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Der Zauberhut

Der Zauberhut

Titel: Der Zauberhut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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wenige Bürger waren in der Lage, diese gegen unkontrollierte urbane Modifikationen gerichtete Bemerkung zu schätzen, denn die meisten von ihnen liefen um ihr Leben. Ein breiter Flüchtlingsstrom zog in die Wüste, die sich hier und dort durch eine sonderbare Laune des Schicksals in fruchtbares Ackerland verwandelt hatte. Manche Leute trachteten danach, mit Booten zu entkommen, mußten jedoch feststellen, daß der Hafenbereich plötzlich zu einem Sumpf wurde, in dem zwei kleine rosarote Elefanten aus irgendeinem seltsamen Grund ein Nest bauten.
    Truhe mied die Panik auf den Straßen und marschierte durch einen von hohem Schilf gesäumten Abwasserkanal. Einige Dutzend Meter vor ihr krochen kleine Alligatoren, Ratten und um sich schnappende Schildkröten aus dem Schlamm. Ein unerklärlicher, in diesem besonderen Fall jedoch durchaus angemessener animalischer Instinkt veranlaßte sie dazu, so schnell wie möglich die Uferböschung zu erklimmen.
    Truhes Klappe brachte grimmige Entschlossenheit zum Ausdruck. Sie verlangte nicht viel von der Welt (abgesehen vielleicht vom möglichst raschen Aussterben aller anderen Lebensformen), aber derzeit wünschte sie sich nichts sehnlicher als eine Rückkehr zu ihrem Eigentümer.
     

    D ie auffallende Leere wies deutlich genug darauf hin, daß es sich um eine Schatzkammer handelte. Türen hingen schief in den Angeln. Verriegelte Zugänge zu kleinen Nebenräumen waren aufgebrochen worden. Dutzende von zerschmetterten Kisten lagen herum. Als Rincewind sie sah, empfand er den Hauch eines Schuldgefühls und fragte sich etwa zwei Sekunden lang, was aus Truhe geworden sein mochte.
    Es herrschte respektvolle Stille, wie immer, wenn große Geldmengen den Besitzer gewechselt haben. Nijel wanderte umher, sah sich einige Kisten aus der Nähe an und folgte den Anweisungen in Kapitel Elf, indem er nach verborgenen Schubladen und Geheimfächern suchte.
    Conina bückte sich und hob eine kleine Kupfermünze auf.
    »Wie schrecklich«, sagte Rincewind schließlich. »Eine Schatzkammer ohne Schatz.«
Der Serif straffte seine Gestalt und strahlte.
»Kein Grund zu Besorgnis«, erwiderte er.
»Aber man hat dich bestohlen!« wandte Conina ein.
»Vermutlich die Bediensteten«, murmelte Krösus. »Wie treulos von ihnen.«
Rincewind musterte ihn überrascht. »Ärgert dich das überhaupt nicht?«
    »Nein. Eigentlich konnte ich nie etwas ausgeben. Ich habe mich immer gefragt, wie es ist, arm zu sein.«
    »Jetzt hast du eine einzigartige Chance, darüber Aufschluß zu gewinnen.«
    »Muß man sich irgendwie auf die Armut vorbereiten?«
    »Nun, die meisten Leute brauchen sich in dieser Hinsicht nicht sehr anzustrengen«, antwortete Rincewind. »Früher oder später gewöhnt man sich daran.« Ferner Explosionsdonner grollte, und ein Teil der Decke verwandelte sich in Aspik.
»Äh, entschuldigt bitte«, sagte Nijel. »Der Teppich…«
    »Ja.« Conina nickte. »Der Teppich.«
Krösus bedachte sie mit einem gutmütigen, ein wenig schiefen Lächeln.
»O ja. Der Teppich. Drück auf die Nase der Statue hinter dir, o Pfirsichpo und Juwel der Wüstendämmerung.«
Conina errötete und beging ein kleines, entschuldbares Sakrileg, als sie sich zu einer großen grünen Statue umdrehte und nach der heiligen Schnauze des Krokodilgottes Offler griff.
Nichts geschah. Verborgene Zugänge beharrten entschlossen darauf, auch weiterhin verborgen zu bleiben.
»Hm. Versuch’s mit der linken Hand.«
Die junge Frau drehte sie.
Krösus kratzte sich am Kopf.
»Vielleicht war es die rechte…«
    »An deiner Stelle würde ich mir Mühe geben, mich zu erinnern«, sagte Conina scharf, als erneut das erhoffte Resultat ausblieb. »Es gibt nicht mehr viele Stellen, die man bewegen kann.«
    »Was ist das dort für ein Ding?« fragte Rincewind.
»Nun, der Schwanz befindet sich auf der anderen Seite«, sagte Conina und trat danach.
Ein leises, metallenes Knirschen ertönte, wie von einem Kochtopf mit Bauchschmerzen. Die Statue erzitterte. Irgendwo in der Wand pochte etwas, und daraufhin glitt Offler mit einem großzügigen Knarren beiseite, gab den Weg in einen dunklen Tunnel frei.
»Mein Großvater hat den Gang angelegt, um seine interessanteren Schätze zu verstecken«, sagte Krösus. »Er war sehr…« – der Serif suchte nach einem passenden Wort – »… einfallsreich.«
    »Wenn ihr glaubt, daß ich mich in den Tunnel wage…«, begann Rincewind.
»Tritt beiseite«, sagte Nijel stolz. »Ich gehe als erster.«
    »Vielleicht gibt es dort

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