Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Zauberhut

Der Zauberhut

Titel: Der Zauberhut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
Vom Netzwerk:
Irgendwann setzten sich die überlebenden Magier zusammen und legten ihre Meinungsverschiedenheiten zum Wohl der Menschheit bei. Diese Version gilt als Wahrheit, obgleich sie ebenso viele Tatsachen enthält wie eine Sonntagszeitung während der Urlaubszeit.
    Nun, die Wahrheit ist ein eigenartiges und recht seltenes Phänomen. In der Badewanne der Geschichte ähnelt sie einem Stück Seife, daß man nur mit Mühe festhalten kann – vorausgesetzt, man findet es überhaupt.
     

    » U nd was geschah dann?« fragte Conina.
    »Darauf kommt es überhaupt nicht an«, erwiderte Rincewind kummervoll. »Wichtig ist nur eins: Es geht wieder los. Ich spüre es. Ich habe einen Überlebensinstinkt, auf den ich mich verlassen kann. Zuviel Magie strömt in unseren Kosmos. Es dauert bestimmt nicht mehr lange, bis ein schrecklicher Krieg ausbricht, und diesmal ist die Scheibenwelt zu alt, um die Auswirkungen einfach so hinzunehmen. Die Wände der Realität sind nicht dick genug. Unheil, Finsternis und Zerstörung erwarten uns. Die Apokralypse steht unmittelbar bevor.«
    »Der Tod schärft seine Sense«, warf Nijel hilfsbereit ein.
»Was?« fragte Rincewind scharf. Es ärgerte ihn, unterbrochen worden zu sein.
»Ich sagte, der Tod schärft seine Sense«, wiederholte Nijel. »Solange er sie nur schärft, ist alles in Ordnung«, erwiderte Rincewind. »Ich fürchte jedoch, daß er sie schon sehr bald schwingen wird.«
    »Es war nur eine Metapher«, meinte Conina.
»Mag sein. Für euch. Aber ich habe ihn kennengelernt.«
    »Wen?«
    »Tod.«
    »Wie sieht er aus?« fragte Conina neugierig.
»Nun, ich möchte es so formulieren…«
    »Ja?«
    »Er kann auf die Dienste einer Friseuse verzichten.«

    D ie Sonne klebte als Lötlampe am Himmel, und der einzige Unterschied zwischen dem Sand und rotglühender Asche bestand in der Farbe.
    Truhe wankte im Zickzack über die heißen Dünen. An der Klappe glänzten gelbe Schleimreste, die rasch trockneten.
Sie blieb nicht unbeobachtet, weckte das Interesse eines Wesens, das auf einem nahen Felsen hockte. Form und Temperatur des granitenen Sockels entsprachen einem Schamottestein, und das Geschöpf darauf kann aus gutem Grund als Chimära bezeichnet werden. 17 Die Chimären waren eine sehr seltene Spezies, und dieses besondere Exemplar traf eine Entscheidung, die sich nicht unbedingt eignete, um den Fortbestand seiner Art zu sichern.
Sie schätzte die Geschwindigkeit der Kiste ein, stieß sich mit langen Klauen ab, breitete ledrige Schwingen aus und stürzte dem Opfer entgegen.
Die Angriffstechnik der Chimära war ganz einfach: Für gewöhnlich flog sie dicht übers Ziel hinweg und briet es mit ihrem feurigen Odem. Anschließend kehrte sie zurück und begann mit der Mahlzeit. Das mit dem Feuer klappte einwandfrei, aber als die Chimära einen leckeren Braten erwartete, begegnete sie statt dessen einer angesengten und sehr, sehr wütenden Kiste.
In Truhe brannte einzig und allein heißer Zorn. Mehrere Stunden lang hatte sie an Kopfschmerzen gelitten und dabei den Eindruck gewonnen, daß sich die ganze Welt gegen sie verschwor. So konnte und durfte es nicht weitergehen.
Die ziemlich überraschte Chimära verwandelte sich unter ihren wütenden Tritten in einen schmierigen Fleck, und anschließend verharrte Truhe einige Sekunden lang. Sie dachte über ihre Zukunft nach und kam zu dem Schluß, daß es sehr schwierig war, jemandem zu gehören. Vage erinnerte sie sich an sommerliche Ausflüge und einen gemütlichen Kleiderschrank im Winter.
    Ganz langsam drehte sie sich um, zögerte mehrmals und hob die Klappe. Vielleicht schnüffelte sie. Vielleicht nahm sie Witterung auf.
Schließlich setzte sie sich wieder in Bewegung.

    D er Hut und sein Träger schritten zielstrebig über die geborstenen Reste des einst so prächtigen Palastes und näherten sich dem Turm kreativer Magie. Rincewind, Conina und Nijel folgten gegen ihren Willen.
    Das Erdgeschoß des Turms wies einige Türen auf, aber im Gegensatz zu den Toren der Unsichtbaren Universität, die meistens weit offenstanden, waren sie fest verschlossen.
    »Euch steht nun ein einzigartiges Erlebnis bevor«, sagte der Hut durch Abrims schlaffen Mund. »Die Zauberei flieht nicht länger…« – bei diesen Worten richtete sich ein finsterer Blick auf Rincewind –, »… sondern nimmt den Kampf auf. Ihr werdet euch bis ans Ende eures Lebens daran erinnern.«
    »Was, bis heute mittag?« erwiderte Rincewind gequält.
»Gebt gut acht«, sagte Abrim und streckte die

Weitere Kostenlose Bücher