Der Zauberlehrling
Wirklichkeit sich anzuschließen und zu folgen, um somit die Chance für eine erfolgreiche Unterstützung zu verbessern.
Kritiker des NLP beziehen sich nur auf die erste Dimension des bewußten Herstellens von Rapport und heben auf den möglichen Mißbrauch solcher Vorgehensweisen zur Manipulation ab. Sicher kann man mit den einzelnen Varianten des Rapports auch wirksam manipulieren, vor allem bei nicht so häufigen Kontakten, die eine genauere Identifizierung und Einschätzung von Verhaltensstrategien der jeweils anderen Seite ausschließen. Genauso wichtig wie der Eindruck, den ich mit bewußten Rapport-„Techniken“ beim anderen erzielen kann, sind jedoch die Prozesse, die ich durch diese Rapport-„Techniken“ in mir selber auslöse. Rapport-„Techniken“ sind deshalb gleichermaßen Empathie-„Techniken“, d. h. Vorgehensweisen, mit denen ich in die Welt meines Gegenübers einsteigen, sie mit seinen Augen sehen, sie mit seinen Ohren hören kann und mich intensiv in sein Erleben einfühlen kann.
Obwohl Menschen über natürliche Fähigkeiten zu einem einfühlsamen Verstehen ihrer Mitmenschen verfügen, hat unsere wirtschaftliche Kultur mit ihrer Überschätzung technischer Faktoren zu einer Vernachlässigung der emotionalen Seiten des Lebens geführt. Im beruflichen Leben werden uns aber nicht nur fachliche Aufgaben gestellt, sondern vor allem auch Menschen anvertraut. Wie immer man beispielsweise die Funktionen eines Managers bestimmen mag, zu seinen wichtigsten Aufgaben gehört es, zu den Menschen, die seiner Leitung unterstellt sind, eine Beziehung herzustellen, in der diese ihre fachlichen und persönlichen Fähigkeiten und Kräfte optimal umsetzen, entfalten und steigern können. Jeder von uns weiß aus eigener Erfahrung oder Berichten anderer, daß erfolgreiches Lernen nicht in erster Linie davon abhängt, daß Schüler sich für das jeweilige Unterrichtsfach interessieren, sondern eher davon, ob sie den Lehrer schätzen. Auch in guten Verkaufstrainings ist man von der Vermittlung der früher vorrangigen Verkaufsrhetorik abgekommen und in erster Linie zur Erarbeitung von Kommunikationsstrategien übergegangen, deren wesentliches Ziel der Aufbau einer guten Beziehung darstellt. Aber auch in Lebenszusammenhängen, in denen eine gute Beziehung zu anderen Menschen Selbstzweck darstellt, wird uns diese nicht geschenkt, sondern muß erworben werden. Zu wissen, welche Lebensäußerungen mir Freundschaften gewinnen oder Liebe einbringen können, und vor allen Dingen, was mir diese Beziehungen auch in Konfliktsituationen erhalten kann, ist deshalb von nicht unerheblicher Bedeutung.
1. Spiegeln
Rapport kann man bewußt und gezielt herstellen, indem man den Selbstausdruck einer anderen Person spiegelt. Im englischen Sprachgebrauch werden dafür die Begriffe „pacing“ oder „pacen“ benutzt, auf die man auch in der deutschen NLP-Literatur trifft. Spiegeln kann sprachlich oder nichtsprachlich geschehen. Nonverbales Spiegeln kann sich auf die Körperhaltung, die Atmung, den Lidschlag, den Gesichtsausdruck oder die Stimme der anderen Person nach Tonlage oder Tempo beziehen. Verbales Spiegeln kann darin bestehen, die Wortwahl (z.B. die Prädikate), den Satzbau einer anderen Person zu übernehmen oder den Inhalt und die Bedeutung einer Aussage in ihren verschiedenen Dimensionen aufzunehmen. Die Fähigkeit eines Menschen zum Spiegeln einer anderen Person steigert sich in dem Maße, wie er sich verbal und nonverbal dem Verhalten dieses anderen angleichen kann.
1.1 Nonverbales Spiegeln
Es gibt zwei Möglichkeiten, nonverbal zu spiegeln. Die erste besteht darin, den körpersprachlichen Selbstausdruck des anderen direkt zu übernehmen. Dabei wird beispielsweise die Körperhaltung oder der Atemrhythmus übernommen. Von außerordentlicher Bedeutung ist dabei, daß eine solche Übernahme unauffällig erfolgt, damit sie dem Gegenüber nicht bewußt wird. Sie dürfen den körpersprachlichen Selbstausdruck des anderen auf keinen Fall imitieren. Ihr Verhalten würde sonst als ein „Nachäffen“ aufgefaßt werden und die Beziehung nachhaltig belasten. Insofern ist der Ausdruck „Spiegeln“ irreführend. Es geht um ein Angleichen, nicht um ein Übereinstimmen. Gerade dann entfaltet eine „Spiegelung“ eine tiefgreifende Wirkung.
Bei der zweiten Möglichkeit, nonverbal zu spiegeln, wird der körpersprachliche Ausdruck indirekt übernommen. Ich kann den Atemrhythmus eines anderen spiegeln, indem ich das Heben und
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