Der Zaubercode
für die Familien angeleiert, die am meisten von der Dürre betroffen sind, und es gehen Gerüchte herum, er würde das Kolosseum nach den anstehenden Spielen schließen oder verändern wollen.« Ganirs Augen glänzten. »Kurz, Davish ist wie ausgewechselt. Im wahrsten Sinne des Wortes.«
Augustas Magen zog sich unangenehm zusammen. »Diese Kreatur hat ihn verändert? Einfach so? Wie verändert man überhaupt jemanden?«
»Also, theoretisch gibt es da Wege—«
Augusta blickte ihn an. »Kannst du das auch tun?«
»Nein.« Ganir schüttelte seinen Kopf. »Ich wünschte ich könnte es, aber das kann ich nicht. Ich wäre höchstens in der Lage, die Gedanken eines einfachen Mannes für eine kurze Zeit zu kontrollieren. Die Mathematik und die Komplexität einer fundamentalen Veränderung gehen über die Fähigkeiten eines Menschen hinaus.«
Über menschliche Fähigkeiten hinaus? »Macht dir das keine Angst?«, fragte Augusta, der ganz schlecht wurde bei dem Gedanken daran, wie viel Macht dieses Ding besaß.
»Wahrscheinlich nicht so sehr wie dir«, antwortet Ganir und sah sie mit seinem blassen Blick an, »aber ja, die Macht zu besitzen, die Persönlichkeit eines anderen Menschen zu verändern, ist in der Tat gefährlich. Besonders dann, wenn sie missbraucht wird.«
»Also, was werden wir machen?«
»Ich werde die Zaubergarde losschicken«, antwortet Ganir. »Sie werden sie hierher bringen. Du hast gesehen, wie der Schutz verhindert hat, dass mein Mann mit der ganzen Kraft des Zaubers getroffen wurde. Ich werde die Wachen auch mit einer besseren Verteidigung ausstatten.«
»Du bittest sie, sie lebend hierher zu bringen? Du würdest ihre und unser Leben aufs Spiel setzen, um diese Kreatur zu untersuchen?« Augusta konnte hören, wie ihre Stimme ungläubig anstieg. »Bist du wahnsinnig? Sie muss zerstört werden!«
»Nein«, sagte Ganir unerbittlich. »Noch nicht. Blaise würde es uns auch niemals verzeihen, sollten wir sie ohne guten Grund zerstören.«
»Was wäre daran so schlimm? Er hasst uns doch sowieso«, entgegnete Augusta bitter. Sie drehte sich herum und verließ Ganirs Gemächer, bevor sie etwas sagte, das sie später bereuen würde.
35. Kapitel: Gala
»Hast du gehört? Sie sagen, ihre Augen spien Feuer und ihre Haare waren so weiß wie Schnee und wehten fast fünf Meter lang.« Der kugelbäuchige Mann, der an der Ecke des Tisches saß, rülpste und wischte sich danach seinen Mund mit seinem Schal ab.
»Wirklich?« Der dürre Freund des Mannes lehnte sich nach vorne. »Ich habe gehört, Männer seien erblindet, als sie sie anschauten, und dann heilte sie sie, indem sie mit ihrer Hand winkte.«
»Erblindet? Das habe ich nicht gehört. Aber sie sagen, sie habe die Toten wieder zurückgebracht. Dem Dieb wurde die Hand abgehackt und jetzt ist sie wieder komplett nachgewachsen.«
Der dürre Mann hob seinen Bierkrug an. »Sie war auch niemand aus dem Rat. Niemand weiß, wo sie herkommt. Sie sagen, sie trug Fetzen, aber durch ihre Schönheit strahlte ihre Haut.«
Gala, die den Boden um den Tisch herum wischte, hörte der Unterhaltung der Männer belustigt und ungläubig zu. Wie konnten sie nur diese ganzen Geschichten über sie erfinden? Niemand aus dem Gasthof war überhaupt auf dem Markt gewesen — eine Tatsache die ihr fast genauso dabei half, ihre Identität zu verbergen, wie das raue Tuch, welches sie jetzt auch trug, während sie ihre Arbeiten im Gasthof erledigte.
Den Gasthof zu reinigen machte gar nicht so viel Spaß, wie sie gedacht hatte. Sie hatte sich freiwillig angeboten auszuhelfen, um aus ihrem Raum heraus zu kommen und mehr Erfahrungen zu sammeln. Obwohl sie sticken und nähen mochte — zwei Sachen, mit denen Maya und Esther sie nach dem Desaster auf dem Markt beschäftigt hatten — wollte sie etwas Aktiveres machen. Natürlich waren Maya und Esther nicht begeistert von der Idee gewesen, dass sie das Zimmer verließ, da ihre größte Angst war, Gala könne erkannt werden.
Gala selbst bezweifelte, erkannt zu werden, ganz besonders nicht in dieser Verkleidung, die sie während ihrer Arbeit trug. Und sie hatte Recht. Den ganzen Tag lang hatte sie sauber gemacht, Töpfe geputzt und Fenster gewaschen, ohne dass jemand diesem arm gekleideten Bauernmädchen, das ein dickes Wolltuch um den Kopf gewickelt hatte, auch nur die geringste Aufmerksamkeit geschenkt hätte. Um wirklich sicher zu gehen, hatte Maya ihr sogar Ruß ins Gesicht geschmiert — etwas, das Gala nicht besonders
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