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Der Zauber eines fruehen Morgens

Der Zauber eines fruehen Morgens

Titel: Der Zauber eines fruehen Morgens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lesley Pearse
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einem Baum und redeten. Jimmy erzählte ihr von seinen Freunden bei der Armee, von den Bedingungen, unter denen er kämpfen musste, und schimpfte über die Generäle, die seiner Meinung nach dumm und absolut ungeeignet waren, Männer zu führen. »Dieses fünftägige Bombardement an der Somme war reine Verschwendung«, sagte er aufgebracht. »Die Hälfte der Granaten waren Blindgänger, wie sich später herausstellte, und die restlichen hatten keineswegs die deutschen Stacheldrahtverhaue zerstört oder die Boches zurückgedrängt. Ein Mann, der auch im Feldlazarettlag, hing stundenlang im Stacheldraht; er wurde im Lauf des Tages viermal angeschossen und praktisch in Stücke gerissen, und er war nur einer von vielen. Später fanden unsere Leute heraus, dass sich die Boches dort regelrecht eingebunkert hatten. Sie hatten stabile Unterstände aus Beton und wesentlich bessere und größere Geschütze als wir. Wir hatten keine Chance.«
    Irgendwann stellte Belle fest, dass Jimmy sich ein wenig schämte, weil er sich in den Granattrichter verkrochen hatte und den ganzen Tag dort geblieben war. Dafür gab es keinen Grund; sie sah an seiner Wunde, dass er sein Gewehr auf keinen Fall hätte abfeuern können, und wahrscheinlich wäre er aufgrund des Blutverlustes ohnehin ohnmächtig geworden und vielleicht noch einmal getroffen worden. Das sagte sie ihm, um ihn dann von dem Thema abzulenken, indem sie über die vielen Streiks im Land sprach, die steigenden Lebenshaltungskosten und die Lebensmittelknappheit.
    Sie schämte sich selbst ein wenig, weil sie ihm nicht gestand, dass sie immer noch nach Frankreich wollte und dass Miranda ihr Fahrstunden gab, wann immer sie den Wagen ihres Vaters ausleihen konnte. Aber Belle rechtfertigte sich damit, dass man sie wahrscheinlich ohnehin nicht aufnehmen würde. Außerdem war der Krieg vielleicht bald vorbei, auch wenn Jimmy es nicht zu glauben schien. Sie war froh, dass er nicht ernsthaft verwundet war, und er sollte Erinnerungen an den Park im Sommer und ihre Liebesnächte, an gute Mahlzeiten und fröhliches Lachen mitnehmen, wenn er nach Frankreich zurückging, nicht an eine Frau, die ständig etwas Neues in petto zu haben schien.

KAPITEL 13
    1917
    Als Belle beim Fahrradschuppen war, raffte sie den Rock ihrer Schwesterntracht ein wenig und schnallte den Gürtel enger, bevor sie das Rad herausholte.
    Es war ein milder Aprilabend, und nach einem langen Tag auf einer stickigen, ziemlich deprimierenden Krankenstation war es eine Wohltat, an der frischen Luft zu sein. Die Heimfahrt über die Heide munterte sie immer auf, und sie freute sich schon darauf.
    Aber als sie ihr Rad aus dem Schuppen schob, stellte sie fest, dass schon wieder beide Reifen platt waren. Es hatte keinen Zweck, sie aufzupumpen; wie in allen anderen Fällen, wenn das passiert war, wusste sie, dass böse Absicht dahintersteckte. Und tatsächlich, als sie die Reifen herumwirbeln ließ, steckte in jedem ein kurzer Nagel.
    Belle war inzwischen sehr geschickt im Flicken platter Reifen. Genau genommen hatte sie gelernt, alles Mögliche zu reparieren, seit sie Rad fuhr. Aber hier ging das nicht – sie würde das Fahrrad nach Hause schieben und es dort in Ordnung bringen müssen.
    Als sie losging, winkten ihr mehrere Krankenschwestern, andere Freiwillige und Sanitäter, die auf dem Heimweg waren oder eben ihre Nachtschicht antraten, freundlich zu. Sie war mittlerweile im Royal Herbert gut bekannt und hatte etliche Freundschaften geschlossen. Sie würde all diese Männer und Frauen vermissen, wenn sie in zwei Wochen mit Miranda nach Frankreich ging.
    Den Ärger mit den platten Reifen allerdings nicht. Alle anderen glaubten, dass es ein dummer Streich war, der nichts mit ihr persönlich zu tun hatte. Doch Belle war davon nicht überzeugt; es schien, als hätte irgendjemand genau sie aufs Korn genommen.
    Es passierte nicht in regelmäßigen Abständen. Manchmal kames ein einziges Mal in vierzehn Tagen vor, dann tat sich wieder wochenlang nichts, und einmal hatte sie sogar drei Monate Ruhe gehabt und gedacht, derjenige, der dahintersteckte, hätte endlich genug.
    Aber der unbekannte Täter kam immer wieder. Sie hatte versucht, ihr Rad woanders abzustellen, und dafür sogar eine Rüge in Kauf genommen, doch es half nichts. Schwester Adams hatte angedeutet, dass vielleicht Eifersucht im Spiel sei, weil sie jung und hübsch und bei Patienten wie beim Personal gleichermaßen beliebt war. Alle waren sich einig, dass es jemand sein

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