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Der Zauberspiegel

Der Zauberspiegel

Titel: Der Zauberspiegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Carver
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Es war zu einfach. Viel zu einfach, sie konnte nicht glauben, dass sie so leicht zu Kloob gelangen sollte.
    Das Innere des Turms war düster und feucht und wirkte nicht besser als der Gefängnisturm. Juliane hatte verschwenderischen Reichtum erwartet. Doch alles im Turm schien vernachlässigt und alt zu sein. Sie fixierte die Nischen und Schatten. Fast erwartete sie, dass Wachposten im Verborgenen auf etwaige Eindringlinge lauerten. Doch es blieb ruhig. Kloob fühlte sich zurecht sicher. Die Burg verfügte über starke Mauern und seine Schergen konnten ihn durch seine Zaubermacht vermutlich nicht einmal hintergehen.
    Eine gewundene Treppe führte nach oben. Durch einzelne Schießscharten sickerte die aufgehende Morgensonne, die die bedrohliche und düstere Atmosphäre im Turm aber nicht durchbrach oder aufhellte, sondern eher noch hervorhob.
    Zitternd zog Juliane ihre Schultern hoch. Es war empfindlich kühl und von oben schien ein eisiger Windhauch herunterzuwehen. Iorgen stieg vor ihnen die Stufen empor, zwei Soldaten flankierten Juliane, ein weiterer bildete hinter Kalira die Nachhut.
    Julianes Panik verursachte ihr Schwindelgefühle. Würde sie den Kampf überleben? Bemerkten ihre Anhänger, was hier in der Burg vorging? Ihr Ablenkungsmanöver war geplant, doch würde es auch funktionieren? Schließlich wussten die Rebellen nicht, wann es so weit sein würde einzugreifen.
    Sie senkte den Kopf und starrte auf ihre Fußspitzen. Schon länger hatte sie über der Prophezeiung und ihrem Wortlaut gebrütet. Es gab keine Auskunft über den Ausgang für die Auserwählte. In einem Kampf siegreich zu sein, bedeutete nicht automatisch, ihn zu überleben. Eine eigenartige Ruhe erfasste sie. Nicht einmal Moira kannte den Ausgang des Zweikampfes. Vielleicht entschieden die ominösen Schicksalsmächte spontan. Wer wusste das schon?
    Juliane war erwählt worden, die Herrschaft Kloobs zu beenden und ihn zu töten, und genau das würde sie tun. Das schuldete sie ihren Freunden und Goryydon. Es war das Amazonenherz Zadieyeks, das ihr diese Gelassenheit einflößte.
    Der Weg hinauf zum Turmzimmer schien sich endlos hinzuziehen. Am Ende der Stufen angekommen, hielten sie inne.
    Julianes Angst kehrte zurück, setzte sich wie ein Blutegel in ihren Nacken und trieb ihr kalten Schweiß auf Stirn und Handflächen. Ihre Kehle wirkte wie ausgedörrt, ihr Magen zog sich im Takt ihres rasenden Herzens zusammen. Sie hätte sich gewünscht, jemand wäre bei ihr, der ihr Trost spendete, ihr wenigstens die Hand auf die Schulter legen würde und ihr das Gefühl vermittelte, nicht allein zu sein.
    Sie beugte sich vor, die Hände auf ihre Knie gestützt und kämpfte gegen Schwindel, Übelkeit und Zittern an. Sie hatte Mühe zu atmen, rang nach Luft und glaubte, ihre Kehle hätte sich verengt. Weshalb sonst drang kaum mehr Sauerstoff in ihre Lungen? So viele, so entsetzlich viele Menschen waren wegen ihr gestorben. Yorim, der Bauer, seine Frau Pathi, Alys und Torus! Die vielen namenlosen Leichen. Ihr Blut klebte an ihren Händen und dort draußen starben in diesem Augenblick gewiss noch mehr Menschen. Vielleicht nicht vor der Burg, aber irgendwo. Die Schuld drückte sie nieder. Wie viel mehr Menschen starben erst, wenn sie versagte?
    Ihr letztes Gespräch mit Moira kam ihr in den Sinn. Auf ihre Selbstzweifel hatte die weise Zauberin mit einem milden Lächeln geantwortet. »Du schaffst es. Du bist viel stärker, als du im Moment glaubst. Deswegen wurdest du vom Schicksal auserwählt.«
    »Ich teile deine Zuversicht nicht. Wer bin ich schon?« Juliane schüttelte den Kopf.
    »Wir glauben an dich! Die Schicksalsmächte sind an deiner Seite«, erklärte Moira eindringlich und blickte ihr fest in die Augen. »Du bist dazu ausersehen. Zweifle nicht!« Moira hatte ihre Hände auf Julianes Schultern gelegt und aufmunternd gedrückt.
    Diese Situation rief sich Juliane nun in Erinnerung und tatsächlich fühlte sie sich ermutigt.
    Iorgen öffnete die Tür und trat ein. Juliane folgte ihm, rang ihre Emotionen nieder und versuchte, Herrin über ihre Angst zu werden.
    Im Raum hinter der Tür herrschte Düsterkeit. An einer Wand befand sich ein Regal, auf dem allerlei Gerätschaften und Behältnisse mit seltsamem Inhalt aufgereiht waren. Sie schluckte, als sie eine Schüssel sah, in der ein menschliches Herz zu schwimmen schien. In der Mitte des Zimmers stand ein Altar aus pechschwarzem Marmor, auf dem dreizehn schwarze Kerzen brannten. Die Lichter waren um ein

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