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Der Zauber Von Avalon 02 - Im Schatten der Lichtertore

Titel: Der Zauber Von Avalon 02 - Im Schatten der Lichtertore Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas A. Barron , Irmela Brender
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und blieb am glatten Stamm eines der größten Bäume stehen. Nachdem er sich den Schmutz aus den Augen geblinzelt hatte, untersuchte er den Baum – der keinem bisher gesehenen glich. Die großen stämmigen Wurzeln reichten tief in den Boden des Feldsund schützten ihn davor, umgeblasen zu werden. Aber der Rest des Baums sah dünn und krumm aus wie ein altes Stück Treibholz, das nach Jahren im Meer schließlich an Land geschwemmt worden war. Wäre es gerade gewesen, hätte das knotige, wettergegerbte Gewächs zweimal seine jetzige Höhe erreicht. Wie alle anderen im Gehölz hatte dieser Baum keine Rinde, das Holz des Stamms war vom Wind glatt poliert worden. Und keine Blätter – nur dicke Grasbüschel, die hier und da aus Stamm und Ästen wuchsen.
    Einen Augenblick ahnte Tamwyn etwas anderes an diesen Bäumen. Etwas Seltsames, das von seiner inneren Magie wahrgenommen wurde und mit einem Gefühl verwandt war. Angst? Konnte eine solche Regung von den Bäumen kommen? Bevor er mehr herausfand, verschwand das Gefühl, wie vom nächsten heulenden Windstoß weggeblasen.
    Da bemerkte er, dass diese krummen, kahlen Bäume ihre Äste ineinander verschlungen hatten. Natürlich! Wie ließen sich diese brutalen Stürme hier oben über dem Talboden besser überleben? Deshalb wuchsen an den Ästen auch Grashalme statt größerer Blätter, die leicht abgerissen werden konnten.
    Endlich legte sich der Wind. Die Baumstämme hoben sich, während die langen Grashalme rund ums Gehölz ihre Spitzen mit den Samenkörnern streckten. Auch Tamwyn setzte sich auf. Er seufzte vor Erleichterung, dass solche Winde nicht drunten in den Wurzelreichen bliesen – außer vielleicht in Luftwurzel. Doch hier oben am Stamm vonAvalon direkt unter den Ästen schien der Wind so selbstverständlich zum Leben zu gehören wie ein Sternenuntergang.
    Gerade als er wieder aufstehen wollte, schüttelte sich der Baum, an dem er lehnte, heftig. Tamwyn rutschte herunter, dann wurde ihm klar, dass der Boden unter ihm ebenso bebte. Er versuchte aufzustehen oder zu kriechen, aber die wilden Erschütterungen warfen ihn um. Schmutz spritzte auf ihn. Es gab ein lautes, knallendes Geräusch, als die stämmigen Wurzeln des Baums sich aus dem Boden hoben. Tamwyn rollte sich zu einem Ball zusammen und rechnete damit, dass ein Baum auf ihn stürzen würde, vielleicht auch mehrere.
    Nichts stürzte. Das Beben hörte auf.
    Tamwyn schüttelte sich den Dreck aus den Haaren, setzte sich auf – und begriff plötzlich. Er konnte nur den Atem anhalten vor Erstaunen.
    Dieses ganze Beben war nicht aus dem Boden gekommen, sondern von den Bäumen selbst! Sie standen um ihn herum, streckten ihre Wurzeln auf dem Boden aus und hatten die Äste nicht mehr umeinander geschlungen. Die Bäume – oder was immer sie in Wirklichkeit waren – umringten ihn und beugten ihre Gesichter herab, um ihn genauer zu betrachten.
    Sie hatten tatsächlich Gesichter auf halber Höhe ihrer krummen, vielgliedrigen Körper. In jedem Gesicht war ein ausgefranster Schlitz als Mund, ein doppelter Knoten, der als Nase gelten konnte, und, besonders auffallend, ein einzelnes, vertikales Auge, so groß und schmal wie ein Zweig.Der Kreis aus hohen Augen schaute Tamwyn prüfend an, ohne je zu blinzeln.
    Plötzlich überfiel ihn große Angst. Er wusste nicht genau, ob sie aus ihm kam oder von diesen bizarren Geschöpfen. Aber instinktiv sprang er auf die Füße, hüpfte über Wurzeln und floh so schnell er konnte den grasigen Hang hinunter.
    Die Geschöpfe verfolgten ihn, ihre Wurzeln patschten auf den Boden und die grasigen Glieder rauschten durch die Luft wie ein winterlicher Wind. So schnell Tamwyn auch rannte, er hörte, wie ihr Stampfen auf dem Hang hinter ihm mit jeder Sekunde näher kam. Ängstlich schaute er sich nach ihnen um.
    Unerwartet stolperte er über ein Grasbüschel. Er stürzte vorwärts und schrie auf, als er den Hügel hinunterrollte. Schließlich blieb er liegen. Er spuckte das Gras aus und wollte gerade wieder aufstehen – da schlug ihm eins der Geschöpfe hart mit den knotigen Gliedern auf den Rücken.
    Die Kraft dieses Schlags warf ihn flach aufs Gesicht. Noch schlimmer, das Geschöpf legte alle Kraft in einen Ast und drückte ihm auf den Rücken. So sehr Tamwyn sich auch wand, er konnte nicht fliehen. Noch nicht einmal atmen. Und der Ast wurde schwerer. In wenigen Sekunden würde ihm das Gewicht die Rippen zerquetschen – oder die Wirbelsäule brechen.
    »Hiiiwaschsch! Hiiwaschsch!«
    Als

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