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Der Zauberhut

Der Zauberhut

Titel: Der Zauberhut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Hände aus.
Rincewind schob sich an Nijel heran. »Bei der ersten Gelegenheit laufen wir los, einverstanden?«
    »Wohin?«
    »Das ›Wohin‹ spielt keine Rolle«, antwortete Rincewind leise. »Das ›Weg von hier‹ ist weitaus wichtiger.«
    »Ich vertraue dem Wesir nicht«, sagte Nijel. »Ich bemühe mich ständig, nicht vorschnell zu urteilen, aber ich bezweifle, daß Abrim etwas Gutes im Schilde führt.«
    »Er ließ dich in die Schlangengrube werfen!«
    »Das hätte mir zu denken geben sollen.«
Abrim begann zu murmeln. Zu Rincewinds wenigen Talenten gehörten gewisse Sprachkenntnisse, aber selbst er verstand die Worte nicht. Aber eins stand fest: Fürs Murmeln eigneten sie sich besonders gut. Die einzelnen Silben sausten wie thaumaturgische Dolche in Brusthöhe durch die Luft, erzitterten kraftvoll und formten einen Keil, der sich auf eine Tür richtete.
    Der weiße Marmor platzte auseinander, und schwarzer Ruß blieb an den Rändern zurück.
Ein Zauberer trat durch die dichte Wolke aus Staub und Rauch, richtete einen wütenden Blick auf Abrim.
    Rincewind kannte die aufwendige Kleidung von Zauberern, aber jetzt riß auch er beeindruckt die Augen auf. Zwischen dicken Polstern erstreckten sich tiefe Textiltäler, und der Mantel war so sehr kreneliert, daß er aus dem Entwicklungsbüro eines Architekten zu stammen schien. Der Hut erweckte den Eindruck, als sei er eine Kreuzung zwischen Hochzeitskuchen und Weihnachtsbaum.
    Das zwischen dem barocken Kragen und der breiten, herabhängenden Hutkrempe sichtbare Gesicht enttäuschte eher. Irgendwann einmal schien es davon überzeugt gewesen zu sein, mit einem langen, struppigen Schnurrbart eine ästhetische Verbesserung herbeizuführen. Es hatte sich geirrt.
    »Wie kannst du es wagen, unsere Tür zu zerstören?« fragte das Gesicht. »Das wirst du bereuen!«
Abrim verschränkte die Arme.
    Was den Zauberer noch mehr in Rage zu bringen schien. Einige Sekunden lang suchte er in den weiten, spitzenbesetzten Ärmeln nach seinen Händen, fand sie schließlich und beschwor eine magische Flamme.
    Die Glut traf den Großwesir an der Brust und prallte funkenstiebend ab. Das grelle Flackern blendete Rincewind, und als er wieder sehen konnte, stellte er verblüfft fest, daß Abrim nicht die geringsten Verletzungen erlitten hatte.
    Der Zauberer klopfte hastig das Feuer aus, das sich durch seinen Mantel fraß und große Brandflecken zurückließ. Es gleißte in seinen Augen, als er den Blick wieder auf Abrim richtete.
    »Offenbar weißt du nicht, auf was du dich einläßt!« stieß er hervor. »Du hast es mit kreativer Magie zu tun. Es gibt keine größere Macht.« »Ich kann kreative Magie benutzen«, erwiderte der Großwesir.
    Der Zauberer schnaufte verärgert und schleuderte eine brennende Lanze, die wenige Zentimeter vor Abrims humorlosem Lächeln verschwand.
    Bestürzte Verwirrung zeigte sich in den Zügen des Angreifers. Er unternahm einen dritten Versuch, hielt plötzlich eine magische Klinge in der Hand und machte Anstalten, sie in Abrims Herz zu stoßen. Eine knappe Geste des Wesirs genügte, um den thaumaturgischen Stahl aufzulösen.
    »Ich stelle dich vor eine einfache Wahl«, sagte er. »Du kannst dich mir anschließen – oder sterben.«
Rincewind hörte plötzlich ein seltsam regelmäßiges, metallisches Kratzen.
Er drehte den Kopf, und ein ebenso vertrautes wie unangenehmes Gefühl entstand in ihm, als sich die Zeit um ihn herum verlangsamte. Tod ließ den Wetzstein sinken, sah von seiner Sense auf und nickte – ein stummer Gruß, wie zwischen zwei Profis.
Dann hob er einen knöchernen Zeigefinger an die Lippen. Beziehungsweise dorthin, wo sich normalerweise die Lippen befanden. Alle Zauberer können Tod sehen, aber die meisten legen keinen Wert darauf.
In Rincewinds Ohren knackte es, und die gespenstische Gestalt verschwand.
    Eine Korona aus purer Magie umgab Abrim und seinen Widersacher, aber ganz offensichtlich hatte sie nicht die geringsten Auswirkungen auf den Wesir. Rincewind kehrte gerade rechtzeitig ins Reich der Lebenden zurück, um zu beobachten, wie Abrim den Zauberer am geschmacklosen Kragen packte.
    »Du kannst mich nicht besiegen«, erklang die Stimme des Hutes. »Zweitausend Jahre lang habe ich okkulte Energie gesammelt und in mich aufgenommen. Ich bin imstande, deine Macht gegen dich zu verwenden. Unterwirf dich mir – oder dir bleibt nicht einmal Zeit genug, deine sture Hartnäckigkeit zu bedauern.«
    Der Zauberer wand sich hin und her, gab Stolz

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