheinander, und Dampfwolken quollen aus der Lok, aber sie musste es einfach mit eigenen Augen sehen. Sie kniete sich hin und spähte in die Überreste des Wracks.
    Direkt neben der Beifahrertür leuchtete Mirandas blondes Haar aus dem Dunkel, doch ihr Körper hing verkrümmt vornüber, und beide Beine waren von den Rädern der Lok eingequetscht worden.
    Überall war so viel Blut, dass Belle übel wurde. »Miranda, kannst du mich hören?«, rief sie. »Ich bin’s, Belle. Sag bitte etwas!«
    Kein Laut, keine Bewegung. Belle konnte die Hand ihrer Freundin erkennen, die immer noch nach oben gereckt war, wie in dem Moment, als der Zug in den Wagen gekracht war. Belle langte hinein und griff nach dem Handgelenk.
    Aber sie fühlte keinen Puls mehr. Miranda war tot.
    »Ich habe dich geliebt«, flüsterte Belle. Tränen strömten über ihre Wangen und vermischten sich mit dem Regen. »Vor dir habe ich nie eine echte Freundin gehabt, und ich weiß nicht, wie ich ohne dich zurechtkommen soll.«
    Der Lokführer kam und zog sie hoch. Schluchzend sank sie an seine Brust.
    »Kommen Sie, Kleine! Es sind schon Leute da, um den Wagen wegzuschaffen. Sie können nichts mehr für sie tun. Wir müssen die Verwundeten aus dem Zug holen und ins Lazarett bringen.«
    Der Tag war ein einziger Albtraum. Bahnarbeiter kamen mit schweren Maschinen, um den Rettungswagen von den Schienen zu entfernen und die Lokomotive wieder auf die Gleise zu hieven. Die Räder der Lok waren verbogen und mussten repariert werden. Alle Rettungswagen, die sich auf der Bahnhofsseite der Schienen befanden, mussten einen Umweg fahren, um die

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