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Der Zauber eines fruehen Morgens

Der Zauber eines fruehen Morgens

Titel: Der Zauber eines fruehen Morgens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lesley Pearse
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würde er sich darauf freuen, zu dir nach Hause zu kommen, und wäre total nett zu allen. Und dass er Albträume hat, ist kein Wunder. Er ist durch die Hölle gegangen. Aber wahrscheinlich ist ihm noch nicht klar, welche gewaltigen Fortschritte die Medizin seit Kriegsbeginn gemacht hat. Die Ärzte haben gelernt, Bluttransfusionen vorzunehmen und bei schweren Verbrennungen Hautstücke zu transplantieren, alles Maßnahmen, von denen wir früher nicht einmal zu träumen gewagt hätten. Ich wette, irgendein Schlaumeier entwickelt im Moment gerade tolle Prothesen. Jimmy wird eine Pension bekommen, er wird keine Not leiden, und er hat dich, der Glückspilz!«
    David hatte recht, was die ungeheuren Fortschritte in der Medizin anging. Eigentlich hatte sich alles in gewaltigen Schüben entwickelt, von den ersten Automobilen bis hin zu den Flugzeugen. Belle erinnerte sich noch, dass es in ihrer Kindheit nur Kerzen und Öllampen gegeben hatte; die meisten Leute hatten ihre Toiletten auf dem Hof gehabt, und Omnibusse und Droschken waren bis vor einigen Jahren alle von Pferden gezogen worden. Jetzt war elektrischer Strom eine Selbstverständlichkeit, immer mehr Leute fuhren ein Automobil, und es gab nicht nur Innentoiletten, sondern auch richtige Badezimmer. Daher bestand durchaus Grund zu der Annahme, dass Jimmy vielleicht ein künstliches Bein bekommen würde, auf dem er wieder richtig gehen konnte.
    David war derjenige mit dem praktischen Wissen, aber Vera war es, der Belle auch ihre ganz privaten Befürchtungen anvertrauen konnte.
    »Es wird furchtbar schwer werden. Wir kehren an einen Ort zurück, an dem die Leute über mich und meine Vergangenheit reden. Ich bin sicher, Mirandas Mutter wird ihr Möglichstes tun, um den Klatsch noch recht lange am Leben zu erhalten«, sagte sie zuihrer Freundin. »Und ich weiß nicht, ob ich es durchhalten werde, Jimmy zu betreuen, wenn er so mürrisch und reizbar bleibt. Außerdem werden alle denken, dass ich mich wegen seiner Verletzungen bald nach einem anderen Mann umschauen werde, und mich mit Argusaugen beobachten. Ich will das Richtige tun, doch ich habe nie vorgegeben, eine Heilige zu sein.«
    »Mach einen Schritt nach dem anderen!«, riet Vera ihr. »Das Gerede über dich wird aufhören, wenn es nichts mehr über dich zu reden gibt. Jimmy wird bestimmt viel ruhiger, wenn er kein Artilleriefeuer mehr in der Ferne hört und in seinem eigenen Heim ist. Er wird lernen, einiges ohne deine Hilfe zu erledigen, und du wirst nicht allein sein, sondern Mog und Garth bei dir haben. Aber du bleibst doch mit mir in Verbindung, ja? Ich würde sehr gern nach England kommen, bevor ich nach Neuseeland zurückfahre. Ich könnte dir auch helfen, Jimmy ein bisschen aufzuheitern.«
    Eine Sache gab es, über die Belle mit niemandem sprechen konnte. Jimmy hatte gesagt, er sei kein Mann mehr. Obwohl er es nicht direkt ausgesprochen hatte, wusste sie, dass er überzeugt war, nie wieder mit ihr schlafen zu können. Soweit sie wusste, gab es dafür keine organischen Gründe. Bestimmt würde er feststellen, dass es mit ihr im Bett genauso war wie früher, sobald seine Wunden vollständig verheilt waren und er keine Schmerzen mehr hatte. Doch wenn Männer in dieser Hinsicht eine fixe Idee entwickelten, konnten Befürchtungen zu Tatsachen werden, das wusste Belle.
    Wenn Jimmy nicht einmal mit ihr darüber reden wollte, würde er schon gar nicht einen Arzt danach fragen. Und sie konnte es nicht gut an seiner Stelle tun.
    Noch dazu kreisten ihre Gedanken ständig um Etienne. Wenn die Erinnerungen an ihn und ihre gemeinsame Nacht tagsüber kamen, verdrängte Belle sie und zwang sich, an etwas anderes zu denken. Aber immer wieder wachte sie nachts erregt und voller Sehnsucht nach ihm aus sinnlichen Träumen auf, in denen er sie leidenschaftlich liebte, und das beschämte sie zutiefst.
    Dann kam Ende August ein Brief von Etienne. Sie hatte das Gefühl, dass sie ihn ungelesen zerreißen sollte, doch das brachte sie nicht fertig. Und bei der Lektüre traten ihr unwillkürlich Tränen in die Augen.
    Belle, meine Liebste,
    es tut mir furchtbar leid, dass Jimmy so schwer verwundet wurde, und ich verstehe natürlich, dass du jetzt bei ihm bleiben musst. Er kann von Glück reden, dich zu haben; ich würde bereitwillig mit ihm tauschen, nur um in deiner Nähe sein zu können.
    Noch während ich das hier schreibe, weiß ich, dass du deine Entscheidung nicht zurücknehmen wirst. Ich bewundere deine Charakterstärke und

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