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Der Zauberhut

Der Zauberhut

Titel: Der Zauberhut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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ebenso gut miteinander zurechtkamen wie Dutzende von Katzen in einem kleinen Sack. Doch wer nun die Hand hineinstreckte, mußte damit rechnen, gekratzt und gebissen zu werden. Wer jetzt okkulte Kraft einsetzte, sah sich nicht mehr mit sanfter, gutmütiger und eher träger Magie konfrontiert. Nein, diese Art von Magie war ausgesprochen aggressiv und so sanftmütig wie ein zorniger Stier.
    Rincewind besaß keine besonders guten präkognitiven Fähigkeiten – es fiel ihm schwer genug, die Gegenwart im Auge zu behalten. Trotzdem wußte er mit einer Sicherheit, die jeden Zweifel ausschloß, daß innerhalb der nächsten dreißig Sekunden jemand folgende Worte aussprechen würde: »Bestimmt gibt es eine Möglichkeit, das Ende der Welt zu verhindern.«
    Sie flogen über eine Wüste, die im blutroten Schein der untergehenden Sonne erglühte.
»Es leuchten nur wenige Sterne am Himmel«, sagte Nijel. »Vielleicht fürchten sich die anderen davor, am Firmament zu erscheinen.«
    Rincewind sah nach oben und bemerkte einen silbrigen Dunst. »Pure Magie, die aus der gesättigten Luft kondensiert«, erwiderte er. Achtundzwanzig, neunundzwanzig, drei…
»Bestimmt gibt es eine…«, begann Conina.
»Nein, es gibt keine«, brummte Rincewind, und in seiner Stimme ließ sich ein Hauch von Genugtuung vernehmen. »Die Zauberer bekämpfen sich so lange, bis einer von ihnen den Sieg erringt. Erst dann endet der magische Krieg.«
    »Ich könnte jetzt einen guten Schluck vertragen«, sagte Krösus. »Wie wär’s, wenn wir irgendwo landen? Vielleicht finde ich einen Wirt, der bereit ist, mir seine Taverne zu verkaufen.«
    »Und womit willst du bezahlen?« fragte Nijel. »Immerhin bist du jetzt arm.«
    »Gegen die Armut habe ich nichts einzuwenden«, entgegnete der Serif. »Es ist die Nüchternheit, die mir so sehr zu schaffen macht.«
Conina stieß Rincewind behutsam in die Rippen.
    »Steuerst du dieses Ding?« erkundigt sie sich.
»Nein.«
    »Wohin fliegt es dann?«
Nijel blickte nach unten.
»Mittwärts, glaube ich«, sagte er. »Zum Runden Meer.«
»Irgend jemand sollte den Teppich, äh, lenken.«
Hallo, meldete sich eine freundliche Stimme in Rincewinds Kopf. Du bist doch nicht etwa mein Gewissen, oder? fragte Rincewind. Ich fühle mich ziemlich schlecht.
Das tut mir leid, aber mich trifft nicht die geringste Schuld. Ich bin ein… ein Opfer der Umstände. Ich sehe nicht ein, warum ich zerknirscht sein sollte.
    Vielleicht hast du recht. Aber du könntest etwas unternehmen. Was denn?
Ich schlage vor, du kämpfst gegen den kreativen Magus und brichst seine Macht. Um eine für die ganze Scheibenwelt verheerende Katastrophe zu verhindern.
Er würde mich problemlos besiegen.
Dann hättest du wenigstens die Möglichkeit, einen ehrenhaften Tod zu sterben. Auf diese Weise bliebe dir der magische Krieg erspart.
    »Halt endlich die Klappe«, grollte Rincewind.
»Bitte?« fragte Conina.
»Hm?« machte der Zauberer verwirrt. Er starrte auf das blaue und goldfarbene Webmuster und fügte hinzu: »Du fliegst den Teppich, nicht wahr? Durch mich! Wie hinterhältig von dir!«
    »Was redest du da?«
    »Oh! Entschuldige. Ich habe nur mit mir selbst gesprochen.«
    »Ich glaube, wir sollten jetzt besser landen«, sagte Conina.
    Sie glitten nach unten, und einige Minuten später erreichten sie einen Strand, der die schmale Grenzlinie zwischen Wüste und Meer markierte. Der Sand bestand aus Myriaden von winzigen Muschelsplittern, und normalerweise glänzte er so hell, daß Beobachter geblendet die Augen zusammenkneifen mußten. Aber um diese späte Tageszeit glühte er in einem primordialen, blutigen Rot. Von den Wellen abgeschmirgeltes und in der Sonne gebleichtes Treibholz säumte das Ufer, wie die Gerippe uralter, teilweise sehr großer Fische. Oder wie die Knüppel von zehntausend Riesen, die hier versucht hatten, sich gegenseitig die Schädel einzuschlagen. Nichts rührte sich, abgesehen von den Wellen. Hier und dort lagen einige Felsen, aber sie waren viel zu heiß, um Mollusken oder Algen ein gemütliches Heim zu bieten.
    Selbst der Ozean wirkte trocken. Man stelle sich ein präamphibisches Lebewesen vor, das sich an einem solchen Ufer umsieht. Bestimmt wäre es ins Wasser zurückgeglitten und hätte seinen Artgenossen mitgeteilt: He, Leute, laßt euch bloß keine Beine wachsen; es ist nicht der Mühe wert. Die Luft fühlte sich an, als sei sie in einer alten Socke gekocht worden.
    Trotzdem beharrte Nijel darauf, ein Feuer zu entzünden.
»Munter

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