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Der Zauberspiegel

Der Zauberspiegel

Titel: Der Zauberspiegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Carver
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verstohlen nach Arans Hand griff und sie drückte. Sein Daumen streichelte ihren Handrücken und seine Erleichterung hüllte sie ein wie eine kuschlige Decke.
    Eine Frau kicherte hysterisch.
    Juliane erhob sich und schüttelte den Kopf. Das nasse Haar klatschte an Wangen und Nacken. Ihre Knie fühlten sich watteweich an und ihr Herz klopfte wie wild. Sie starrte auf die Burgmauer, auf der die Todesreiter reglos Spalier standen und auf die Rebellen hinabblickten. Die musste Kloob wohl an den Zinnen festgeklebt haben! Kalira folgte Julianes Blick und entdeckte Trian. Sie schüttelte den Kopf.
    »Ich hätte nie gedacht, dass Trian sich mit dem Feind verbünden würde«, murmelte Kalira.
    »Das ist nicht Trian«, erklärte Juliane müde. »Iorgen sagte, er wäre ein Geschöpf Kloobs.«
    Kalira musterte ihre Freundin überrascht. »Aber …, wo ist dann Trian?«
    »Vermutlich tot«, sagte Aran.
    »Kommt«, rief Rael vom Lagerfeuer herüber. »Wir haben etwas zu besprechen!«
    Und ob sie das hatten! Kloob schien weder gewillt aufzugeben noch spielte er mit offenen und ehrlichen Karten. Nach dem Zwischenfall von vorhin argwöhnte sie, dass er auch nicht vorhatte, abzuwarten, bis sie an Altersschwäche starb.
    Einer der Knechte brachte ihr trockene Kleider. Juliane schaffte es, die nassen Sachen auszuziehen und gleichzeitig mit einer Decke ihre Blöße zu verbergen. Als es daran ging, das trockene Hemd überzustreifen, kam ihr Aran zu Hilfe. Er hielt die Decke, während sie in das Oberteil schlüpfte. Auf ähnliche Art zog sie ihre Hosen aus und trockene an.
    Danach setzte sie sich neben Aran ans Feuer, streckte ihre Hände aus und lauschte der Unterhaltung der Rebellenanführer. Eine Frau drückte Juliane einen Becher heißen Gewürzwein in die Hand, den sie dankend annahm. Sie trank ein paar Schlucke, wärmte ihre Hände an dem warmen Tongefäß und reichte ihn an Aran.
    Sie beugte sich vor. »Warum überlisten wir Kloob nicht?«
    Rael starrte sie an, als hätte sie den Verstand verloren. Die anderen wirkten neugierig, aber schienen nicht zu glauben, dass sie wüsste, wovon sie sprach. Natürlich. Sie war ja nur das Maskottchen.
    »Himmel, Arsch und Glühdraht«, fluchte sie kaum hörbar. Sie mochte vielleicht keine praktische Erfahrung mit so was haben, aber sie war mit allen Blockbustern vertraut. Dort wurde oft genug betrogen, gelogen, überlistet und intrigiert. Sie hielt sich für intelligent genug, wenigstens eine brauchbare Ideensammlung zu bieten. »Es geht um meinen Kopf, da kann ich wohl mitreden«, verteidigte sie sich gegen Raels stummen Vorwurf. Sie sah zu Ranon und Moira, die noch am zugänglichsten wirkten. Neben ihr straffte sich Aran. Na klar, typisch! Er sollte nicht glauben, er habe das Recht, über sie zu bestimmen.
    »Kloob will mich haben. Warum geben wir seinem Wunsch nicht nach?«, schlug sie vor.
    »Ich glaube, du hast zu viel von dem schmutzigen Wasser geschluckt«, knurrte Aran neben ihr.
    Sie verpasste ihm einen Knuff und freute sich, als er fluchte, weil er sich mit dem Wein bekleckert hatte. Aus den Augenwinkeln sah sie, dass Kalira sich ein Grinsen verkniff.
    »Es ist mein Ernst«, redete sie hastig weiter, ehe jemand protestieren konnte. »Wir müssen es ihm nur so verkaufen, dass er meint, er behalte die Fäden in der Hand.« Sie verbesserte sich, als sie merkte, dass ihre Wortwahl auf Irritationen stieß. »Er muss glauben, er würde gewinnen.«
    Kalira rückte näher. »Ich könnte vorgeben, ich würde euch verraten«, überlegte sie laut.
    Einen Moment herrschte Schweigen. Dann streckte Elyna ihre Hand nach Kalira aus. »Das ist waghalsig. Wenn …«, ihre Stimme brach.
    Kalira runzelte die Stirn. »Nicht gefährlicher als alles andere, was wir bereits hinter uns haben. Ich glaube, ich könnte Iorgen überzeugen.«
    »Iorgen ist ein aufgeblasener Wichtigtuer«, bestätigte Juliane.
    »Er wurde nicht die rechte Hand Kloobs, weil er einfältig oder leicht zu überrumpeln ist«, warnte Aran die anderen.
    »Dann muss unser Plan umso besser sein«, stellte Kalira fest.
     
    »Wohin reiten wir?«, erkundigte sich Juliane. Im Dunkeln hatte sie Mühe, mehr als Kaliras Umrisse auszumachen. Der hellste Punkt in dieser Nacht waren die Sterne und das Mondlicht, dessen fahles Leuchten fast schon Friedhofsatmosphäre verbreitete.
    Staubwolke schnaubte und Juliane tätschelte seinen Hals. Kalira drehte sich zu ihr um, hob den Zeigefinger an die Lippen und bedeutete ihr so, zu schweigen. Angst flammte

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