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Der Zauber eines fruehen Morgens

Der Zauber eines fruehen Morgens

Titel: Der Zauber eines fruehen Morgens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lesley Pearse
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hergekommen, um näher bei deinem Alten zu sein?«
    Belle nickte, doch insgeheim stellte sie beschämt fest, dass es nicht stimmte. Sie hatte nicht einmal daran gedacht, Captain Taylor zu fragen, ob sie vielleicht ein paar Tage Urlaub haben könnte, um sich irgendwo mit Jimmy zu treffen. Warum nicht?
    Einige Abende später war Miranda gerade dabei, sich für ihr Stelldichein mit Will zu frisieren, als Belle tropfnass in die Baracke kam. Sie sagte nichts, legte nur ihre nasse Öljacke ab, hängte sie an den Haken bei der Tür und bückte sich, um ihre Stiefel auszuziehen.
    Die anderen vier Mädchen saßen am hinteren Ende des Raumes. Sie blickten auf und winkten Belle zu. Sie winkte zurück und holte dann ihr Handtuch, um ihr feuchtes Haar trocken zu rubbeln. Miranda hatte den Eindruck, dass Belle sie absichtlich ignorierte.
    »Bist du sauer auf mich?«, fragte sie, als Belle sich schließlich auf ihr Bett setzte.
    »Natürlich nicht«, sagte Belle erstaunt. »Warum sollte ich?«
    »Vielleicht weil ich zurzeit ständig mit Will unterwegs bin und dich allein lasse.«
    »Das macht doch nichts, mit Vera ist es auch sehr nett. Wir haben uns ziemlich gut angefreundet.«
    Miranda fühlte sich zurückgesetzt. »Ich will dich nicht als Freundin verlieren«, gestand sie.
    Belle lachte. »Da braucht es mehr als einen Mann, um mich loszuwerden.«
    Miranda atmete erleichtert auf. Belle würde nicht scherzen, wenn sie verstimmt wäre.
    »Weißt du, wir müssen die Zeit einfach so gut wie möglich nutzen. Er kann jeden Moment versetzt werden«, versuchte Miranda zu erklären.
    Seit sie sechzehn war, sehnte sie sich nach jener Art von Liebe, die sie nur aus Büchern kannte. Sie war dreimal Brautjungfer gewesen, und bei all diesen Eheschließungen war es eher darum gegangen, dass die Braut eine gute Partie gemacht hatte, als um die große Liebe. Zu der Zeit, als sie Frank begegnet war, hatte Miranda fast schon nicht mehr an diese Liebe geglaubt.
    Nach dem Schmerz, den Frank ihr zugefügt hatte, hatte sie sich allmählich mit dem Gedanken angefreundet, dass es vielleicht am besten wäre, sich mit einem netten, anständigen Mann zu begnügen, dem sie vertrauen und auf den sie sich verlassen konnte. Aber dann trat Will in ihr Leben, in einem Moment, in dem sie am wenigsten erwartet hätte, Romantik zu finden, und ganz plötzlich wusste sie mit absoluter Gewissheit, dass er der Mann war, auf den sie immer gehofft hatte.
    Alles an ihm stimmte; sie konnten über alles Mögliche reden und lachten über die gleichen Sachen. Er ließ ihr Herz schneller schlagen; vom frühen Morgen, wenn sie erwachte, bis zum Abend, wenn sie einschlief, dachte sie ununterbrochen an ihn. Am schönsten war das Wissen, dass er genauso empfand. Wegen des Krieges lag die Zukunft im Ungewissen, doch was Will anging, war sie sich sicher. Das war die Liebe, von der sie geträumt hatte.
    Aber sosehr er auch ihre Gedanken und Träume beherrschte, Belles Freundschaft wollte sie auf keinen Fall verlieren. Belle bedeutete ihr viel zu viel, und Miranda schämte sich bei dem Gedanken, dass sie ihre Freundin vielleicht vernachlässigt hatte.
    Belle beugte sich vor und legte eine kalte, klamme Hand auf Mirandas Arm. »Ich verstehe vollkommen, und ich freue mich für dich. Sei aber bitte vorsichtig! Lass dir noch ein bisschen Zeit!«
    Miranda sah sich verstohlen um, ob jemand lauschte, doch Sally las, Vera strickte Socken, und Honor und Maud spielten Schach.
    »Wir haben es noch nicht gemacht«, wisperte sie. »Sorgst du dich deshalb?«
    Belle kicherte. »Das habe ich nicht gemeint. Ich bin wohl kaum die Richtige, um dir Moralpredigten zu halten. Ich habe nur Angst, dass das alles ein bisschen zu schnell geht.«
    »Deine Warnung kommt ein wenig spät. Captain Taylor hat gesagt, dass ich diesen Sonntag freihabe, und Will möchte irgendwo mit mir die Nacht verbringen.«
    Als Belle nichts erwiderte, nahm Miranda ihre Hand. »Ich weiß, dass du mein Verhalten überstürzt findest, doch ich liebe ihn, Belle. Ich liebe ihn wirklich. Und er liebt mich.«
    Belle lächelte sie an. »Ich verstehe dich, und ich will dich bestimmt nicht kritisieren. Wenn ich an deiner Stelle wäre, würde ich wahrscheinlich dasselbe tun«, sagte sie. »Aber was trödelst du noch hier herum, wenn er schon auf dich wartet? Und zieh lieber meinen Mantel an, sonst wirst du bis auf die Haut durchnässt.«
    Kurz darauf verließ Miranda in die Öljacke gehüllt die Baracke. Sie ging ein Stück die Straße

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