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Der Zauberspiegel

Der Zauberspiegel

Titel: Der Zauberspiegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Carver
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Morvannenbastard unbekannt gewesen. Überdies hatte er ohne Anweisung seines Herrn gehandelt. Ein Fehler, der ihm kein weiteres Mal passieren würde.
     
    *
     
    Juliane erwachte. Sie starrte orientierungslos in die Glut des erlöschenden Lagerfeuers, bis die letzten Fetzen Schlaf und Benommenheit wichen. Sie richtete sich auf.
    Trian, der nicht weit von ihr auf der Erde kniete, erhob sich und kam lächelnd auf sie zu. Sie erwiderte die Geste und versuchte einen Schauder zu unterdrücken, der über ihren Rücken raste. Etwas hatte sich an Trian verändert, ohne dass sie es in Worte fassen konnte. Er war ihr unheimlich. Sie wischte den Gedanken beiseite. Die Nervosität vor den kommenden Ereignissen spielte ihr einen Streich. Das war Trian, der Trian, der sie damals in den Bergen gerettet hatte. Ihre Fantasie ging mit ihr durch.
     
    *
     
    Aran fühlte bevorstehendes Unheil. Er starrte auf die Burgmauern, doch dort wirkte alles ruhig und unverdächtig. Ein eisiges Gefühl, ähnlich eines Schneeballs auf seiner nackten Haut, glitt über seine Wirbelsäule. Das Atmen fiel ihm schwer. Eine Vision stieg in ihm auf, das Bild eines geschundenen, blutenden Frauenkörpers. Kaltes Entsetzen durchzuckte ihn.
    »Juliane!« Sein Herz raste. »Hat jemand Juliane gesehen? Wo ist sie?«
    Aran wirbelte herum, doch er fand sie nicht. Sie war nicht mehr da. Der Platz am Lagerfeuer war leer.
    Alarmrufe wurden laut und Aran sah, wie Trian auf dem Rücken eines Pferdes über die entfernte Burgbrücke preschte. Das Tor öffnete sich für ihn, und noch ehe Trian dahinter verschwand, erkannte Aran, wen er bei sich hatte. Aran begriff, dass der Schrecken, der ihn übermannt hatte, von Juliane stammte. Er konzentrierte sich, griff nach Julianes Verstand und prallte zurück. Etwas Magisches blockierte ihn. Er schüttelte den Kopf. Er war nicht auf seine übernatürlichen Fähigkeiten angewiesen. Lang genug verweigerte er sich ihnen und kam ohne sie bestens zurecht.
    Heiße Wut kochte hoch. Trian hatte ein verdächtig längliches Paket vor sich auf dem Pferd liegen gehabt. Eine darübergebreitete Satteldecke konnte ihn nicht täuschen. Aran erkannte die Stiefel, die darunter hervorlugten.
    Einen Augenblick kämpfte Aran gegen das Verlangen, Richtung Burgmauer zu stürzen. Mit Mühe rang er sein Temperament nieder. »Trian hat Juliane! Sie wurde entführt.«
    »Die Wachen! Was ist mit unseren Wachposten?«, bellte Rael aufgebracht.
    Einer der Bauern kam keuchend angerannt. »Die sind tot, Gurgel durchgeschnitten!«
     
    *
     
    Nicht im Traum hatte Juliane daran gedacht, dass Trian falsch spielte. Der Mann hatte sie geschickt k. o. geschlagen. Sie fühlte sich wie ein Preisboxer, als sie zu Boden ging. Nie hätte sie erwartet, dass man nach einem Kinnhaken Sterne sehen konnte, doch tatsächlich blitzten Lichter vor ihren Augen, die verdächtig danach aussahen. Als sie wieder zu sich kam, lag sie gefesselt wie ein wertvolles Paket verborgen unter einer übelriechenden Pferdedecke auf einem Pferd, dessen Hufe über die Holzbrücke donnerten. Sie hörte Rufe und ein Knarren und Quietschen, die Todesreiter hatten sie sofort eingelassen. Ganz offensichtlich war Trian ihnen nicht unbekannt.
    Sie stöhnte innerlich auf. Natürlich. Die Todesreiter waren ebenfalls vorbereitet gewesen und hatten vermutlich genauso Pläne und Strategien in petto wie die Rebellen.
    Trian zerrte Juliane vom Pferd und löste ihre Fesseln, damit sie gehen konnte. Er stieß Juliane in die Arme eines Soldaten, der sie nun packte. Ein anderer fesselte ihre Hände. Sie mochte es nicht beschwören, aber sie glaubte, Schwefelduft wahrzunehmen. Zumindest hätte der Gestank nach Teufel und Hölle zu ihrer Vorstellung von diesem Ort gepasst.
    Der Verräter Trian verbeugte sich vor dem General der Todesreiter, der befriedigt auf die Gefangene starrte. Juliane erwiderte den Blick voller Wut.
    »Du hast deine Sache gut gemacht«, sagte Iorgen zu Trian. »Kloob ist zufrieden mit dir.«
    »Meinem Herrn und Meister zu dienen, ist mein einziges Streben«, erklärte Trian monoton.
    Fassungslos fixierte Juliane ihn. Bosheit streifte sie. Ansonsten herrschten in Trian nur Leere und absolute Ergebenheit für Kloob. Ihr Magen verkrampfte sich. »Warum hast du das getan, Trian?«, fragte sie und konnte nicht verhindern, dass ihre Stimme dabei zitterte.
    Er grinste Juliane an, doch es war Iorgen, der ihr antwortete: »Das ist nicht Trian. Er sieht aus wie Trian und er spricht wie er, aber es ist

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