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Der Zauberhut

Der Zauberhut

Titel: Der Zauberhut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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einem Gott begegnet zu sein?«
    »Äh, niemand«, antwortete Schmollwinkel.
»Ich zeige sie euch.«
     

    » E in zusätzliches Gläschen wirft dich bestimmt nicht von den Beinen, alter Knabe«, sagte Krieg.
    Pestilenz schwankte. »Wir sollten uns jetzt wirklich auf den Weg machen«, murmelte er. Es klang nicht sehr überzeugt.
»Ach, komm schon.«
»Na gut. Aber nur ein halbes Glas. Oder ein ganz kleines. Und dann brechen wir auf.«
Krieg klopfte ihm kameradschaftlich auf den Rücken und sah Hunger an.
»Außerdem sollten wir noch fünfzehn Tüten mit Erdnüssen bestellen.«

    » U ff«, sagte der Bibliothekar und beendete damit seine Schilderungen. »Oh«, erwiderte Rincewind. »Also ist der Stab für alles verantwortlich?«
    »Uff.«
    »Hat denn noch niemand versucht, ihn zu zerstören?«
    »Uff.«
    »Und was ist dann passiert?«
»Iieehk.«
Rincewind stöhnte.
    Der Bibliothekar hatte die Kerze ausgepustet, denn das Flackern der Flamme beunruhigte die Bücher. Rincewind bekam also ausreichend Gelegenheit, sich an die Finsternis zu gewöhnen, und schon nach kurzer Zeit stellte er fest, daß sie gar nicht so finster war. Ein schwaches oktarines Glühen ging von den vielen tausend magischen Werken aus und erfüllte den Kunstturm mit… Nun, nicht direkt mit Licht. Es handelte sich eher um eine Dunkelheit, in der man sehen konnte. Ab und zu raschelte furchtsames Pergament.
    »Also gibt es im Grunde genommen gar keine Möglichkeit, den kreativen Magus mit unserer Zauberei zu besiegen, oder?«
Der Bibliothekar uffte betroffen eine Bestätigung und drehte sich langsam auf seinem Hinterteil um.
    »Aus dieser Perspektive betrachtet erscheint mir die Sache ziemlich hoffnungslos. Vielleicht ist dir schon aufgefallen, daß mir einige wichtige magische Talente fehlen. Ich meine, wenn ich mich auf ein thaumaturgisches Duell einlasse, so beginnt es vermutlich mit den Worten ›Hallo, ich bin Rincewind‹, um eine halbe Sekunde später mit einem lauten ›Paff!‹ zu enden.«
    »Uff.«
    »Wahrscheinlich versuchst du mir mitzuteilen, daß ich auf mich allein gestellt bin, nicht wahr?«
    »Uff.«
    »Danke.«
Rincewind sah sich um, betrachtete im matten oktarinen Schimmern die vielen Bücher an den Mauern des uralten Turms.
Er seufzte und marschierte mit langen Schritten zur Tür, wurde jedoch immer langsamer, als er sich ihr näherte. »Ich verlasse dich jetzt.«
    »Uff.«
    »Um mich irgendwelchen gräßlichen Gefahren auszusetzen«, fuhr Rincewind fort. »Um mein Leben in den Dienst der Menschheit zu stellen…«
    »Iieehk.«
    »Na schön. Ich opfere mich für alle Zweibeiner…«
    »Wuff.«
    »… und auch die Vierbeiner.« Er richtete den Blick auf das Einmachglas, in dem der Patrizier hockte, ein gebrochener Mann.
    »Die Eidechsen nicht zu vergessen«, fügte er hinzu. »Kann ich jetzt gehen?«
     

    S turmböen heulten von einem klaren Himmel herab, als Rincewind zum Turm kreativer Magie stapfte. Die hohen Türen waren so fest geschlossen, daß sich im weißen Stein kaum ihre Konturen abzeichneten.
    Er hämmerte an ein Tor, aber es geschah überhaupt nichts. Die Pforte schien das Pochen einfach zu verschlucken.
    »Das fängt ja gut an«, murmelte Rincewind und erinnerte sich an den fliegenden Teppich. Er lag dort, wo er ihn zurückgelassen hatte – ein weiteres Zeichen dafür, daß es in Ankh-Morpork nicht mehr mit rechten Dingen zuging. Bevor der kreative Magus eintraf, blieb hier nichts lange dort liegen, wo man es zurückgelassen hatte – jedenfalls nichts druckfähiges.
    Rincewind rollte ihn aus und betrachtete goldene Drachen, die sich auf blauem Grund hin und her wanden. Es hätte natürlich auch sein können, daß es blaue Drachen waren, die an einem goldenen Himmel hin und her flogen.
    Er setzte sich.
Er stand wieder auf.
    Er nahm erneut Platz, hob den Saum seines Mantels und schaffte es mit einiger Mühe, eine Socke auszuziehen. Anschließend streifte er sich wieder den Stiefel über und wanderte zwischen den Trümmern umher, bis er einen halben Ziegelstein fand. Er schob ihn in die Socke und holte versuchsweise damit aus.
    Rincewind war in Morpork aufgewachsen. Wenn Bürger von Morpork in einen Kampf gerieten, wünschten sie sich normalerweise Siegeschancen von mindestens zwanzig zu eins. Wenn es Glück und Schicksal ablehnten, auf solche Weise Partei zu ergreifen, begnügten sich die Betreffenden mit dunklen Gassen und einer Socke, die einen halben Ziegelstein enthielt. Derartige Ausrüstungen zogen sie selbst

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