Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Zauberspiegel

Der Zauberspiegel

Titel: Der Zauberspiegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Carver
Vom Netzwerk:
nicht grandios ungleich.
     
    Mit gestärktem Mut und neuer Hoffnung marschierten die Rebellen gegen die Festung Kloobs. Obwohl die Nacht hereingebrochen war, ehe die kleine Armee loszog, machte sich niemand Illusionen darüber, dass ihr Herannahen unbemerkt blieb.
    Als sie sich näherten, blieben die Tore verschlossen. In Friedenszeiten erbaut, hatte man bei Erstellung der Burg zwar an einen Burggraben gedacht, jedoch eine Zugbrücke für unnötig befunden und einen steinernen Übergang über den Graben errichtet. Die Tore waren aus dickem, stabilem Eichenholz gezimmert worden und würden selbst den Rammböcken der Khkirani lange standhalten. Die Zauber, mit denen Moira einst die Mauern schützte, sorgten dafür, dass Magie nun weder eindringen noch hinausgelangen konnte.
    Juliane konnte das Böse, das aus der Festung strömte und ihre Umgebung vergiftete, fast körperlich spüren. Obwohl sie sich noch vor kurzer Zeit unter ihren Freunden mutig und sicher gefühlt hatte, griff nun eine eisige Faust nach ihrem Herzen. Auch die anderen schienen die Anspannung zu fühlen, denn je näher sie der Burg gekommen waren, desto schweigsamer wurden alle.

16. Kapitel – Die Belagerung
     
     
     
    D ie Rebellen und ihre Verbündeten formierten sich vor den Wehrmauern, weit genug entfernt, dass die Armbrüste sie nicht erreichen würden. Auf den Mauern hatten sich die Todesreiter zu einer langen Reihe aufgestellt und starrten bewegungslos und stumm auf die Belagerer herunter.
    Moira und Juliane ritten auf ihren Pferden näher heran. »Was sollte Kloob daran hindern, uns durch die Schützen töten zu lassen?«, fragte Juliane und blickte nach oben.
    Moira hielt ihren Blick auf die Brüstung gerichtet. »Ich«, antwortete sie schlicht. »Meine Magie wird uns schützen.«
    Keiner, weder die Angreifer noch die Verteidiger der Burg, rührten sich. Alles, was man hörte, war das heisere Wispern des Windes, der um die Mauern strich. In der Ferne schrie ein Käuzchen. Pferde schnaubten und stampften mit den Hufen.
    »Kloob, zeige dich. Komm heraus und rede mit uns!«, rief Moira die Mauer hinauf.
    Lange Zeit geschah nichts. Juliane unterdrückte ein Schaudern. Sie blickte hinauf auf die Brüstung und ein paar Herzschläge zuvor ahnte sie bereits, dass etwas geschehen würde. Aus der Reihe der Todesreiter löste sich eine dunkle Gestalt und beugte sich über die Mauer.
    »Moira«, rief eine spöttische Stimme. »Du wagst dich hierher? Woher dieser Mut? Ich bin bei unserem letzten Treffen siegreich gewesen. Erinnerst du dich?«
    »Ein Sieg, von dem man nicht weiß, wie er gelang, ist so gut wie kein Sieg«, entgegnete Moira.
    Juliane versuchte, den Sprecher zu erkennen, doch es gelang ihr nicht, mehr als die dunklen Umrisse des bösen Zauberers auszumachen.
    Ein wohlklingendes Lachen kam über Kloobs Lippen, doch es schwang keine Freude, keine Wärme darin. Auf Juliane wirkte es kalt und unangenehm.
    »Ergebt euch und legt eure Waffen nieder. Vielleicht lasse ich Gnade walten«, meinte Kloob beinahe freundlich.
    Der Tyrann wartete eine Weile schweigend, ehe er jemandem hinter sich ein Zeichen gab, ohne sich von seinen Feinden abzuwenden. »Ich denke, ich vertue meine wertvolle Zeit mit euch.«
    Juliane entschied, dass der Moment gekommen war, sich zu Wort zu melden. »Wir kommen nicht, um einen Krieg anzuzetteln«, begann sie. Ihr Herzschlag pochte bis in ihre Wangenknochen und sie hob zweimal an, ehe sie ihren Satz beenden konnte. »Die Prophezeiung hat sich erfüllt. Ich bin die Auserwählte.«
    Kloob verharrte einen Moment, dann verschwand er im Inneren der Burg. Ging einfach, als wäre sie es nicht einmal wert, ihren Worten Aufmerksamkeit zu schenken! Einige Soldaten, vermutlich seine Leibwache, folgte ihm.
    Iorgen trat an die Zinnen. Er überblickte die in der Ferne wartenden Rebellen und ihre Verbündeten, ehe er sich Juliane und Moira zuwandte. Er musterte sie mit süffisantem Lächeln, dann gab er den Soldaten einen Wink. Die Armbrüste hoben sich.
    Juliane und Moira rissen die Pferde herum und galoppierten außer Reichweite der Pfeile. Eins der Geschosse zischte an Julianes Ohr vorbei, während sich ein zweites in den Sattel bohrte.
    Bei ihren Verbündeten angekommen, rutschte Juliane vom Pferd. Sie barg für Augenblicke ihr Gesicht an Staubwolkes Hals.
    Der Wind trug Stimmen aus der Burg herüber. Eine Hand berührte sie an der Schulter. Aran musterte sie schweigend. Sie deutete ihm mit einem Nicken an, dass alles in Ordnung

Weitere Kostenlose Bücher