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Der Zauberspiegel

Der Zauberspiegel

Titel: Der Zauberspiegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Carver
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des Wesens waren grün, und obwohl er nicht nach unten sah, wusste Juliane, dass er goldene Augen besaß. Aus einem Grund, den sie sich nicht erklären konnte, fühlte sie sich mit dem Drachen auf eine besondere Weise verbunden. Als er an ihr vorübergeflogen war, sah Juliane, dass auf seinem Rücken ein Mädchen saß, kaum älter als sie selbst, mit ebenso hellem Haar und in einem schimmernden weißen Kleid.
    »Wer bin ich?«, flüsterte Juliane. »Was ist Traum und was Wirklichkeit?«
    Aran nahm ihr Gesicht zwischen seine Hände. Das silberne Band schien sich um sie zu wickeln und Juliane fühlte sich verwirrt, aber zugleich vollkommener und klarer als jemals zuvor in ihrem Leben. »Weißt du das immer noch nicht? Du bist meine Seelengefährtin. Wir sind eins. Für immer.«
     
    Juliane erwachte kurz vor Sonnenaufgang noch vor ihren Freunden. Sie starrte auf die rauchenden Überreste des Lagerfeuers. Noch nie hatte sie einen Gedanken an Wiedergeburt verschwendet. Aber ihre Träume, vor allem dieses durchdringende Gefühl vager Erinnerungen, stimmte sie nachdenklich. Existierte sie einst, in einem vergangenen Leben, als Zadieyek, die legendäre Amazonenkönigin?
    Aran regte sich. Sie hielt mit ihren Überlegungen inne und beobachtete ihn. Ihr Herz klopfte schneller, als er die Augen aufschlug und sein erster Blick auf sie fiel. Verschlafen lächelte er und musterte sie voll Leidenschaft in seinen Augen. Sie fühlte Kribbeln und Hitze durch ihren Körper wirbeln. Als wäre er bei etwas Verbotenem ertappt worden, unterbrach er den Kontakt und richtete sich auf.
    Ein schmerzhaftes Sehnen nach ihm erfüllte ihr Innerstes. Ob er ahnte, dass sie nur darauf wartete, dass er den ersten Schritt tat? Er betrachtete sie nachdenklich und sie fragte sich, ob es für sie beide eine gemeinsame Zukunft geben konnte. Der Spiegel, der sie herbrachte, war nicht mit ihr gekommen. Vielleicht war sie in Goryydon gefangen? Die Aussicht machte sie fast atemlos vor Glück.
     
    Vor den Freunden erhoben sich die Felswände der Blauen Berge.
    Juliane erschauderte unwillkürlich, als sie an die letzte Etappe ihres Weges dachte. Sie erinnerte sich an den anstrengenden Weg hierher. An die Kälte, den rauen Wind, die unheimlichen Geräusche und die Nächte ohne Schlaf, weil sie keinen Platz zum Rasten fanden.
    Sie spürte die Angst eines anderen, und ohne aufzublicken wusste Juliane, dass es Arans Gefühle waren. Sie streckte verstohlen ihre Hand nach seiner aus und drückte sie kurz. Nicht nur um ihn zu beruhigen, sondern auch, um sich selbst Mut zu machen. Sie seufzte und starrte auf die steilen Felswände, die sich zerklüftet und abweisend vor ihr erhoben.
     
    Noch bevor sie die Hälfte des Weges zurückgelegt hatten, fühlte sich Juliane erschöpft. Nur Moira schien von den Strapazen unbeeindruckt und überraschte sie alle mit ihrer aufmunternden Art.
    In einer der seltenen Nächte, in denen sie einen Platz zum Schlafen gefunden hatten, weckte Aran sie sanft. Seine Haare hingen wirr in sein Gesicht, und sie fühlte seine Unruhe und Besorgnis.
    »Juliane.« Er hockte sich neben sie und sein Körper verströmte Wärme. Dennoch wickelte sie sich fröstelnd in ihre Decken und setzte sich auf.
    Der Wind pfiff unheimlich durch die verschlungenen Spalten und Schluchten des Gebirges und Juliane spürte den eisigen Hauch in ihrem Nacken. Hoch am Himmel standen die Sterne und der Vollmond und erhellten das Land mit ihrem silbrigen Schein.
    »Werde ich den Rebellen willkommen sein?«, erkundigte Aran sich und er klang beunruhigt.
    Juliane ergriff seine Hand, was Aran nicht zu bemerken schien. Sie blickte in seine Augen und heiße Liebe brannte in ihrem Innersten. Ich liebe dich, Aran. Ich liebe dich so sehr , dachte sie verzweifelt. »Wieso sollten sie das nicht?«
    »Ich war ein Todesreiter. Und ich bin …« Aran verstummte, doch Juliane wusste, was er sagen wollte: Er war kein Weißer.
    Was hat er nur alles erlebt, dass es für ihn so schwer ist, zu begreifen, dass es Menschen gibt, die nicht auf seine Hautfarbe achten? Sie drückte seine Hand. »Du bist uns ein guter Freund, und wenn du es zulässt, werden auch die anderen deine Gefährten. Glaube mir. Niemand wird auf das schauen, was du einmal warst. Es ist nur wichtig, was du jetzt bist.« Sie umarmte Aran fest und merkte, wie seine Anspannung nachließ. »Aran«, flüsterte sie mit sanfter Stimme und wollte ihm ihre Liebe gestehen, doch bevor ihr das Geständnis entschlüpfte, presste sie die

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