Der Zauberspiegel
Anhängern, die sich in den Bergen versteckten. Plötzlich hatte mein Leben eine ganz andere Bedeutung und eine völlig neue Richtung eingeschlagen, als ich es bis dahin gedacht hätte. Ich war nicht mehr nur ein einfaches Mädchen, sondern eine Auserwählte mit einer Verantwortung, die mir fast die Sinne raubte.« Juliane hielt inne, um sich kurz zu sammeln. Die Zuhörer hingen an ihren Lippen und warteten gespannt auf ihre nächsten Worte. Mit einem Mal empfand sie es nicht mehr schlimm, eine Rede zu halten.
»Ich weiß, egal wie groß die Aufgabe auch sein mag, die auf meinen Schultern ruht, ich schaffe das nicht allein. Ihr seid ein wichtiger Teil dieser Aufgabe. Jeder Einzelne von euch trägt ein Stück der Verantwortung mit. Ich weiß, dass einige von euch glauben, wir zögen in eine Schlacht. Und vielleicht ist dem auch so, doch es ist eine andere Art Kampf, als ihr zu denken scheint. Ihr seid meine Stärke und mein Fundament. Ihr müsst an unseren Sieg glauben, wenn ich mich Kloob stelle. Ich werde dies allein tun, denn so ist es vorherbestimmt! Ohne Kloob wird seine Armee ein zahnloser Tiger sein, seine Soldaten wieder eure Brüder, Väter und Söhne.«
Unter den Zuhörern erhob sich aufgeregtes Gemurmel. Juliane hob ihre Arme beschwichtigend. »Wenn dieser Moment gekommen ist, bitte ich euch, seid barmherzig und beweist Güte, wie ich es täte.«
Moira trat neben sie und nickte bestätigend. Dies schien die Leute zu überzeugen. Jubel erhob sich und Juliane erkannte in vielen Gesichtern Sehnsucht und Hoffnung.
Beinahe von allen unbemerkt traten zwei fremde Männer auf die Lichtung. Sie trugen silbrig-glänzende Rüstungen, die eine entfernte Ähnlichkeit mit der ihren hatten. Ihre Gesichter verbargen sie unter Helmen, von denen einer einem Wolfskopf nachempfunden war, der andere hingegen den Kopf eines Löwen darstellte. Sie hatten die Gruppe beinahe erreicht, als sich Aran ihnen in den Weg stellte. Seine Hand ruhte wie zufällig am Schwertknauf. Fast sofort erkannte Juliane, dass die Fremden keine Waffen mit sich führten. Doch das schien für Aran kein Grund zu sein, seine Hand von seiner Waffe zu lösen.
»Wer seid ihr und was wollt ihr?«, wollte er wissen und Misstrauen schwang in seinen Worten mit.
Die Ritter setzten ihre Helme ab. Der eine war ein Mann, der andere Krieger erwies sich als Frau. Sie trug ihr rotblondes Haar so kurz wie ein Mann und quer über ihr Gesicht verlief eine hässliche Narbe. Die beiden durchforschten die Menge.
Juliane spürte, dass sich Elyna versteifte, kaum dass sie die zwei Fremden entdeckte. Wer mochten sie sein? Woher und warum kamen sie?
Als die Unbekannten Elyna sahen, fielen sie auf die Knie und senkten ihre Häupter. »Wir grüßen Euch, ehrenwerte Herrscherin Goryydons«, sagten die beiden mit auf den Boden gerichteten Blicken.
»Erhebt Euch, edle Ritter, was führt Euch hierher?«, entgegnete Elyna.
Die Ritter richteten sich auf und hefteten ihren Blick auf die Königin. »Unsere Herrin, Mathys, Erbin und Hüterin der Amazonenkrone und Herrscherin Khkiras, hat uns, ihre Leibwache und hundert weitere Soldaten zu Eurer Unterstützung entsandt, Hoheit.«
»Hundert Soldaten«, hauchte Kalira und schnappte nach Luft.
»Und fünfzig Frauen der königlichen Leibwache«, ergänzte die Sprecherin der khkiraischen Abgesandten.
Elyna nickte. »Wir danken Eurer Königin von ganzem Herzen für Ihre Hilfe. Bitte überbringt Ihr unseren Dank und übermittelt Ihr unsere Wertschätzung. Beizeiten werde ich Ihr persönlich danken.«
Die Khkirani trat näher. »Unsere Königin bat mich, Euch zu fragen, ob Ihr ihre Botschaft versteht?« Sie hatte ihre Stimme gesenkt, sodass nur Elyna und die direkt Umstehenden hören konnten, was sie sagte.
Elyna nickte. »Ich habe verstanden«, erklärte sie ebenso leise und fügte lauter hinzu: »Doch nun sagt, wo sind Eure Soldaten?«
Die Soldatin drehte sich um und stieß einen lauten Pfiff aus. Schritte zahlreicher Menschen und Pferde ließen den Boden erzittern, als die khkiraischen Krieger dem Ruf ihrer Anführer folgten und zu ihnen kamen. Die Lichtung war nicht groß genug, alle Soldaten dort Aufstellung nehmen zu lassen und so reihten sie sich zwischen den Bäumen auf.
Juliane ließ ihren Blick begeistert über die khkiraischen Kriegerinnen und Krieger schweifen. Sie sandte ein inniges Dankgebet an die Götter. Sollte es zu einem Gefecht zwischen Rebellen und Todesreitern kommen, so wäre das Verhältnis wenigstens
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