Der Zauberspiegel
Opfermesser und eine flache Schüssel platziert, in der Kräuter schwelten und die Luft mit einem bitteren, schweren Duft schwängerten.
»Meister, die Frauen sind da.« Iorgen verbeugte sich und verharrte in der Haltung.
Aus dem Schatten trat eine Gestalt. Der Mann machte eine auffordernde Handbewegung. Iorgen erhob sich und verließ den Raum. Kloob trat näher.
Juliane stockte der Atem. Sie hatte alles erwartet, nur nicht das: Kloob war jung und – sie fand kein anderes Wort – schön. Das dunkle Haar umrahmte ein schmales, fein geschnittenes Gesicht. Runde, dunkle Augen beschatteten schwarze Wimpern, sinnliche Lippen fesselten ihre Aufmerksamkeit.
Juliane fühlte hinter sich etwas wie einen warmen Windhauch, ein Wispern. Dann ließen sie die Hände der Soldaten los, ihre Körper erschlafften und die Todesreiter fielen wie nasse Säcke zu Boden. Eine Frauenhand legte sich auf ihre Schulter und sie fühlte, wie ihre Fesseln durchschnitten wurden. Erleichtert nahm sie ihre Hände nach vorn und massierte ihre Gelenke, bis das Blut zu zirkulieren begann.
Moira trat neben Juliane und Kloob nickte fast bestätigend. Er ließ nicht erkennen, ob er überrascht oder erschrocken darüber war, dass Moira in Kaliras Gestalt bis zu ihm vorgedrungen war.
»Schau in seine Augen«, flüsterte Moira. Sie schien zu wissen, welchen Eindruck Kloob auf sie machte. Vielleicht fiel Moira einst ebenfalls auf seine Schönheit herein.
Gehorsam tat sie, was Moira verlangte und zuckte entsetzt zurück. Die Augen glichen Seen des Bösen, die sie in ihre Tiefen ziehen wollten. Sie konnte den Hass und das Böse in seiner Seele körperlich spüren. Es sickerte durch jede Pore und verdüsterte ihre Seele, zerrte an ihr und lockte mit Verheißungen. Versprechen von Macht und Reichtum und der Zusage von allem, was sie je erträumte zu erhalten.
Aran, schoss es Juliane durch den Kopf. Nichts begehrte sie mehr als Aran. Mit einem Schnalzen wie ein Peitschenhieb knallte die silberne Schnur durch ihr Innerstes und brach den Bann. Kopfschüttelnd wich sie zurück.
»Herzlich willkommen in meinem bescheidenen Heim«, begrüßte Kloob sie mit weit ausholender Geste. Er zeigte mit keiner Regung, was er über Moiras Anwesenheit dachte. Er warf den schlafenden Soldaten einen kurzen Blick zu. »Du hast dir viel Mühe gegeben, mich zu erreichen, Moira.« Er hielt einen Moment inne und Spott schlich sich in seine bösen Augen. »Ich bin erstaunt, dass du erneut die Konfrontation mit mir suchst. Immerhin besiegte ich dich bei unserer letzten Begegnung und kann das jederzeit wiederholen. Willst du mich tatsächlich herausfordern?«
Seine Worte lösten Julianes Erstarrung und sie trat vor. »Nicht sie fordert dich heraus, sondern ich.« Ihre Stimme zitterte.
Kloob musterte sie intensiv. Juliane erwiderte seinen Blick und fühlte sich wie hypnotisiert. Sie konnte die Macht fühlen, die der Zauberer besaß.
Der Mann beendete seine Begutachtung und machte eine abweisende Handbewegung. Gleichzeitig taumelte sie zurück, als hätte er sie gestoßen, dabei hatte er sie nicht einmal berührt. »Geh, Kind! Du bist es nicht wert, dass ich mich mit dir abgebe«, sagte Kloob. Seine Miene zeigte keinerlei Regung, doch in seinen Augen flackerte ein gehässiger Ausdruck auf.
Juliane fing sich stolpernd und näherte sich dem Magier ein paar Schritte. Aus einem ihr unbekannten Grund regte sich ihr Widerstand gegen Kloobs unwirsche Haltung. Vielleicht war es ihr altes, rebellisches Ich, das noch aufflackerte, vielleicht aber auch der Schreck über die Tatsache, dass sie nicht komplett immun gegen seine Magie war.
»Ich bin die Auserwählte«, entgegnete sie mit fester Stimme. »Nicht Moira fordert dich heraus, sondern ich, Kloob!«
Kloob starrte sie an, dann brach er in schallendes Gelächter aus. »So verzweifelt seid ihr, Moira? So hoffnungslos, dass ihr ein Kind gegen mich in den Kampf schickt? Soll ich sie sofort töten oder erst noch eine Weile mit ihr spielen?«
»Sie ist die Auserwählte, Kloob. Sie wird dich besiegen«, erwiderte Moira ruhig.
Juliane bückte sich rasch und nahm einem der Todesreiter das Schwert ab. Keinen Moment ließ sie den Magier aus den Augen.
Sein schönes Gesicht verzerrte sich hasserfüllt. »Nun gut«, stieß Kloob hervor und hielt plötzlich ein Schwert aus schwarzem Metall in der Hand. Er stürzte auf Juliane zu und attackierte sie.
Kloob und Juliane umringten einander wie auf der Lauer, dann schlug er mit voller Wucht zu,
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