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Der Zauberspiegel

Der Zauberspiegel

Titel: Der Zauberspiegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Carver
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stach, als sie Croms Reaktion erkannte. Wut flammte in ihr auf. Was für ein dummer, kleiner Mann!
    »Ihr solltet zurückkehren, ehe man Euch vermisst, Corvus. Meine Männer und ich werden zur Mittagszeit angreifen«, erklärte Skale dem Spitzel.
    »Es bleibt dabei? Kein Feuer am Eingang, um sie auszuräuchern?«, fragte Crom.
    »Zum letzten Mal, das verfehlt seinen Zweck. Die Höhlen besitzen zahllose Tunnel und Ausgänge. Sie würden wie die Ameisen davonwuseln. Nein, ein frontaler Angriff. Plötzlich und brutal. Kein strategisches Vorgehen. Erstürmen und töten«, befahl Skale.
    Julianes Herz zog sich zusammen. Ein Überfall. Sie planten, die Rebellen zu überraschen und in die Knie zu zwingen, noch ehe sie überhaupt nach Goryydon aufbrechen würden.
    Sie musste ihre Freunde warnen. Sie ahnten nichts von der drohenden Gefahr, in der sie alle schwebten.
    Ihr Bewusstsein glitt langsam in die Realität zurück. Schleier um Schleier fiel von ihr ab, bis sie sich hellwach auf ihrem Bettlager wiederfand.
    Mit einem Satz kam sie auf die Füße. Das Herz klopfte rasend in ihrer Brust, es zerriss sie fast.
     
    *
     
    Die Rebellen saßen beieinander und aßen.
    Aran begann, Gefallen an den Gemeinschaftsessen zu finden. Die Rebellen behandelten ihn wie einen der ihren. Sie baten ihn, bei den Plänen für den Angriff der Burg zu helfen und bedrängten ihn nicht, wenn er Antworten auf Fragen seiner Herkunft verweigerte.
    Lächelnd beugte er sich über seine Schale. Seit dem Tod seiner Eltern hatte er sich nicht mehr so wohlgefühlt wie in den vergangenen Wochen. Unwillkürlich stiegen Erinnerungen an die qualvollen Todesschreie seiner Mutter empor.
    Das diabolische Lachen des einarmigen Soldaten schallte durch seinen Kopf. Ein Gesicht schob sich vor sein inneres Auge. Es war jünger, mit grausamen Zügen, doch die Augen erkannte er sofort. Er begegnete dem Mann bereits. Hier, im Lager der Königstreuen. Es war das Antlitz eines der beiden Soldaten, die sein Elternhaus angezündet hatten. Noch heute quälten ihn Albträume vom grausamen Flammentod seiner Schwester.
    Aran sprang so heftig auf, dass sein Stuhl polternd umstürzte. Er stützte sich schwer atmend auf dem Tisch ab. Es gab keinen Zweifel! Aran spürte Kaliras Hand auf seinem Arm.
    »Aran, was ist los?« Besorgnis klang in ihrer Stimme.
    »Er hat meine Schwester ermordet«, stieß er gepresst hervor.
    Jeder am Tisch blickte ihn verwirrt an. Noch bevor ihn jemand zurückhalten konnte, stürzte er sich auf Crom. Er zerrte ihn hoch und drehte ihn zu sich herum, sodass er ihm ins Gesicht sehen konnte. »Ich kenne dich«, knurrte er zornig. »Du bist ein Todesreiter!«
    Sofort verstummten alle Gespräche. Aran spürte die Aufmerksamkeit der Anwesenden auf sich. Crom tastete hinter sich, packte seine Schüssel und schüttete Aran heiße Suppe ins Gesicht. Die Flüssigkeit brannte in den Augen und er musste ein paar Mal blinzeln, bevor er wieder etwas sehen konnte. Er lockerte seinen Griff. Crom nutzte die Gelegenheit, entwand sich aus seinen Händen und lief zum Höhlenausgang. Mit verschwommenem Blick nahm er sofort die Verfolgung auf.
    Keiner hatte bisher eingegriffen, doch nun standen Rael und einige Männer auf, um Aran zurückzuhalten. Er war zu schnell. Er sprintete zum Ausgang und erstarrte im rechten Moment. Er versteckte sich hinter der Biegung.
    Schwarze Uniformen hasteten über das Plateau vor dem Rebellenversteck. Eine ganze Einheit der Todesreiter bezog Stellung, bereit, die Höhlen zu stürmen. Sie standen stramm, während ihr Hauptmann einen kurzen Wortwechsel mit Crom führte.
    Nur kurze Zeit später hätten die Soldaten sie beim Essen überrumpelt. In einer Situation, in der niemand mit ihnen gerechnet hätte. Es hätte ein Massaker gegeben.
    Kampfbereitschaft schoss durch Arans Körper, pulsierte in seinen Adern und schärfte seine Sinne.
    Aran zog sich lautlos zurück. Zum Glück hatten sie ihn nicht bemerkt. Er zog Rael, der hinter ihm gestanden hatte, mit in die Halle.
    Rael gab Handzeichen. Jeder Militär kannte die Gebärden, und sofort kam hektisches Leben in die Rebellen. Frauen und Kinder stürzten in die Tunnel. All jene, die kämpfen konnten, nahmen die Waffen an sich, die in einer Ecke der Höhle lagerten. Viele der jüngeren Frauen griffen zu Stichwaffen, um sich zu verteidigen. Einige Männer holten Armbrüste hervor und positionierten sich direkt auf den Tischen.
    Sie mussten nicht lange auf den Ansturm der Todesreiter warten. Der Eingang

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