Der Zauber von Avalon 03 - Die ewige Flamme
Schlamm der Geburt,
Luft, frei zu atmen,
Feuer, Funke des Lichts,
Wasser, Saft zum Wachsen,
Leben, Frucht der Seele,
LichtDunkel, Sterne und Raum,
Geheimnis, jetzt und immerzu.
Aelonnia holte tief und langsam Atem, als würde sie die Kraft dieser Worte einatmen. »Das sind die Gaben von Dagda und Lorilanda.«
Doch Brionna runzelte die Stirn. Entmutigt wies sie auf die Schlacht, die ringsum wütete. »Wo sind Dagda und Lorilanda jetzt, wenn wir sie am meisten brauchen?«
»Sie tun, was sie tun müssen.« Die Lehmbildnerin malte mit den zarten Fingern geheimnisvolle Muster in die Luft. »Gerade wie es uns Sterblichen aufgegeben ist.«
Noch als Aelonnias klangvolles Flüstern Brionna ganz gefangen nahm und kurz den Schlachtenlärm verdrängte, fiel ihr ein anderer Sterblicher ein, der tat, was er tun musste.
Scree
, rief sie in Gedanken,
wenn ich nur wüsste, wo ich dich zwischen all diesen Männern finden könnte! Kämpfst du noch mit Harlech? Und lebst du noch?
Die Antwort auf beide Fragen lautete: ja.
»Komm her, du jämmerlicher kleiner Vogel«, zischte Harlech atemlos. Seine Stiefel stampften schwer im Schlamm, während er seinen Feind umkreiste.
Scree funkelte wütend den großen Mann ihm gegenüber an. Die tödliche Klaue leuchtete immer heller, doch noch nicht mit der gleichen Intensität wie in dem Moment, bevor sie jenen bösen Strahl auf Brionna geschleudert hatte. Scree nahm an, dass er noch ein wenig Zeit hatte, bevor Harlech die Klaue gegen ihn richtete. Doch er hatte keine Ahnung, wie viel.
Er bewegte die Flügel und versuchte, die Erschöpfung abzuschütteln. »Diese Schlacht dauert schon lange genug«, knurrte er.
»Ja, das stimmt.« Harlech schabte den Schlamm von seinem Breitschwert, indem er es über den Brustpanzer eines Gobsken zog, der stöhnend am Boden lag. Langsam ging er weiter um Scree herum und suchte nach einer verletzbaren Stelle. »Also komm schon, dann mache ich ein Ende.«
Abrupt machte Scree einen Schritt nach links, sodass Harlech das Gewicht verlagern musste. Dann bewegte sich Scree schnell wie ein Flügelschlag wieder nach rechts und brachte Harlech einen Moment aus dem Gleichgewicht –lange genug für den Adlermann, mit ausgestrecktem Bein herumzuwirbeln. Mit einer Kralle schnitt er über Harlechs Unterarm, der massige Krieger schrie auf und ließ sein Schwert fallen. Als er es aufheben wollte, stolperte er.
Scree wartete nicht länger, er schlug mit den breiten Flügeln und stürzte sich auf seinen Gegner, genau wie ein Adler über eine Ratte herfallen würde. Doch trotz seines verletzten Arms erholte sich Harlech überraschend schnell. Der Schatten des Adlermanns fiel bereits auf ihn, da zog er einen Dolch aus dem Gürtel und stieß die Klinge hoch.
Scree schrie und taumelte zurück. Schwer fiel er zu Boden, während Blut über seine Flügel lief und die silbrigen Federn tränkte. Die schlammige Erde klebte an ihm und erschwerte ihm das Aufstehen. Kaum saß er endlich, da war Harlechs Schwertspitze auf ihn gerichtet.
Scree bewegte das Kinn wie sonst den Schnabel. Er saß in der Falle! Noch nicht einmal stehen konnte er, geschweige denn rennen oder fliegen.
Zu seiner Überraschung senkte Harlech langsam die Waffe. Scree versuchte, sich auf die Füße zu stemmen und nicht auf den Schmerz zu achten, der in seinem Flügel wütete. Dann sah er Harlechs gehässiges Grinsen. Und er bemerkte noch etwas, das viel verstörender war.
Unter Harlechs Kinn leuchtete die Klaue jetzt in glühendem Rot. Scree war klar, was das bedeutete, genau wie er wusste, dass ein verletzter Flügel sein kleinstes Problem war.
30
Letzte Sekunden
F ür Tamwyn verschlimmerte sich der Kampf am Himmel rasch. Während er beobachtete, wie viele tapfere Feuerengel umkamen, schwanden seine Hoffnungen, bis seine Gedanken fast so dunkel waren wie die sieben Sterne des Zauberstabs. Diese Sterne waren jetzt offene Durchgänge zur Anderswelt, sie klafften über der Luftschlacht wie offene Wunden.
Tamwyn litt noch mehr, weil seine Gedanken die taktischen Befehle aufnahmen, die Rhita Gawr seinen unsterblichen Kriegern schickte. Die Drachen hörten diese Kommandos, da sie durch Hexerei mit ihrem Meister verbunden waren, während Tamwyn sie dank seiner eigenen angeborenen Kraft verstand. Aber das machte letzten Endes keinen Unterschied. Immer wenn Tamwyn einen dieser Befehle hörte, zog er mit aller Kraft an Basilgarrads langem Ohr und steuerte den großen grünen Drachen zu der Stelle, wo
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