Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Zauberhut

Der Zauberhut

Titel: Der Zauberhut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
Vom Netzwerk:
Stein und warf ihn über die Wand. Auf der anderen Seite verwandelte er sich sofort in einen blauen Teekessel, der mit einem blechernen Scheppern zu Boden fiel.
    »Die einzelnen Zauberformeln reagieren aufeinander und verändern sich«, erklärte Rincewind. »Ihre Wirkung läßt sich nicht mehr kontrollieren.«
    »Aber hinter dieser Mauer sind wir sicher?« sagte Conina.
Rincewinds Miene erhellte sich ein wenig. »Sind wir das?«
    »Ich habe dich gefragt.«
    »Oh. Nein. Ich glaube nicht. Es ist nur gewöhnlicher Stein. Die richtige Zauberformel und – paff!«
    »Paff!«
    »Ja.«
    »Sollen wir erneut loslaufen?«
    »Warum nicht?«
Sie eilten über die Reste des Palastes und duckten sich hinter eine andere Wand, als eine zischende Kugel aus gelbem Feuer genau dort landete, wo sie eben noch gelegen hatten. Der Boden verwandelte sich in etwas Gräßliches.
Überall in der Nähe des Turms flackerten Entladungen von magischer Energie.
»Wir brauchen einen Plan«, sagte Nijel.
»Wir könnten die Flucht fortsetzen«, meinte Rincewind.
»Damit löst man keine Probleme!«
    »Ich habe mir auf diese Weise oft das Leben gerettet«, gab Rincewind zu bedenken.
    »Welche Strecke müssen wir zurücklegen, um in Sicherheit zu sein?« erkundigte sich Conina.
Rincewind riskierte es, um die Ecke zu spähen.
    »Interessante philosophische Frage«, sagte er. »Ich bin ziemlich viel unterwegs gewesen, aber in Sicherheit war ich nie.«
Conina seufzte, richtete den Blick auf einen nahen Schutthaufen und beobachtete ihn verwundert. Irgend etwas daran erschien ihr seltsam.
    »Ich könnte die Zauberer angreifen, mich einfach auf sie stürzen«, sagte Nijel gedankenverloren und starrte sehnsüchtig auf Coninas Rücken.
    »Das hätte keinen Sinn«, entgegnete Rincewind. »Gegen Magie hilft nur stärkere Magie. Und wer etwas gegen stärkere Magie ausrichten will, muß noch stärkere Magie einsetzen. Und dann…«
    »Paff?« vermutete Nijel.
    »Ja.« Rincewind nickte. »Es ist schon einmal geschehen. Tausend Jahre lang herrschte völlig chaotisches Chaos, bis…«
    »Was ist so sonderbar an dem Steinhaufen dort?« fragte Conina.
    Rincewind drehte den Kopf und kniff die Augen zusammen. »Abgesehen von den Beinen nicht viel«, sagte er.
Es dauerte einige Minuten, den Serif auszugraben. Er umklammerte noch immer eine fast leere Weinflasche, blinzelte und musterte die drei Gesichter benommen.
    »Das Zeug hat’s«, sagte er und fügte wenig später hinzu: »In sich. Guter Jahrgang.« Er hob die Brauen. »Es fühlte sich an, als sei mir der ganze Palast auf den Schädel gefallen.«
    »Das stimmt auch«, bestätigte Rincewind.
    »Ach. Daher die Kopfschmerzen.« Krösus sah Conina an und versuchte mühsam, sich zu erinnern. »Was für eine Überraschung«, sagte er zufrieden. »Die junge Dame. Wie nett, dich wiederzusehen.«
    Nijel glaubte, zuviel Interesse im Gesicht des Serif zu erkennen. »Wir sollten jetzt besser…«
    »Dein Haar«, begann Krösus und hielt den unsteten Blick weiterhin auf Conina gerichtet, »ist wie… wie ein Ziegenschwarm, der an den Hängen des Gebrabergs grast.«
    »He, he…«, warf Nijel ein.
    »Deine Brüste sind wie… wie…« Krösus neigte sich von rechts nach links und sah verzagt auf die Flasche herab. »Wie die edelsteinbesetzten Melonen in den sagenhaften Gärten der Dämmerung.«
    Conina wirkte erstaunt. »Tatsächlich?« erwiderte sie.
    »Nein«, brummte der Serif. »Eigentlich nicht. Ich bezweifle es, um ganz ehrlich zu sein. Meistens erkenne ich edelsteinbesetzte Melonen auf den ersten Blick. Wie dem auch sei: Deine Oberschenkel sind wie weiße Hirschkühe auf Uferwiesen, und…«
    »Äh, entschuldigt bitte«, sagte Nijel und räusperte sich demonstrativ. Krösus wandte sich ihm zu.
»Hmm?« machte er.
»In meiner Heimat begegnet man Frauen mit mehr Takt«, erklärte Nijel kühl.
Vielleicht mit zuviel, dachte Conina, als der junge Mann näher trat, um sie in Schutz nehmen.
Nijel schob das Kinn so weit wie möglich vor, aber es sah dennoch aus wie ein kleines Grübchen. »Ich weiß, was sich gehört, und…«
    »Darüber kann man geteilter Ansicht sein«, sagte Rincewind und atmete tief durch. »Äh, werter Herr, wir müssen von hier verschwinden. Kannst du uns vielleicht den Weg zeigen?«
    »Hier gibt’s – oder gab’s – Tausende von Zimmern«, antwortete der Serif. »Bin schon seit Jahren nicht mehr draußen gewesen.« Seine massige Brust hob und senkte sich, als er einen Schluckauf bekam. »Seit

Weitere Kostenlose Bücher