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Der Zauber von Avalon 01 - Sieben Sterne und die dunkle Prophezeiung

Titel: Der Zauber von Avalon 01 - Sieben Sterne und die dunkle Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas A. Barron , Irmela Brender
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geschlagen, transportiert und eingefügt hatten. Um den Preis ihrer Glieder – und ihres Lebens.
    Brionna schauderte wieder, diesmal nicht wegen der Kälte. Nur drei Tage hatte sie als Sklavin gearbeitet und die Seile der Lastkähne gezogen, die Steine auf den Damm brachten. Aber das war lange genug, um von einem Mann einen Peitschenhieb zu bekommen, der für immer eine Narbe auf ihrem Rücken hinterlassen würde. Und auch lange genug für andere, weniger sichtbare, aber nicht weniger dauerhafte Narben.
    Warum fing der Hexer so viel Wasser ein? Darüber musste sie immer wieder nachdenken. Nur um über alle die Län der und Geschöpfe zu herrschen, die es brauchten? Und wer würde verdursten ohne dieses Wasser? Es würde ihm Macht geben, das war sicher. Nicht nur hier in Wasserwurzel,ebenso in den benachbarten Reichen: Großvater hatte ihr einmal gesagt, dass ihre Heimat in Waldwurzel viel Wasser aus dieser Region bekam. Konnte der Damm etwas mit der Dürre in diesem Sommer zu tun haben? Mit der Trockenheit – und Farblosigkeit – ihrer liebsten Waldwege? Selbst der unaufhörliche Fluss führte nur noch halb so viel Wasser wie sonst.
    Und doch schien es nicht das Wasser zu sein, hinter dem der Hexer wirklich her war. Wenn es ihm nur darum ging, warum gab er sich dann so viel Mühe, diesen Stab zu finden? Selbst wenn er tatsächlich ein Zauberstab war, hatte er nichts mit dem Wasser zu tun. Oder doch? Die Frage nagte an ihren Gedanken.
    Brionna schloss die Augen und sah wieder Großvaters Gesicht vor sich – still und grau, mit Blut im Mundwinkel und Schmutz im struppigen weißen Bart. Und doch schlug sein Herz noch, gerade genug, um ihn am Leben zu halten.
    Aber nicht lange. Sie dachte an den letzten Augenblick dort auf dem Gesims, als sie seine Hand gehalten hatte. Wie warm sie sich noch anfühlte, obwohl Brionna wusste, dass die Wärme bald weichen würde.
    Und dann veränderte sich in ihrer Vorstellung seine Hand. Wurde länger, sauber und glatt. Wurde weiß – bis es die Hand des Hexers war.
    »Sieh zu, dass du den Stab herbringst«, hatte er befohlen und mit einer Handbewegung den Schatten unter der Steinmauer durchschnitten. »Und zwar bald! Du hast weniger als drei Wochen Zeit dafür, hmmja, meine Hübsche. Denn erst seit gestern erlöschen die Sterne des Zauberstabs dortoben, das Zeichen, auf das ich lange gewartet habe. Hmmja, von meinem Herrn Rhita Gawr. Ach, das überrascht dich? Der Name? Rhita Gawr . . . Es ist ein Name, den du bald noch viel öfter hören wirst, meine kleine Elfe.«
    Seine weiße Hand deutete auf den Damm. »Ich brauche nur drei Wochen, mehr nicht, um meine große Schöpfung zu vollenden, genauso lange wie die Sterne brauchen werden, um zu verschwinden. Und wenn der letzte Stern erlischt, werde ich den Stab benutzen, den du mir gebracht haben wirst. Ihn benutzen und ihn dann zerstören! Poetisch, hmmja? An diesem Tag werden sowohl der Stab auf der Erde wie der Stab am Himmel für immer verschwinden.«
    Die Stimme in den Schatten hatte hoch und zischend gelacht. »Hab Erfolg, Brionna, und dein Großvater wird leben. Aber versage, und er wird sterben – hmmja, unter größten Schmerzen.«
    Die Hand des Hexers war aus dem Dunkel an der Mauer vorgeschossen und hatte ihren Unterarm gepackt. »Siebzehn Jahre lang habe ich diesen Stab gesucht und die ganze Zeit bin ich irregeführt worden. Hmmja, von Gaunern ebenso wie von Gegnern. Zuerst von diesen beiden Stüm pern , die mir sowohl Merlins Stab hätten bringen können wie den Jungen, der des Zauberers wahrer Erbe ist – aber sie haben ihre Chance verpasst. Und von meinen Ghoulacas, die jahrelang erfolglos in den sieben Reichen gesucht haben. Und ebenso von anderen Mächten, die versuchten mich zu behindern, auch wenn ich in noch so vielen Eingeweiden las. Aber jetzt habe ich den Stab gefunden! Hmmja,mithilfe eines elenden kleinen Tropfs aus Feuerwurzel. Wie ironisch!«
    Keuchend hatte er wieder gelacht. »Und jetzt, mein hilfreiches Mädchen, wirst also du mir den Stab bringen.«
    »Warum«, hatte sie gefragt, »gehst du nicht selbst?«
    »Ich muss die Fertigstellung meiner Schöpfung überwachen, hmmja. Und ich habe auch noch andere Gründe. Ausgezeichnete Gründe.«
    Er hatte sie fester gepackt und damit Feuerpfeile durch ihren Arm geschossen. »Finde mir den Zauberstab, den der wahre Erbe Merlins bei sich hat. Die Eingeweide sagen mir, dass er nichts als ein junger Mann ist – aber Vorsicht, denn seine Kräfte könnten wachsen.

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