Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Zauber Von Avalon 02 - Im Schatten der Lichtertore

Titel: Der Zauber Von Avalon 02 - Im Schatten der Lichtertore Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas A. Barron , Irmela Brender
Vom Netzwerk:
Frage eine Antwort zu finden.

18
Spiralen
    D as Geräusch wurde immer lauter, es grollte wie endloser Donner in der Ferne. Als Tamwyn und seine Freunde an dem Wandgemälde mit seinen starken Farben vorbei waren, kamen sie in einen Abschnitt, in dem Wände und Decke des Tunnels mit einem Moos bedeckt waren, das so weich und üppig erschien, wie man es höchstens in den nebligen Wäldern von El Urien finden konnte.
    Auch hier wurde jetzt die Luft schwer von Dunst. Wasserperlen bildeten sich auf Tamwyns Nase, sie rannen über seinen Stab und tropften bei jedem Schritt von den Fußknöcheln.
    Inzwischen schwoll das Geräusch an und hallte im Tunnel wider. Henni zupfte Tamwyn am Ärmel und sagte etwas, während Flederwisch vom Rand der Tasche eine Bemerkung machte, die nicht zu verstehen war. Gerade jetzt bog der Tunnel nach links und öffnete sich auf ein moosiges Sims – und die erstaunlichste Aussicht, die sie je gesehen hatten.
    Ein Wasserfall von riesiger Größe und erschreckender Macht erstreckte sich von weit über bis weit unter ihnen. Er brüllte wie eine Million zorniger Oger und donnerte in dieWände einer enormen Höhle, von der weder Decke noch Boden zu sehen waren. Spiralige Gischtfahnen stiegen in die Luft und besprühten das Sims, auf dem die Drei standen, während der Wasserfall unaufhörlich hinaufdonnerte.
    Hinauf?
    Tamwyn stützte sich auf seinen tropfenden Stab und schaute abwechselnd in die Höhe und in die Tiefe. Weil er seinen Augen immer noch nicht traute, näherte er sich vorsichtig dem glatten Rand, steckte den Stab in die Hülle und kroch so weit hinaus, wie er es wagte, um hinunter zu schauen – zum Ursprung dieses Wassers.
    Ja, zu seinem Ursprung. Denn der Wasserfall stieg tatsächlich zu ihm herauf, diesen höhlenartigen Schacht im Stamm des großen Baums empor. Und nicht nur das. Er stieg keineswegs gerade aufwärts, so wie Wasserkaskaden herabfallen. Er stieg vielmehr in einer Spirale – die sich anmutig und ständig drehte wie ein Wassertänzer, der seit dem Beginn der Zeit kreist.
    Dann bemerkte Tamwyn noch etwas. Während Wasser zu den Sternen stieg, fiel Licht zu den Wurzeln. Und die Lichtsäule bewegte sich ebenfalls in einer Spirale, die mit der Kaskade verbunden war. Jede Spirale wickelte sich um die andere, während jedes Element sein Gegenstück berührte und dabei Wassertropfen wie Sterne funkeln und Lichtpfeile wie strahlende Bächlein rinnen ließ.
    Henni, der ebenfalls zum Rand gekrochen war, wandte seinem Gefährten ein verblüfftes Gesicht zu. Nie hatte Tamwyn diese silbrigen Augen so erstaunt gesehen. Vielleicht hatte sich der Hoolah bei all seinen Kapriolen im Laufder gemeinsamen Reise verändert. Sicher, Henni war noch so verspielt und unzuverlässig wie immer, aber jetzt gab es wenigstens ein bisschen Vernunft in ihm. Und, wie sehr er es auch zu tarnen versuchte, einen Hauch von Respekt
. . .
vor seiner Umgebung, vielleicht auch vor seinem Leben.
    Tamwyn wandte sich wieder den Zwillingsspiralen aus Wasser und Licht zu, der aufstrebenden und der sinkenden. Beide bewegten sich mit beständiger Anmut, während sie endlos stiegen und fielen. Gebannt schaute Tamwyn zu, bis er sich plötzlich überrascht hinsetzte.
    Er schüttelte die nassen Locken, während er angestrengt horchte. War das möglich? Ja, fand er schließlich, das gab es hier tatsächlich.
    Musik. Aus dem kreisenden An- und Abschwellen der Kaskade, unter dem donnernden Tosen von so viel Wasser kam eine schwingende, muntere Musik. Sie klang nach Flöten, während Wasser durch die Luft strömte, dann dröhnte sie wie eine große Trommel, schwoll an wie von fernen Hörnern gespielt und perlte wie aus neu gegossenen Glocken.
    Rund um und in ihm wirbelte diese Musik. Auch sie bewegte sich in einer Spirale wie die Kaskaden aus Wasser und Licht. Höhere Töne kreisten hinauf, tiefere wanden sich hinab, alle waren mit denselben Rhythmen im selben endlosen Tanz verbunden.
    »Henni«, sagte Tamwyn verträumt, während er der Musik lauschte. »Kannst du das hören?«
    Vielleicht weil auch Henni von den Spiraltönen bewegt war, legte er den langen Arm um Tamwyns Schultern.
    Vielleicht aber auch nicht.
    Denn ohne jede Ankündigung sprang der Hoolah vom Sims ins Wasser – und nahm Tamwyn und Flederwisch mit.
    »Hiihiiyahahahaaa!«, schrie Henni, bevor die kreisende Kaskade sein Gebrüll und dann auch die drei Gefährten verschlang.
    Plötzlich hörte Tamwyn keine Musik mehr – nur noch das Rauschen und Klatschen von

Weitere Kostenlose Bücher