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Der Zauberstein von Brisingamen

Der Zauberstein von Brisingamen

Titel: Der Zauberstein von Brisingamen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Garner
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sich Colin und Susan unwillkürlich dichter an den Zauberer, doch nichts regte sich in der Schwärze der Höhle.
    «Leben in all den Minen hier Svarts?», wollte Susan wissen.
    «Allerdings. Sie besitzen auch eigene Bauten, aber als die Menschen hier gruben, sind sie ihnen gefolgt, in der Hoffnung, Fundindelve würde so freigelegt; und als die Menschen fortgingen, machten sie sich hier ungehindert breit. Ihr müsst euch darum jetzt um jeden Preis von den Minen fern halten.»
    Cadellin führte die Kinder vom Stormy Point aus auf einen breiten Weg, der sich schnurgerade durch den Wald bis zum offenen Gelände zog, wo er abrupt die Richtung wechselte und sich an der Wiese, die das Waldgebiet säumte, entlangschlängelte. Dies, sagte der Zauberer, sei einst eine Elfenstraße gewesen und Reste des einstigen Zaubers seien hier noch immer wirksam. Kein Svart würde seinen Fuß dorthin setzen und die Morthsippe täte dies nur in arger Bedrängnis und dann könnten sie es nicht lange ertragen, dort zu gehen. Er schärfte den Kindern ein, nur diesen Weg zu benutzen, wenn sie ihn besuchen müssten, und nicht davon abzukommen. Der Wald sei stellenweise verhext und sehr gefährlich. «Aber was sag ich denn!», meinte er dann. «Das habt ihr ja schon zu spüren bekommen!» Klüger wäre es, dachte er, den Wald ganz und gar zu meiden, und auf keinen Fall dürften sie ins Freie gehen, wenn erst einmal die Sonne untergegangen ist.
    Der Weg endete neben dem Gasthof «Zum Zauberer», und von dort waren sie noch keine hundert Meter gegangen, als sie Hufgetrappel vernahmen. Um die Biegung vor ihnen kam ein Pferdewagen, an dessen beiden Seiten Öllampen flackerten.
    «Das ist Gowther!»
    «Sprecht nicht von mir!», sagte Cadellin.
    «Oh, aber…», begann Susan. «Aber…»
    Aber da waren sie bereits allein.
    «Brr, halt!», rief Gowther Prinz zu. Und nachdem der Wagen quietschend zum Stehen gekommen war, beugte er sich auf seinem Sitz nach vorn.
    «Na, ihr? Find’ ihr’s nicht ‘n bisschen spät, nach Zauberern zu suchen? Ist schon nach elf, dass ihr’s wisst.»
    «Oh, tut uns Leid, Gowther», sagte Colin. «Wir wollten nicht so spät kommen, aber wir haben uns verirrt und haben lange gebraucht, die Straße wieder zu finden.»

    Er dachte, diese halbe Lüge würde bereitwilliger akzeptiert werden als die Wahrheit, und außerdem wünschte Cadellin offenbar, dass seine Existenz ein Geheimnis bliebe.
    «Je nun, dann wollen wir nicht mehr davon sprechen; aber denkt dran, in Zukunft was besser aufzupassen, denn mit all diesen Minenlöchern hier in der Gegend – Bess wollte schon die Polizei und die Feuerwehr losschicken, um euch suchen zu lassen.»
    Als sie auf dem Hof ankamen, ließen Colin und Susan es sich nicht zweimal sagen, ihre schmutzigen Kleider auszuziehen und in die dampfende Badewanne zu steigen.
    Von dort gingen sie gleich zu Bett, und Bess, die wie eine Henne um ihre Küken um sie herumgeflattert war, brachte ihnen Schalen mit gesalzenem, in heißer Milch aufgeweichtem Brot.
    So im Warmen, abgeschrubbt und satt, waren Susan und Colin zu müde, um über ihr Erlebnis nachzudenken oder gar darüber zu sprechen. Als sie sich schläfrig in ihre Laken kuschelten, schien ihnen alles vor den Augen zu verschwimmen: Es war unmöglich wach zu bleiben. Colin glitt in eine wirre Welt voller Schnellzüge und schwarzer Vögel und Farn und Gänge und Laub und Pferde.
    «Oje», gähnte er, «was ist was? Gibt es wirklich Zauberer und Gnome? Oder sind wir noch immer zu Hause? Muss Sue danach fragen… nach… oh… Ritter… Mama fragen… ich glaub nicht an Bauern… Bau… nein… Hexen… und… so was… oh…»
    Er begann ganz leise zu schnarchen.
    Auf dem Scheitelpunkt der Riddings stand eine dunkle Gestalt, groß und hager, und starrte auf das Bauernhaus hinab, wie es im fein gesponnenen Mondlicht dalag. Auf ihrer Schulter hockte ein hässlicher Vogel.

Fünftes Kapitel
    Böse-Buben-Stücke
    Am nächsten Tag war es kühl und regnerisch. Susan und Colin schliefen lange und es war schon nach neun, als sie zum Frühstück herunterkamen.
    «Ich hielt’s fürs Beste, euch heut Morgen nicht zu wecken», sagte Bess. «Ihr saht ja gestern Abend todmüde aus; und ihr seid immer noch was blass. Vielleicht solltet ihr’s erst mal was langsamer angehn und euch nicht wieder auf dem Edge herumtreiben.»
    «Ich glaube, für ein paar Tage haben wir erst mal genug vom Edge gesehen», sagte Susan. «Es war wirklich ziemlich anstrengend.»
    Kaum war

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