Der Zaubercode
mochte. Trotzdem sah sie keinen Schaden darin, mit ihm zu tanzen, wenn sie dabei ein wenig Abstand halten konnte, so wie sie das bei anderen Paaren sah.
Während sie auf die Tanzfläche ging, hörte Gala genauer dem Ablauf der Musik zu, die gerade spielte. Sie liebte den strukturierten Aufbau des schnellen Rhythmus, die raffinierte mathematische Genauigkeit der Melodie. Sie hörte dem unglaublich gerne zu.
Gala beobachtete die anderen Frauen aus ihren Augenwinkeln und tat ihr Bestes, ihre Bewegungen zu imitieren, versuchte, dem Rhythmus des Stücks zu folgen.
»Du bist ein Naturtalent«, meinte der junge Mann und ein Hauch von Bewunderung schwang in seiner Stimme mit. »Ich glaube nicht, dass du von mir noch irgendwelche Anweisungen brauchst.« Er bewegte seinen Körper zur Musik, aber tanzte viel plumper und ungeschickter als Gala. Es schien fast so, als tanze er zu einem anderen Stück.
Die Melodie veränderte sich, wurde schneller und Gala spürte, wie ihr Herz als Antwort darauf auch schneller schlug. »Wer hat diese wundervolle Musik geschrieben?«, wollte sie wissen und bewunderte die Tatsache, dass ein einfaches Klangbild sie derartig bewegen konnte.
Der junge Mann grinste sie an. »Meister Blaise natürlich«, antwortete er ihr. »Er ist ein sehr produktiver Komponist. Du hast niemals zuvor seine Musik gehört?«
Gala schüttelte ihren Kopf, aber ihr Herz schlug noch schneller, als Blaise erwähnt wurde. Sie wollte ihn hier bei sich haben, anstatt diesen Mann, den sie nicht besonders mochte. Die Tatsache, dass Blaise es schaffte, ihre Gefühle zu berühren, ohne anwesend zu sein, war erstaunlich. Jetzt, da sie wusste, er hatte diese Melodie komponiert, war sie überrascht, es nicht selbst bemerkt zu haben. Musik zu schreiben erforderte das gleiche mathematisch begabte Gehirn, welches auch zum Zaubern benötigt wurde. Natürlich gehörte noch mehr zu so einem Genie und sie zweifelte daran, dass jeder Zauberer in der Lage war, ein solch wunderschönes Werk zu komponieren. Auf irgendeine Weise waren sie und die Musik sich ähnlich, sie waren beide Blaises Kreationen.
Während sie über diese Tatsache nachdachte, kam der Mann, mit dem sie tanzte, näher. »Wie heißt du?«, fragte er und beugte sich zu ihr hinüber. Sie konnte in seinem Atem Bier riechen und etwas, das sie an Esthers Eintopf erinnerte.
»Ich bin Gala«, sagte sie ihm und bewegte sich ein wenig von ihm weg.
Er lächelte sie breit an. »Sehr erfreut, dich kennenzulernen, Gala. Ich bin Colin.«
Gala folgte weiter den Bewegungen der anderen Tänzer und wurde mit jedem Schritt besser. Ihr Partner dagegen stolperte weiterhin und ließ außerdem ganze Schritte aus. Das störte sie aber nicht wirklich; ihr machte das Tanzen trotzdem sehr viel Spaß. »Du tanzt fantastisch«, rief Colin aus als sie eine besonders schwierige Schrittfolge fehlerfrei durchführte, und sie grinste, weil sie sich über das Kompliment freute.
Das Lied endete.
»Kann ich auch den nächsten Tanz haben?«, fragte Colin.
Gala nickte zustimmend. Das Lied, welches als nächstes gespielt wurde war noch netter als das erste, langsamer und melodiöser. Bevor sie allerdings anfangen konnte, sich zur Musik zu bewegen, trat ihr Tanzpartner näher an sie heran. Aus ihrem Augenwinkel konnte sie sehen, wie die anderen Tänzer das Gleiche machten. Die Männer gingen zu den Frauen und legten ihnen die Hände auf die Hüften und Schultern.
Gala runzelte ihre Stirn und ging einen kleinen Schritt zurück. Sie wollte Colin nicht so nah bei sich haben. Irgendetwas daran fühlt sich falsch an. Es gab nur eine Person, deren Hände sie auf ihrem Körper wollte, und diese befand sich in Turingrad. »Ich habe es mir anders überlegt«, erklärte sie Colin freundlich und wich weiter zurück.
»Ach komm, es ist doch nur ein Tanz«, entgegnete er, lächelte und griff nach ihr. Seine Finger umfassten ihr Handgelenk und sie konnte die feuchte Hitze spüren, die von seiner Haut ausging. Ihr Magen fing an zu rebellieren.
»Nimm deine Hände von mir weg«, befahl Gala ihm und versuchte erfolglos, ihren Arm wegzuziehen. Er war körperlich stärker als sie und langsam bekam sie Angst vor der dunklen Erregung in seinen Augen.
»Jetzt komm schon, stell dich nicht so an ...« Er lächelte noch, aber dieser Ausdruck war nicht mehr freundlich.
»Lass mich los«, sagte sie ein wenig lauter und sah, wie sich andere Leute zu ihnen umdrehten. Ihr Herz schlug so stark, dass sie dachte, ihr Brustkorb
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