Der Zauberhut
prasselnde Flammen schaffen eine angenehme Atmosphäre«, behauptete er. »Außerdem: Vielleicht gibt es hier Ungeheuer.«
Conina betrachtete die öligen Wellen, die über den Strand rollten und einen halbherzigen Versuch zu unternehmen schienen, aus dem Ozean zu entkommen.
»Dort drin?« fragte sie.
»Man kann nie wissen.«
Rincewind stapfte an der Wasserlinie entlang, griff gedankenverloren nach kleinen Steinen und warf sie ins Meer. Einige von ihnen wurden zurückgeschleudert.
Nach einer Weile gelang es Conina, Nijels Wunsch zu erfüllen. Blaugrüne Flammen leckten über knochentrockenes, salzverkrustetes Holz, und Funken sprühten. Rincewind nahm Platz und lehnte sich an graues Holz. Er wirkte so niedergeschlagen und betrübt, daß selbst Krösus schwieg und nicht mehr den Mut aufbrachte, über seinen Durst zu jammern.
Conina erwachte nach Mitternacht. Ein sichelförmiger Mond glühte über dem Horizont, und kühler, feuchter Dunst strich über den Sand. Krösus lag auf dem Rücken und schnarchte temperamentvoll. Nijel, der eigentlich Wache halten sollte, schlief tief und fest.
Conina rührte sich nicht von der Stelle, lauschte und fragte sich, was sie geweckt hatte.
Kurz darauf hörte sie es erneut: ein leises, unregelmäßiges Klacken, fast vom unentwegten Rauschen des Meeres übertönt.
Conina stand auf. Besser gesagt: Sie glitt in eine vertikale Position, so geschmeidig und knochenlos wie eine Qualle. Mit einer fließenden Bewegung nahm sie das Schwert aus Nijels schlaffer Hand. Dann huschte sie so geschickt durch den Nebel, daß in den dichten Schwaden nicht die geringste Lücke entstand.
Glühendes Holz sank tiefer in sein Bett aus flockiger Asche. Nach einiger Zeit kehrte Conina zurück und weckte ihre beiden Gefährten.
»Wasisn?«
»Ich möchte euch etwas zeigen«, flüsterte die junge Frau. »Vielleicht ist es wichtig.«
»Ich habe nur kurz die Augen geschlossen«, verteidigte sich Nijel. »Schon gut. Komm jetzt.«
Krösus sah sich um und spähte mißtrauisch in die Dunkelheit. »Wo ist der Zauberer?«
»Ich führe euch zu ihm. Seid ganz leise. Vielleicht droht Gefahr.« Nijel und der Serif folgten Conina unsicher, wankten schlaftrunken und benommen durch den Dunst.
Schließlich erlag Nijel einer Mischung aus Besorgnis und Neugier. »Was für eine Gefahr?«
»Pscht! Hörst du das?«
Nijel horchte.
»Meinst du das leise Klacken?«
»Sieh nur, dort…«
Rincewind stakte marionettenhaft über den Strand und schleppte einen großen Stein. Wortlos stapfte er an Conina, Nijel und Krösus vorbei, hielt den Blick starr geradeaus gerichtet.
Sie folgten ihm über den kühlen Sand. An einer kahlen Stelle zwischen zwei Dünen blieb der Zauberer stehen und bewegte sich mit der Eleganz eines Wäscheständers, als er den Stein fallen ließ. Ein dumpfes Klacken ertönte.
Auf dem Boden zeigte sich ein weiter Kreis aus Steinen. Hier und dort lagen sogar zwei aufeinander.
Conina und ihre beiden Begleiter gingen in die Hocke und beobachteten Rincewind.
»Schläft er noch immer?« fragte Krösus.
Cohens Tochter nickte.
»Was macht er da?«
»Ich glaube, er versucht, einen Turm zu bauen.«
Rincewind wankte in den steinernen Kreis zurück und trachtete danach, einen kleinen Felsbrocken auf leere Luft zu legen. Das Ding fiel in den Sand.
»Er hat keinen großen Erfolg damit«, stellte Nijel fest.
»Wie traurig«, murmelte Krösus.
»Vielleicht sollten wir ihn wecken«, sagte Conina. »Allerdings habe ich gehört, daß der Umgang mit Schlafwandlern besondere Vorsicht erfordert, damit ihnen nicht die Beine abfallen oder so. Was meint ihr?«
»Riskante Sache«, erwiderte Nijel. »Immerhin ist er ein Zauberer.« Sie machten es sich im kühlen Sand bequem.
»Eigentlich hat er unser Mitleid verdient«, sagte Krösus nachdenklich. »Als Zauberer taugt er nicht viel.«
Nijel mied Coninas Blick und hüstelte leise. »Nun, um ganz ehrlich zu sein: Eigentlich bin ich gar kein richtiger barbarischer Held. Vielleicht ist euch das schon aufgefallen.«
Eine Zeitlang herrschte Stille, während Rincewind über den Strand wankte und stumm schuftete. Schließlich sagte Conina: »Da gerade die Stunde der Offenheit begonnen hat… Ich glaube, die Tätigkeit einer Friseuse erfordert gewisse Eigenschaften, die mir fehlen.«
Ihre Blicke galten weiterhin dem Schlafwandler, während sie sehr persönlichen Gedanken nachhingen. Gemeinsame Verlegenheitsröte glühte in ihren Gesichtern.
Krösus räusperte sich.
»Ich möchte
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