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Der Zauberhut

Der Zauberhut

Titel: Der Zauberhut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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den Vorrang. »Niemals!« keuchte er.
»Dann stirb«, sagte Abrim.
Rincewind hatte in seinem Leben viele Dinge gesehen (die meisten empfand er als unangenehm), doch wahrhaft destruktive Magie nahm in der mentalen Schatzkammer seiner Erfahrungen einen kleinen Platz im hintersten Winkel ein.
    Normalerweise brachten Zauberer keine gewöhnlichen Menschen um, weil sie ihnen a) kaum Beachtung schenkten und weil sich b) niemand Unsportlichkeit vorwerfen lassen wollte. Hinzu kam c) das Problem, wer die Ernte einholen, in der Küche arbeiten und Mahlzeiten auf den Tisch bringen sollte. Was Mordanschläge auf Kollegen betraf: Nun, mit Magie ließ sich so etwas kaum bewerkstelligen, denn jeder vorsichtige Zauberer achtete darauf, solchen unliebsamen Zwischenfällen mit Schutzformeln vorzubeugen. 18 An ihrem ersten Tag in der Unsichtbaren Universität weist man die thaumaturgischen Studenten nicht nur darauf hin, wo sich die Toilette befindet; sie erfahren auch, wie wichtig es ist, ständig wachsam zu sein.
    Einige Leute halten so etwas für Paranoia, aber das stimmt nicht. Paranoiker glauben nur, daß man ihnen nach dem Leben trachtet. Zauberer wissen es.
    Der kleine Magier trug eine substanzlose Rüstung, die aus dem psychischen Äquivalent von fünfzig Zentimeter dickem Stahl bestand. Sie nützte ihm nichts. Das mentale Eisen schmolz wie Butter im gebündelten Strahl eines Schweißbrenners.
    Wenn es Worte gibt, mit denen man das Schicksal des Zauberers beschreiben kann, so sind sie sicher in einem besonders aggressiven Buch der magischen Universitätsbibliothek gefangen. Vielleicht sollte man diesen Vorgang lieber der individuellen Phantasie überlassen, doch der Leser sei gewarnt: Wer sich das zuckende Etwas ausmalen kann, das Rincewind einige Sekunden lang sah, bevor es sich gnädigerweise auflöste, kommt als Kandidat für jene weißen, bequemen Jacken in Frage, deren Ärmel auf dem Rücken zugebunden werden.
    »So ergeht es allen Feinden«, verkündete Abrim.
Er legte den Kopf in den Nacken und sah am Turm hoch. »Ich fordere euch heraus«, sagte er. »Wer sich mir nicht zum Kampf stellt, muß sich unterwerfen. So verlangen es die magischen Gebote.«
    Eine lange, dichte Stille folgte, hervorgerufen von Zauberern, die angestrengt lauschten. Schließlich erklang eine unsichere Stimme von der Spitze des Turms. »Die magischen Gebote haben keine Gültigkeit mehr. Es gibt nur noch kreative Ma…«
    Der Satz endete in einem Schrei, als Abrim die linke Hand hob. Ein grüner Blitz löste sich von den Fingern und verbrannte die Seele des Mannes, der eine so vorlaute Antwort gegeben hatte.
    Im gleichen Augenblick spürte Rincewind, daß er sich wieder aus freiem Willen bewegen konnte – der Hut verlor vorübergehend das Interesse an ihm. Er warf Conina einen kurzen Blick zu, und sie trafen eine stumme Übereinkunft, packten Nijel an den Armen, stürmten los und zerrten den verblüfften jungen Mann mit sich. Sie blieben erst stehen, als sich einige dicke Mauern zwischen ihnen und dem Turm befanden. Rincewind schnaufte und keuchte, rechnete ständig damit, daß ihn irgend etwas am Rücken traf. Vielleicht die ganze Welt.
    Einige Minuten später ließen sie sich zu Boden sinken und schnappten nach Luft.
    »Das wäre nicht nötig gewesen«, klagte Nijel. »Ich hatte mich gerade dazu durchgerungen, Abrim eine Lektion erteilen. Wie soll ich lernen, ein bar…«
    Hinter ihnen krachte eine Explosion. Buntes Feuer fauchte über sie hinweg, und Regenbogenfunken tanzten über geborstenes Gestein. Kurz darauf erklang ein anderes Geräusch: Es hörte sich an, als ziehe jemand den Korken aus einer riesigen Flasche. Grollendes und keineswegs humorvolles Gelächter ertönte. Der Boden erzitterte.
    »Was hat das zu bedeuten?« fragte Conina.
»Es beginnt ein magischer Krieg«, antwortete Rincewind.
»Ist das gut?«
    »Nein.«
    »Aber du wünschst dir doch bestimmt einen Triumph der Zauberei, nicht wahr?« erkundigte sich Nijel.
    Rincewind zuckte mit den Schultern und duckte sich, als etwas Unsichtbares und Großes an ihnen vorbeiraste. Das Ding trompetete wie ein Elefant, der gerade einem ganzen Mäuseheer begegnet war.
    »Ich habe noch nie Magier gesehen, die sich bekämpfen«, sagte Nijel. Er kletterte über den Schutt und versuchte, über eine Mauer zu spähen. Conina griff nach seinem Bein und zog ihn zurück.
    »Du solltest deine Neugier besser bezähmen«, riet die junge Frau. »Rincewind?«
    Der Zauberer nickte betrübt, nahm einen kleinen

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