Der Zauber von Avalon 03 - Die ewige Flamme
lidlosen Auge. »Du und dein kleiner Liebling.«
Nuics Hautfarbe verdunkelte sich zu schwarz, während scharlachrote Adern durch seine Brust liefen.
Elli schüttelte den Kopf, um wieder klar zu sehen, und zuckte zusammen beim Anblick des verstümmelten Hexergesichts. Die gezackte Narbe, die sich vom fehlenden Ohr bis zum Kinn zog, fing das rote Licht im Raum auf und pulsierte grässlich. Dann schaute sie an ihm vorbei und sah dieLichtquelle. Es war ein rot strahlender Kristall auf einem Sockel.
Der verdorbene Kristall!
So nah! Vielleicht gab es doch noch eine Chance zu tun, was sie hier vorhatte. Aber wie konnte sie diesen Kristall zerstören, selbst wenn sie irgendwie an Kulwych vorbeikam?
Der Hexer rieb sich die bleichen Hände. »Du bist, glaube ich, die Priesterin, von der man mir erzählt hat. Warum solltest du sonst hier in Schattenwurzel sein? Aber wo, wenn ich fragen darf, ist der, äh, Freund, den ich ausgeschickt habe, dich zu finden?«
»Meinst du diesen Mörder Deth Macoll?« Elli versuchte, nicht den Kristall anzuschauen, sondern Kulwych, damit er keinen Verdacht wegen ihrer Motive schöpfte. »Er ist tot.«
Er holte hörbar Luft. »Tot? Bist du sicher?«
Sie nickte grimmig.
»Wie unglücklich, hmmmja.« Er kicherte rachsüchtig. »Ich hatte mich darauf gefreut, ihn selbst zu töten.«
Der Hexer hob eine Hand ans Gesicht und betrachtete seine perfekt geschnittenen Fingernägel. »Und was«, fragte er, immer noch seine Hand studierend, »ist mit dem Kristall aus reinem Élano geschehen, den er stehlen sollte?«
Elli zuckte zusammen. »Der ist, hm – weg. Verloren.«
Kulwych drehte sich zu ihr um und klickte mit der Zunge. »Du lügst ganz schrecklich, meine Priesterin. Wirklich schrecklich. Aber das macht so gut wie gar nichts aus. Ich bin sehr wenig an deinem Kristall interessiert, schließlich habe ich selbst einen, der viel mächtiger ist – und zugleich nützlicher für meine besonderen Zwecke.«
Nachdenklich fuhr er sich über den Rest seines Kinns. »Jetzt bleibt nur noch eine Frage. Warum bist du hierhergekommen? Bestimmt nicht wegen einer gesellschaftlichen Verpflichtung, obwohl ich als guter Unterhalter berühmt bin.«
Elli wechselte unbehaglich die Stellung und lehnte den Rücken an die Felswand.
Er verzog seinen Mundschlitz zu einem grässlichen Grinsen. »Dann bist du vielleicht mit einem Plan hergekommen. Könnte der möglicherweise darauf zielen … meinen eigenen Kristall zu zerstören?«
Er sah, wie sie blass wurde, und nickte wissend. »Mich kannst du nicht täuschen, Priesterin.«
Schwungvoll verbeugte er sich vor Elli. »Du hattest allerdings recht, es zu versuchen. Hmmmja. Mein Kristall hat eine ungeheure Kraft, mehr als du dir vorstellen kannst! Selbst jetzt verbindet er meinen Fürsten Rhita Gawr mit seinen Kriegern hoch oben und mich mit meinen Kriegern auf den Ebenen von Isenwy.«
Elli wurde noch unruhiger, ihre Gedanken rasten. Sie musste sich etwas einfallen lassen! Aber was?
Kulwych lachte leise. »Bei deinem Plan gibt es nur ein Problem, fürchte ich.« Er beugte sich näher, das Licht des Kristalls spiegelte sich pulsierend in seinem Auge. »Mein Kristall
kann nicht zerstört werden.
«
Ellis Herz setzte einen Schlag aus.
»Aber du, meine Priesterin,
kannst
auf jeden Fall vernichtet werden.« Er rieb sich forsch die Hände. »Und das ist es, was ich in diesem Moment tun werde.«
Teil drei
23
Sterbende Flammen
T amwyn hielt sich an Ahearnas Mähne fest, während das große Pferd herumwirbelte und sich bereit machte für die Auseinandersetzung mit Rhita Gawr. Licht von dem riesigen Stern, dem Herzen des Pegasus, blitzte auf jede Feder ihrer silbrigweißen Flügel. Doch Tamwyn wusste, dass dieses Licht schnell verblassen würde. Denn gezackte dunkle Risse verbreiteten sich rasch durch das Herz.
Ahearna neigte die mächtigen Schwingen und drehte sich so schnell, dass Tamwyn fast den Halt verlor. Dabei schnaubte sie vor Zorn und blähte die Nüstern. Ihr wütendes Wiehern hallte über den Himmel, der nahe Stern und der Ast, der ihn mit den leuchtenden Wellen des Zeitenflusses verband, warfen das Echo zurück.
Dann war etwas anderes zu hören, ein mächtiges Brüllen, das Ahearnas Wiehern völlig übertönte. So laut war es, dass die nächsten Äste des großen Baums und der Himmel selbst zu zittern schienen. Tamwyn zuckte zusammen, weil sein Gefährte Henni die Hände von seiner Mitte nahm, um die Ohren zu bedecken. Das Gebrüll hallte zwischen den
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