Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Zauber Von Avalon 02 - Im Schatten der Lichtertore

Titel: Der Zauber Von Avalon 02 - Im Schatten der Lichtertore Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas A. Barron , Irmela Brender
Vom Netzwerk:
gehören.
    Mit der Zeit bemerkte er eine Veränderung in der Luft. Sie wurde trockener, auch kühler. Und sie roch nach etwas – schwach Vertrautem.
    Außerhalb
, erkannte er plötzlich.
Es riecht wie außerhalb des Baums.
    Er kroch weiter, jetzt schneller. Vorn sah der Tunnel ungewohnt aus. Heller und weißer.
    Licht! Bei den tausend Hainen, vor mir ist Licht!
    Tamwyn lächelte. Denn er wusste, dass dieses Licht nicht vom Élano herrührte. Nein, er war sicher. Dieses Licht kam von den Sternen.

34
Heftiger Wind
    S o schnell Tamwyn konnte, kroch er zum Licht, endlich näherte er sich dem Tunnelende. Das harte Holz unter seinen Händen, Knien und Zehen wurde zu weicher, feuchter brauner Erde, winzige grüne Stängel wuchsen hier und da. Er duckte sich unter einer Spinnwebe mit funkelndem Tau, die sich über ihm spannte, und sah vor sich eine Öffnung, die von dichtem grünem Gras umrandet. Eine goldene Grille im Gras erschrak über ihn, zirpte und hüpfte davon.
    Bevor er den Kopf hinausstreckte, hielt er inne und kostete die Erinnerung an die Stille und Schönheit aus, die er gerade erlebt hatte. Und er brauchte auch einen Moment, um zu blinzeln – denn das Licht, das durch dieses Loch drang, war heller als alles, was er seit Tagen gesehen hatte. Schließlich schob er mit heftig klopfendem Herzen langsam den Kopf hinaus.
    Noch bevor er ganz draußen war, erstarrte Tamwyn. Denn so erstaunlich es auch war, wieder grünes Gras zu riechen, kalte Luft an den Wangen zu spüren und das Säuseln eines fernen Windes zu hören, überraschte ihn das, was er sah, am meisten. Es war, als wäre er durch ein Fenster gekrochen.
    Ein Fenster zu den Sternen.
    Er zog sich mit seinem Beutel und dem Stab ganz aus dem Loch, lag dann auf dem Rücken im Gras und schaute verwundert in den Himmel. Die Sterne über ihm funkelten nicht nur, wie so oft in den Jahren, in denen er in Steinwurzel im Zelt übernachtet hatte. Diese Sterne loderten wie himmlische Fackeln – heller als er es je gesehen, näher als er es je erwartet hatte. Ihm war, als könnte er hinaufgreifen und die Hitze ihrer Feuer spüren, wenn nur seine Arme ein wenig länger wären.
    Plötzlich bemerkte er etwas Sonderbares. Auf einer Seite des Horizonts stiegen lange Schattenstreifen über den Himmel wie Flüsse der Dunkelheit, die Hunderte von Sternen verschlangen. Waren das die gleichen Schatten, die er in der Vision gesehen hatte? Kam er bereits zu spät?
    Sein Herzschlag raste. Dann, als er die dunklen Streifen genauer betrachtete, erkannte er, dass sie ihn nicht mit der gleichen knochentiefen Bedrohlichkeit erfüllten, die er zuvor gespürt hatte. Sie schienen auch nicht wirklich irgendwelche Sterne verschluckt zu haben. Eher
verdeckten
sie die Sterne. Diese Schatten waren feste Formen zwischen ihm und dem, was hinter ihnen lag.
    Äste! Ich sehe Äste!
Er schüttelte erstaunt den Kopf und folgte den gewundenen Umrissen der Schatten.
Das ist also wirklich Merlins Astloch
, sagte er sich und glaubte nur halb, dass es stimmte.
Der Ort, an dem man Äste sehen kann. Der Ort, an den mein Vater vor Jahren auf seiner eigenen Reise zu den Sternen kam.
    Er setzte sich auf und betrachtete seine Umgebung. Erwar in einem tiefen, runden Tal voll üppigem Gras, das am dichtesten unten auf dem Talboden wuchs. Und gerade wie er es auf dem Wandgemälde im Stamm gesehen hatte, wölbte sich das Astloch an der Seite des großen Baums knorrig nach außen – und umfing dieses Tal wie eine riesige hohle Hand.
    Die ganze Senke war nicht sehr groß, sie erinnerte ihn an die kleinen Gletschertäler in den hohen Bergen von Steinwurzel. Doch anders als in dieser weit entfernten Landschaft war hier nicht die geringste Spur vom Winter zu sehen. Tamwyn fragte sich, ob Merlins Astloch Jahreszeiten hatte, die es nirgendwo sonst gab? Oder keine Jahreszeit außer Frühling?
    Sein Blick wanderte zum Rand. Im Gegensatz zu dem grünen Talboden wuchs fast nichts auf den braunen Hügeln, die ihn umringten. Wo er jetzt saß, etwa in halber Höhe am Hang, schienen Rand und Talboden nur einen kurzen Spaziergang entfernt zu sein. Doch Tamwyn sah von hier aus auch in weite Fernen: Hinter dem Rand, der dem Baumstamm am nächsten war, stiegen raue Bergrücken zu den Ästen
. . .
und schließlich bis zu den Sternen.
    Von seinem Platz im Gras aus hob er wieder die Augen sternwärts. Er suchte einige seiner Lieblingskonstellationen – es war überraschend schwierig wegen der ungewöhnlichen Helligkeit jedes

Weitere Kostenlose Bücher