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Der Zauber eines fruehen Morgens

Der Zauber eines fruehen Morgens

Titel: Der Zauber eines fruehen Morgens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lesley Pearse
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zu legen, aber falls sie je wieder einen Mann fand, den sie lieben konnte, würde sie es nicht über sich bringen, ihm ihre Vergangenheit zu verheimlichen. Und selbst Jimmy, der sie ohne Wenn und Aber akzeptiert hatte, hatte sie nach seiner Verwundung gelegentlich beschimpft.
    Die Chancen, einen Mann zu treffen, der so weltgewandt und vorurteilslos wie Etienne und genau wie er gütig, witzig und ein toller Liebhaber war, waren genauso gering wie die Aussicht, eines Morgens aufzuwachen und vor dem Haus einen Elefanten stehen zu sehen. Sollte sie sich damit abfinden, dass sie ihren Anteil an Leidenschaft schon gehabt hatte, und sich darauf einstellen, ihr Leben als alte Jungfer zu beschließen?

KAPITEL 30
    Die Arbeiten am Haus machten raschere Fortschritte, seit Belle und Mog eingezogen waren und den Männern auf die Finger schauten. Der Herd traf ein und wurde von einem Fachmann, der auf der anderen Seite der Bucht in Paihia lebte, ordnungsgemäß an den Kamin angeschlossen. Er baute nicht nur einen Behälter zum Aufbewahren von erwärmtem Wasser ein, sondern leitete auch ein Rohr draußen von der Wasserleitung in die neue Spüle in der Küche und ein anderes für das Abwasser in die Senkgrube. »Ich komme gern wieder, wenn Sie das Haus erweitern, und baue ein Bad an«, sagte er.
    Die Veranda wurde aus Kauriholz gefertigt, das Geländer weiß gestrichen. In der Küche standen Schränke und eine Kommode, und der Schornstein war gründlich gekehrt worden, sodass sie ein Feuer anzünden konnten, wenn es kalt wurde. Aber sie warteten immer noch auf die Tapeten, die sie in Auckland für die unteren Räume bestellt hatten, und auf Mogs Möbel aus England.
    Die erhoffte Ankunft der Tapeten bewog Belle, zur Anlegestelle zu gehen, als die Clansman erwartet wurde. Die meisten Leute gingen jede Woche zum Hafen, wenn das Schiff kam, nicht unbedingt, weil sie bestellte Waren in Empfang nehmen oder jemanden abholen wollten, sondern weil das Schiff eine Verbindung zur Außenwelt darstellte.
    An jenem Tag regnete es allerdings stark, und nicht einmal Peggy ließ sich blicken. Belle trug einen langen schwarzen wasserfesten Mantel, den sie in der Gemischtwarenhandlung gekauft hatte,einen Südwester und Gummistiefel, weil sich die unbefestigten Straßen in einen Sumpf verwandelt hatten.
    Die Bucht gefiel ihr bei jedem Wetter, und als sie jetzt auf dem Landesteg stand und auf das kabbelige Wasser blickte, das genauso bleigrau wie der Himmel über ihr war, empfand sie den Anblick als ein Bild von dramatischer Schönheit. Der Regen wirkte wie ein zarter Vorhang, durch den man nur wenige Hundert Meter weit sehen konnte. Belle konnte zwar die Maschinen der Clansman hören, das Schiff selbst aber noch nicht erkennen.
    Es war anzunehmen, dass andere Leute im Ort, für die Waren auf dem Schiff waren, auf dieses Geräusch horchten. Wahrscheinlich warteten sie, bis die Clansman anlegte, bevor sie kamen, um ihre Päckchen abzuholen. Vielleicht ließen sie es wegen des Regens auch sein, schließlich würden alle Waren im Lagerhaus verwahrt werden und konnten später am Tag oder auch erst am folgenden Vormittag abgeholt werden. Mog hatte vorgeschlagen, ihr Paket ebenfalls dort zu lassen, weil die Tapeten schwer waren und nicht sofort gebraucht wurden.
    Aber aus irgendeinem Grund hatte Belle das Gefühl gehabt, herkommen zu müssen.
    Die Maschinen der Clansman wurden lauter. Belle spähte in die Richtung, aus der das Geräusch kam, und glaubte, hinter dem Regenschleier einen dunklen Umriss zu erkennen. Dann war das Schiff plötzlich mit dampfenden Schloten da, und sie konnte sogar Mitglieder der Crew sehen, die an Deck alles fürs Anlegen vorbereiteten.
    Sie lächelte, denn sie musste daran denken, wie Mog und sie auf der Fahrt von Auckland fast die ganze Zeit an der Reling gestanden hatten. Sie hatten beobachtet, wie sich die Wogen mit den weißen Schaumkronen vor dem Bug teilten, und über sich selbst lachen müssen, weil sie so fasziniert davon waren, obwohl sie erst vor Kurzem eine lange Seereise unternommen hatten, doch sie hatten einfach nicht anders gekonnt. Sie hatten jeden Zentimeter der Küste dieses neuen Landes sehen wollen, in das sie gekommen waren.
    Die Maschinen verstummten, und das Schiff glitt unter den erfahrenen Händen von Captain Farquahar an den Landesteg. Ein Crewmitglied sprang leichtfüßig und trittfest wie ein Reh an Land, um den Männern, die hier bereitstanden, dabei zu helfen, das Schiff das letzte kurze Stück zu

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