Der Zauberlehrling
Bild die ganze Fläche aus oder ... ?
A: Ja.
B: Ist es farbig oder schwarzweiß?
A: Es ist vielleicht ein bißchen farbig, aber nicht sehr, so an der Schwelle schon zu schwarzweiß. Also eher gedämpft, gedämpfte Farben.
B: Ist es ein Film oder ist es unbewegt?
A: Es ist unbewegt.
B: So unbewegt, daß es fast wie ein Foto aussieht?
A: Ja.
B: Ist es hell oder dunkel?
A: Eher dunkel.
B: Ist es scharf oder unscharf?
A: Eher unscharf.
B: OK. Ich hoffe, daß wir genügend Informationen haben. Kommst du mal raus? Machst die Augen wieder auf? Bist wieder hier?
A: Wauauau!
B: OK. Gut. Als nächstes der Zweifelssatz. Gibt es irgend etwas, worüber du im Zweifel bist, wo du nicht genau weißt, ob es zutrifft oder nicht zutrifft, ob du es tun sollst oder lassen sollst, ob du es haben willst oder nicht, ob es eintrifft oder nicht? Etwas ganz Banales. Hast du was?
A: Also, ich weiß noch nicht genau, was ich in der ersten Woche meiner Ferien mache. Sagen wir mal, ich hab mich schon entschieden, alleine wegzufahren, aber ich weiß noch nicht genau, wohin.
B: OK. Kannst du dir jetzt ein Bild oder eine Szene vorstellen, die diesem Zweifelssatz entspricht, wo du noch nicht genau weißt, was du da machst? Du hast es schon. OK. Dann guck dir das mal genau an: Bist du drin oder außerhalb?
A: Ich bin da nicht drin.
B: Heißt das, du bist dissoziiert?
A: Ja, aber diesmal sehe ich auch mich selbst nicht. Also ich bin nicht in dem Bild drin. Aber ich glaube, da sind noch andere Kriterien. Ich sehe mich nicht unbedingt selbst in dem Bild, aber ich bin auch draußen.
B: Wie weit ist das von dir entfernt?
A: Na, schon ein Stückchen weiter, so 50 Meter.
B: Füllt das die ganze Fläche aus oder hat das einen Rahmen?
A: Ganze Fläche.
B: Wie ist es mit der Farbe?
A: Hell.
B: Farbig oder schwarzweiß?
A: Farbig, kräftig farbig. Und auch hell.
B: Kräftig farbig, hell ...
A: Und bewegt.
B: Und bewegt. Oh, das sind ja schon vier Unterschiede, sehr schön!
A: Ja, es unterscheidet sich.
B: Und wie ist es mit der Schärfe?
A: Ja, es ist auch gut scharf.
B: Ja, das reicht, wir haben genügend. Also einmal, die Entfernung ist unterschieden, dann einmal fast an der Grenze zu schwarzweiß und kräftig farbig, dann bewegt und unbewegt, das eine ist ein Film, das andere unbewegt, eher dunkel und hell, eher unscharf und gut scharf. Also das sind sogar fünf Unterschiede. Laß uns mal testen: Guck dir mal die beiden Situationen nebeneinander an, wenn das möglich ist, und überprüfe mal, welche von diesen Unterschieden besonders wichtig sind. Ist es die Schärfe?
A: Nein, es ist eher die Helligkeit und die Farbigkeit und die Bewegtheit.
B: Ah, ja. Gut! Dann haben wir die drei wichtigsten!
A: Ja, ich glaube so auf Anhieb, ja.
B: OK. So! Jetzt brauchen wir einen neuen Glauben. Und zwar einen Glaubenssatz, der so geartet ist, daß er für dein Wohlbefinden in dieser Beziehung nützlicher ist als der alte. Was möchtest du denn glauben?
A: Ja, was ich glauben möchte, ist ... es ist ein bißchen schwierig, erst mal einen zu finden.
B: Er muß mit „Ich“ anfangen, und es muß ein Prozeß sein: Ich kann lernen ...
A: Ich kann lernen, vielleicht, ich probier mal so: Ich kann lernen, die Anerkennung und Liebe auch aus anderen Bereichen wahrzunehmen und anzuerkennen. Das heißt, wahrnehmen tue ich es ja meistens, aber es ist für mich dann nicht so wichtig.
B: Ich bin für die Wahrnehmung der Liebe und Anerkennung in allen Sinneskanälen offen.
A: Stimmt, du hast vorhin gesagt, es wäre auch ein anderer Sinneskanal. Was ich sehe, hat für mich scheinbar nicht so die Beweiskraft wie das, was ich höre. Obwohl die Konsequenz ja eigentlich viel größer ist.
B: Die meisten Menschen verlangen sichtbare Beweise.
A: Ja. Ich kann lernen, Liebe und Anerkennung ...
B: ... meiner Person ...
A: Ja, meiner Person in allen Sinneskanälen wahrzunehmen. Und dann auch als solche zu bewerten. Weil ich glaube, wahrnehmen tu ich es schon. Aber das fällt dann nicht so in den Bereich. Ich denke, das ist schön und prima, so ...
B: Ungefähr so: Du kannst mir ja viele sichtbare Beweise bieten, das heißt noch lange nicht, daß ich geliebt werde.
A: Genau!
B: Also in allen Sinneskanälen wahrzunehmen und auch so zu werten.
A: Ja. Und auch so zu werten.
B: Ich habe das jetzt mal aufgeschrieben. Vielleicht können wir noch eine elegantere Formulierung finden: Ich kann lernen, Liebe und Anerkennung meiner Person in allen
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