Der Zauber eines fruehen Morgens
hinauf.
»Das nenne ich mal eine gute Idee!«, rief Belle. »Viel schneller als zu Fuß!«
»Papa hat es mir gekauft«, schnaufte Miranda und stieg ab, umneben Belle herzugehen und ihr Fahrrad zu schieben. »Wie läuft es bei dir?«
»Auf die Einsicht hinaus, dass Krankenpflege nichts für schwache Nerven ist«, erwiderte Belle. »Wie geht es dir damit? Ich dachte schon, du hättest aufgegeben, weil ich dich gar nicht mehr gesehen habe.«
»Ich bin in der Station für Offiziere«, sagte Miranda. »Fast hätte ich alles hingeschmissen und die Flucht ergriffen. Es ist ziemlich grausig. Dass sie alle Gentlemen sind, macht ihre Verletzungen nicht appetitlicher als die von einfachen Soldaten. Aber ich gebe nicht auf. Wenn ich alles hinwerfe, jubiliert meine Mutter nämlich vor Freude.«
Belle lachte. »Mir geht es genauso. Mog wartet nur darauf, dass ich genug habe. Sie ist in letzter Zeit ziemlich gemein.«
Die beiden unterhielten sich im Gehen über die Einstellung der beiden älteren Frauen.
»Ich denke, wir haben bis September genug Erfahrung gesammelt, um uns dafür zu bewerben, nach Frankreich zu kommen«, meinte Miranda. »Zu Hause habe ich noch nichts davon erwähnt. Und du?«
»Nein. Ich traue mich nicht. Ich warte lieber bis zur letzten Minute«, gestand Belle.
»Vielleicht solltest du dir auch ein Fahrrad besorgen«, sagte Miranda, als sie ihres in den Schuppen schob. »Ich könnte dir beibringen, auf einem zu fahren.«
»Wirklich?«, fragte Belle begeistert. »Sonntag habe ich frei, du auch?«
Miranda bejahte und schlug vor, sich am Nachmittag zu treffen. »Wir könnten im Greenwich Park üben.«
Nachdem sie vereinbart hatten, sich um drei Uhr zu treffen, eilten sie auf ihre jeweiligen Stationen.
Belles erste Aufgabe an diesem Morgen war, draußen ein paar Betten sauber zu schrubben. Bei der Vorstellung, das Radfahren zu lernen, lächelte sie in sich hinein. Mit einem Fahrrad würde siesehr viel schneller ins Krankenhaus und wieder nach Hause kommen.
Am Sonntagnachmittag wartete Miranda schon mit ihrem Rad bei der Kirche, als Belle um drei Uhr eintraf. Es war ein sonniger Tag, und auf der Heide wimmelte es von Familien, die Drachen steigen ließen, zum Teich schlenderten, um Segelboote fahren zu lassen, ihre Hunde abrichteten und Ball spielten.
»Mama findet, ich sollte an einem Sonntag nicht Rad fahren«, erzählte Miranda. »Sie sagt, es wäre pietätlos.«
Belle kicherte. Sie hatte kurz vor der Schließung ihres Ladens das Pech gehabt, ihre Bekanntschaft mit Mrs. Forbes-Alton zu erneuern. Die Frau hatte sie wegen ihrer freiwilligen Krankenpflege ins Kreuzverhör genommen und keinen Hehl daraus gemacht, dass ihrer Meinung nach Belle für die »abwegigen Ideen« Mirandas verantwortlich sei. Belle war in Versuchung gewesen, damit zu kontern, dass es vielleicht weniger Verwundete zu versorgen gäbe, wenn sie, Mrs. Forbes-Alton, nicht so eifrig damit beschäftigt wäre, weiße Federn zu verteilen, ließ es dann aber doch sein. Die Frau war einfach zu einschüchternd, und außerdem würde Miranda die Leidtragende sein.
Die beiden schoben das Fahrrad in einen abgelegenen Winkel des Parks.
»Dann steig mal auf!«, forderte Miranda Belle auf, als sie einen menschenleeren Weg gefunden hatten. »Ich stütze das Rad, bis du das Gleichgewicht halten kannst.«
Belle schwang sich mit Mirandas Hilfe auf den Fahrradsattel und trat in die Pedale. Miranda lief neben ihr her und hielt sie fest. Dann ließ sie los, und Belle kippte mitsamt dem Rad um.
Das Ganze wiederholte sich etliche Male. Belle blieb mit ihrem Rock an der Fahrradkette hängen, verletzte sich am Handgelenk und schürfte sich die Knie auf, doch sie war fest entschlossen, diese Fertigkeit zu erlernen.
»Wie lange hast du gebraucht?«, fragte sie Miranda atemlos.
»Eine Ewigkeit, und ich hatte einen Hosenrock an, was die Sache wesentlich erleichtert«, antwortete ihre Freundin.
»Eine Ewigkeit habe ich nicht Zeit«, brummte Belle. »Ich muss es heute lernen, damit ich Garth morgen bitten kann, mir ein Fahrrad zu kaufen. Dann kann ich schon Dienstag damit zum Krankenhaus fahren.«
Sie biss die Zähne zusammen und versuchte es erneut. Diesmal hielt sie sich ungefähr zehn Meter im Sattel, bis sie wieder das Gleichgewicht verlor.
»Jetzt hast du es raus!«, rief Miranda. »Rauf mit dir und weitermachen!«
Belle schaffte es, auf dem Rad zu bleiben. Sie wackelte hin und her und fuhr nicht geradeaus, aber sie stürzte nicht.
»Gut
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