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Der Zauberspiegel

Der Zauberspiegel

Titel: Der Zauberspiegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Carver
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auf das Wiedersehen mit den Rebellen, erinnerte sich aber an Torus, der tot und begraben im Morvannental ruhte. Einer der unzähligen Toten, die dieser Krieg forderte, und noch fordern würde. Der Wind trug den Ruf eines Eichelhähers heran. Ranon hatte ihn ausgeschickt, um sie anzukündigen.
    »Das ist ein Zeichen für unsere Leute«, erklärte Kalira an Juliane und Aran gewandt.
    Sie konnte ihre Vorfreude über das Wiedersehen mit ihrer Mutter und ihren Freunden kaum verbergen. Auch Ranon und Juliane ließen sich von dieser Spannung anstecken. Sogar Moira lächelte.
     
    Es dauerte noch eine ganze Weile, bis sie den letzten Pass hinter sich gelassen hatten, der sie von dem Rebellenversteck trennte. Auf dem Vorplatz hatte sich nichts verändert.
    Der glatte Fels war hie und da mit dornigem Gestrüpp bewachsen, wenige Meter weiter unten standen die Baumstümpfe, verwittert und jeder Verrottung trotzend. Die Dornenbüsche und Sträucher waren dichter und größer geworden und hatten inzwischen erneut alle Blätter verloren.
    Rebellen strömten aus dem Höhleneingang, um die Heimkehrenden freudig zu begrüßen. Sie schwangen sich aus den Sätteln. Juliane ergriff Arans Hand, als sie spürte, wie er sich kaum merklich versteifte. Sie lächelte ihm zu, dann lenkte Brack ihre Aufmerksamkeit auf sich, der sie freudig umarmte.
    Brack musterte Aran abschätzend, aber nicht unfreundlich. »Du bist ein Krieger«, sagte er mit unbewegtem Gesicht.
    Aran zeigte vor dem entstellten Gesicht des angejahrten Rebellen weder Angst noch Ekel. Juliane holte erleichtert Luft. Damit hatte Aran Brack schon für sich eingenommen. Sie wusste, wie sehr Brack es hasste, wegen seiner Narben verachtet oder, schlimmer noch, bemitleidet zu werden.
    Aran nickte und fixierte Brack mit stoischer Miene. Ein Lächeln breitete sich über Bracks Gesicht aus. Er reichte Aran die Hand. »Du bist hier willkommen«, erklärte der ältere Krieger. »Wir sollten unsere Kräfte einmal messen.« Nachdem er Aran auf die Schulter geklopft hatte, wandte er sich ab und verschwand im Inneren der Höhle.
    Juliane lächelte, sie war zufrieden.
    Immer mehr Rebellen kamen auf Juliane zu, um sie zu begrüßen. Die meisten kannte sie nicht. Seit ihrem Aufbruch waren viele neue Rebellen aus dem Reich in das Versteck gekommen.
    Als der Menschenstrom nachließ, bemerkte sie drei junge Mädchen, die abseitsstanden, Aran verschämt beobachteten und miteinander tuschelten. Aran versteifte sich erneut.
    Juliane war überrascht. Wusste Aran denn nicht, wie attraktiv er war? Sie stieß ihn an. »Du hast deine ersten Verehrerinnen gefunden.« Sie schluckte ihre Eifersucht hinunter und grinste Aran an.
    Dieser wirkte erstaunt. Er lächelte die tuschelnden Mädchen kurz an, und als diese sich kichernd und errötend in die Höhlen zurückzogen, wagte Juliane eine Annäherung, indem sie Arans Hand ergriff. Die Anwesenden sollten wissen, dass Aran und sie zusammengehörten.
    Ein Mann trat ins Freie und verharrte am Eingang. Juliane warf ihm wie Aran einen kurzen Blick zu und wollte sich abwenden, doch sie bemerkte, wie Aran den Mann weiter anstarrte. Sie kannte ihn nicht. Er wirkte unscheinbar. Weder besonders groß noch sonderlich klein, mit nichtssagendem Gesicht. Das Einzige, das an dem Fremden auffiel, war der Ausdruck seiner Augen. Ein gehässiger und sogar hinterhältiger Blick lag in ihnen.
    Aran sah aus, als würde er diesen Mann erkennen, aber dieser wandte sich ab und verschwand im Inneren der Höhle, ohne gegrüßt zu haben.

13. Kapitel – Geständnisse
     
     
     
    E ine schreiende Frau lenkte Arans Aufmerksamkeit auf sich. Ihr Haar war sorgfältig hochgesteckt und sie trug ein Kleinkind auf dem Arm, das sie nun in einer Geste der Verzweiflung an sich drückte. Der Kleine stimmte in das Gekreische ein und zappelte vergebens gegen den Griff seiner Mutter. Das Gesicht der Frau verzog sich zu einer untröstlichen Miene. Sie sackte in die Knie, wiegte den Jungen auf ihren Armen, während ihr schmaler Körper von Weinkrämpfen geschüttelt wurde.
    Interessiert wartete Aran, was die anderen vorhatten. Zu seiner Überraschung umringten rasch einige andere die schluchzende Frau, um sie zu trösten.
    »Das ist Kara, Torus’ Frau«, erklärte Juliane und verzog ihr Gesicht schmerzvoll.
    Aran spürte einen leichten Stich im Herzen und rieb sich über die Brust. Ein seltsames Gefühl wühlte in ihm, nur ein sachter Hauch und zu unbestimmt, zu neu, als dass er es hätte benennen

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