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Der Zauber von Avalon 03 - Die ewige Flamme

Titel: Der Zauber von Avalon 03 - Die ewige Flamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas A. Barron , Irmela Brender
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zur Erde sein würde, wenn er verdunkelt war. Dann wandte er sich zu einem anderen Teil des Himmels und sah die sieben Kreise mit dem dunklen Inneren, die den Zauberstab bildeten. Die Tore zur Anderswelt. Undeutliche Gestalten   – Rhita Gawrs Krieger – drängten ständig heraus und strömten nach Avalon wie giftige Dämpfe.
    Da erkannte er, dass die Krieger, die bereits auf Avalons Seite der Tore waren, dunkler und fester aussahen als die hereinkommenden.
Natürlich! Sie nehmen Körper an, genau wie Rhita Gawr es getan hat, um in der vergänglichen Welt zu handeln und zu kämpfen.
Tamwyn konnte zwar immer noch nicht genau das Äußere dieser Krieger erkennen, aber bestimmt waren sie für die Schlacht gerüstet.
    Ahearna schlug noch schneller mit den Flügeln, als hätte auch sie Rhita Gawr und seine Krieger gesehen. Ihre wehende Mähne funkelte im Licht der Sterne. Wenn Tamwyn sie beobachtete, so anmutig und stark, empfand er ein wenig Hoffnung – und wieder einfach die Freude am Fliegen.
    Dann zog etwas Neues seine Aufmerksamkeit auf sich: die Äste des großen Baums. Er sah, wie graziös sie sich bogen. Wie sie sich schattigen Halbinseln gleich über das Meer der Sterne streckten. Und wie an jedem Zweig jeden Astes ein heller Stern leuchtete.
    Die Äste waren also tatsächlich Pfade zu den Sternen!Von dem Wunder ergriffen, drückte er Ahearnas Mähne. Sterne füllten zu Tausenden den Himmel – alle waren mit dem Baum von Avalon verbunden. Sie hingen von seinen riesigen Ästen, umgaben seinen Stamm wie himmlische Früchte, deren Essenz Licht war.
    Jetzt verstehe ich endlich!
Tamwyn schaute aufmerksam in die oberen Bereiche von Avalon. Dann erkannte er in jäher Inspiration noch etwas.
    Weil die Sterne wahrhaft mit dem großen Baum verbunden waren, floss dessen heiliges Élano in sie – genau wie in die Wurzeln, den Stamm und die Äste. Dieser regelmäßige, rhythmische Élanostrom, der jeden Morgen anschwoll und jeden Abend abnahm, war der Atem des Baums. Und weil das Feuer der Sterne diese magischen Atemzüge spürte – und alle wurden von ihnen angefacht   –, brachten sie diese Magie in ihre Tore. Ja – und verbreiteten diese Magie in alle anderen Welten. Zu jedem Baum, zu jedem Samen in den tausend Hainen.
    Tamwyn lächelte zufrieden. Er wusste, dass er auch endlich eine Frage beantwortet hatte, die Avalons Barden, Weise und Himmelsbeobachter seit Jahrhunderten beschäftigte: Warum leuchteten die Sterne jeden Morgen heller und wurden jeden Abend nach den letzten Strahlen des Sternenuntergangs gedämpfter?
    Durch den Fluss des Élano geschieht so viel. Und so viel hängt zusammen! Das Licht der Sterne hoch oben ist tatsächlich mit dem Élanolicht in Gwirions Höhle tief im Stamm verbunden. Und mit noch viel mehr, das ich noch nicht einmal anfange zu begreifen.
    Er schaute hinunter. Zwischen jedem Schlag der massigen Flügel studierte er die Wurzelreiche weit in der Tiefe. Da war Steinwurzel, so weit dem Baum vorgeschoben, dass es im unbehinderten Sternenlicht hell leuchtete. Da war Feuerwurzel, zum Teil von rötlichem Rauch verhüllt; Waldwurzel, in tiefes Grün getaucht, und Wasserwurzel, das in allen Farben der Regenbogenmeere flirrte. Und dort, immer im Schatten des Baums darüber, war das dunkelste Reich von allen.
    Schattenwurzel. Dort war Elli inzwischen. Hatte sie Weißhand gefunden? Und den verdorbenen Kristall, der beiden diente, dem Hexer und Rhita Gawr? Für sie wie für ihn wurde rasch die Zeit knapp.
    Plötzlich wandte sich Ahearna scharf nach rechts. Tamwyn griff fester in ihre Mähne und Henni umklammerte stärker seine Mitte. Gerade als Tamwyn sich umdrehte, weil er sehen wollte, warum das Pferd so plötzlich die Richtung gewechselt hatte, hörte er ein neues Rumpeln und Stoßen – unendlich tief, als käme es von einer Trommel, die sich über den ganzen Himmel streckte. Dann wurden sie von einer großen Lichtwelle überspült, die schäumte wie Wasser, aber funkelte wie die Sterne.
    Sie waren im Zeitenfluss.
    Die Lichtwelle überschwemmte sie völlig. Tamwyn spürte nur noch den muskulösen Pferderücken unter sich, sah nur noch den leuchtenden Schaum um sich herum. Das tiefe Trommeln ging im gleichen regelmäßigen Rhythmus weiter und hallte in sich wider. Lichtfunken stoben ständig überall hervor.
    Doch am seltsamsten war Tamwyns Erfahrung mit der Zeit. Oder besser, das
Fehlen
der Zeit. Vergangenheit oder Zukunft, Gestern oder Morgen verloren ihre Bedeutung für ihn, so sehr er

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